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Die ständige Handynutzung belastet unser Daumensattelgelenk und kann zu Arthrose und Sehnenscheidenentzündungen führen – der „Handydaumen“ ist auf dem Vormarsch. Dr. Michael Berndsen und Dr. Georg Garanin, Chefärzte der Abteilung für Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, erklären, wie moderne Behandlungsmethoden helfen, die Schmerzen, insbesondere der Daumensattelgelenkarthrosen, zu lindern, und die Handfunktion zu erhalten.

Was passiert bei einer Daumensattelgelenksarthrose genau?

Dr. Berndsen: „Bei der Daumensattelgelenksarthrose kommt es zum Abbau des Knorpels im Daumensattelgelenk und im Verlauf zu Fehlstellungen. Dadurch wird die Beweglichkeit des Daumens erheblich eingeschränkt. Für die meisten Betroffenen bedeuten alltägliche Bewegungen wie das Öffnen von Flaschen oder das Festhalten von Gegenständen große Schmerzen und Einschränkungen.“

In letzter Zeit hört man immer wieder, dass die Handynutzung eine Rolle bei der Entstehung von Daumensattelgelenksarthrose spielt. Wie stehen Sie dazu?

Dr. Garanin: „Die Handynutzung, insbesondere das ständige Tippen und Scrollen, kann tatsächlich ein begünstigender Faktor für die Entwicklung einer Daumensattelgelenksarthrose und von sogenannten Sehnenscheidenentzündungen sein – was mittlerweile als Handydaumen bezeichnet wird. Durch die wiederholte, einseitige Belastung des Daumensattelgelenks bei jungen Menschen wird dieses übermäßig beansprucht. Diese Art der Überbeanspruchung kann den Knorpelabbau beschleunigen und so eine Arthrose begünstigen. Aber es ist wichtig zu betonen, dass die Entstehung der Arthrose nicht nur durch die Handynutzung verursacht wird. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eine Rolle spielen.“

Welche anderen Faktoren begünstigen die Entstehung einer Daumensattelgelenksarthrose?

Dr. Berndsen: „Neben der Handynutzung gibt es mehrere weitere Faktoren, die das Risiko für eine Daumensattelgelenksarthrose erhöhen können. Dazu gehört eine genetische Veranlagung – wer in der Familie bereits Fälle von Arthrose hat, ist eher gefährdet. Zudem spielt die berufliche und sportliche Exposition eine Rolle. Wer zum Beispiel in seinem Job häufig Greifbewegungen ausführen muss oder im Sport repetitive Belastungen des Sattelgelenks erlebt, setzt das Daumensattelgelenk zusätzlichem Stress aus. Auch die altersbedingte Abnutzung des Gelenks ist ein wesentlicher Risikofaktor, da die Knorpelstruktur im Laufe des Lebens natürlicherweise an Festigkeit verliert. Ein weiterer, oft unterschätzter Einflussfaktor sind hormonelle Veränderungen, insbesondere bei Frauen in den Wechseljahren. Durch die entstehenden hormonellen Veränderungen kann es ebenfalls zu Gelenkproblemen, auch am Daumensattelgelenk, kommen.“

Welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es für die Daumensattelgelenksarthrose?

Dr. Garanin: „In frühen Stadien der Erkrankung setzen wir zunächst auf konservative Maßnahmen. Dazu gehören Schmerzmedikamente, entzündungshemmende Mittel sowie Ergotherapie. Auch spezielle Schienen, die das Daumensattelgelenk stabilisieren, können helfen, die Beschwerden zu lindern. Eine weitere gute Option ist die Blutegeltherapie. Hier konnte wissenschaftlich der Nachweis erbracht werden, dass diese Behandlung den klassischen Kortisoninjektionen oder anderen konservativen Behandlungen überlegen ist. Weitere Optionen sind Stoßwellentherapien oder Injektionen. Diese Ansätze können in erster Linie eine Linderung verschaffen, wenn die Arthrose noch nicht zu weit fortgeschritten ist. “

Was passiert, wenn konservative Therapien nicht mehr ausreichen? Welche chirurgischen Optionen gibt es?

Dr. Berndsen: „Wenn konservative Maßnahmen keine ausreichende Linderung mehr bringen, kommen verschiedene chirurgische Verfahren in Betracht. Eine gängige Methode ist die Resektionsarthroplastik, bei der der Trapeziumknochen entfernt wird, und durch die Hälfte einer Sehne aus dem Unterarm ersetzt wird, um die schmerzhaften Reibungen zu vermindern. Diese Methode wird seit Jahrzehnten sehr erfolgreich angewandt. Zudem besteht die Möglichkeit einer Daumensattelgelenksprothese, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Diese ersetzt das geschädigte Gelenk und ermöglicht ebenfalls eine schmerzfreie und eine gute Beweglichkeit des Daumens.“

Welche Vorteile bietet die Daumensattelgelenksprothese im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden?

Dr. Garanin: „Die Daumensattelgelenksprothese hat den großen Vorteil, dass die Patienten deutlich schneller wieder am normalen privaten und beruflichen Alltag teilnehmen können als dies bei den klassischen Resektionsarthroplastiken der Fall ist. Für aktive Patienten, die auf die Funktionen ihrer Hand angewiesen sind, bietet diese Lösung unabhängig vom Alter ebenfalls eine sehr gute Möglichkeit, Lebensqualität zurückzugewinnen. Die meisten Patienten berichten von einer vollständigen Schmerzlinderung und einer sehr guten Wiederherstellung der Handfunktion.“

Gibt es bei der Implantation einer Daumensattelgelenksprothese Risiken?

Dr. Berndsen: „Wie bei jeder Operation bestehen es auch bei der Implantation einer Daumensattelgelenksprothese gewisse Risiken. Dazu gehören Infektionen, eine mögliche Lockerung des Implantats oder eine Abnutzung über die Jahre. Diese Komplikationen treten jedoch selten auf, und die meisten Patienten profitieren langfristig von einer verbesserten Handfunktion und Schmerzfreiheit. Vor der Entscheidung für eine solche Operation führen wir immer eine gründliche Untersuchung durch, um sicherzustellen, dass die Patienten für diesen Eingriff geeignet sind.“

Wie sieht die postoperative Rehabilitation aus?

Dr. Garanin: „Während wir bei den Resektionsarthroplastiken zwei Wochen ruhigstellen, können die Daumensattelgelenksprothesen frühfunktionell nachbehandelt werden. Wichtig ist, dass die Patienten sich aktiv an der Rehabilitation beteiligen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.“

Fazit:

Die Daumensattelgelenksarthrose ist eine Erkrankung, die zunehmend auch jüngere Menschen betrifft – nicht nur durch Handynutzung, sondern auch durch Faktoren wie genetische Veranlagung, berufliche und sportliche Überbeanspruchung, altersbedingte Abnutzung und hormonelle Einflüsse. Moderne Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere die Daumensattelgelenksprothese, bieten vielen Patienten eine Chance, die Handfunktion langfristig zu erhalten und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Die postoperative Rehabilitation spielt eine zentrale Rolle für den Erfolg der Behandlung.

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