Osteoporose
Unter dem Begriff „Osteoporose“ sind mehrere Osteoporoseformen zusammengefasst und vielfältige Ursachen, die zur Entstehung einer Osteoporose führen.
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Es spielen ursächlich für die Entstehung der Osteoporose der Hormonmangel, die Genetik, das Alter und das Geschlecht neben dem Lebenswandel, der Ernährung, Medikamente wie Cortison oder Aromatasehemmer, entzündliche Erkrankungen wie Rheuma und Morbus bechterew, Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sowie Erkrankungen von Nebenschilddrüse und Schilddrüse eine wichtige Rolle.
An Osteoporoseformen werden die primäre und sekundäre Osteoporose unterschieden. Zur primären Osteoporose gehören die postmenopausale Osteoporose neben der Schwangerschaftsosteoporose, der Osteoporose im Alter und der idiopathischen Osteoporose des Kindes / Jugendlichen bzw. des jungen Erwachsenen / Mannes. Die sekundäre Osteoporose tritt im Zusammenhang mit anderen Krankheitsbildern auf und ist oft mit dem Auftreten von Knochenbrüchen verbunden.
Vielfach liegen Mischbilder der Osteoporose bei mehreren Risikofaktoren vor.
Daneben gibt es andere Knochenstoffwechselerkrankungen, die für Laien wie eine Osteoporose aussehen. Darunter fallen Formen der Osteogenesis imperfekta, der sogenannten Glasknochenkrankheit, die Osteomalazie, auch als Knochenweichheit bekannt, die Osteopetrose oder die sogenannte Marmorknochenkrankheit. Auch bösartige Erkrankungen wie Plasmozytome können eine Osteoporose vortäuschen.
Was ist Osteoporose?
Osteoporose bedeutet (aus dem Griech. kommend) soviel wie ‚poröser Knochen’. Die Porosität führt unbemerkt zum Knochenmasseverlust und zur Verschlechterung der Innenarchitektur des Knochens. Dadurch sinkt die Stabilität.
In der Folge kann es zu Brüchen kommen. Am häufigsten sind Handgelenk, Oberschenkelhals und Wirbelkörper betroffen, aber auch andere Knochen, wie z. B. Rippen und Unterschenkel. Das Heimtückische ist bei der Erkrankung, dass sie oft nicht bemerkt und erst durch Schmerzen bei Knochenbrüchen, die ohne Gewalt ausgelöst werden, in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt wird. Deshalb ist es im Vorfeld eines Bruches wichtig zu erkennen, ob ein erhöhtes Risiko besteht, einen Bruch zu erleiden.
Um das festzustellen, kann der Spezialist anhand der Erfassung aller wichtigen Risiken besser einschätzen, ob und wie hoch das Risiko ist, im Rahmen einer Osteoporose in der Zukunft einen Bruch zu erleiden. Danach erst kann die Empfehlung zur weiterführenden Diagnostik und Behandlung erfolgen.
Die 5 wichtigsten Symptome
- Akute Schmerzen: Diese entstehen bei einem Bruch, durch Fehlstellungen von Knochen und in der Folge von Fehlstellungen der Gelenke sowie durch Veränderung der Haltung.
- Knochenbrüche: Vorrangig treten Knochenbrüche an den Handgelenken und Oberarmen, an Oberschenkeln und Wirbelkörpern auf. Typisch ist, dass der Kraftaufwand, der zum Bruch führt, oft unangemessen gering im Vergleich zu den Folgen erscheint. Jedoch kann eine Osteoporose auch erstmals im Rahmen eines Unfalls.
- Körperlängeneinbuße: Eine Körperlängeneinbuße von 3-4 cm sollte Anlass zu einer Prüfung geben, woher diese kommt. (Osteoporose, Abnutzung der Bandscheiben, seitliche Verbiegung der Wirbelsäule, Haltungsschwäche u.a.).
- Chronische Folgeschmerzen: Brüche der Knochen, so z. B. Einbrüche der Wirbelkörper, ziehen Veränderungen der Körperhaltung und der Stellung kleiner Wirbelgelenke nach sich, so dass sich das Schmerzbild und der Charakter der Schmerzen im Verlauf ändert. Durch die Abnutzung der Gelenkflächen kann es zu Arthroseschmerzen kommen, bei Einengung des Wirbelkanals und der Nervenabgänge zu Nervenschmerzen.
- Beweglichkeits– und Mobilitätseinbußen.
Die häufigsten Ursachen
- Cortison
- Rheuma
- Mangelernährung
- Schwangerschaft
- Muskelabbau, Unsicherheit, Stürze, Epilepsie, Bewegungsmangel
- Morbus Parkinson
- Hormonmangel bei Frauen und Männern (Anorexia nervosa, Prostatakarzinombehandlung, Operationen der Geschlechtsorgane)
- Nikotin
- Erkrankungen der Geschlechtsorgane, der Nebennieren, Schilddrüse und Nebenschilddrüse
- Vitamin 12- und Folsäuremangel, Homocysteinämie
- Organtransplantation mit nachfolgenden, die Immunabwehr schwächenden Medikamenten
- Knochenerweichung bei Vitamin–D–Mangel ( Osteomalazie)
- Knochenmarkserkrankungen, wie Mastozytose oder Plasmozytom,
- Speicherkrankheiten, wie z.B. Morbus Gaucher
- Genetische Erkrankungen, wie z.B. Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta)
- Diabetes mellitus (Link zu entsprechendem Krankheitsbild intern)
- Erkrankungen des Magen - Darmtraktes mit reduzierter Aufnahme von Nährstoffen
Osteoporose ist heute gut zu behandeln und nicht als Schicksal hinzunehmen. Eine frühe Aufklärung über die Entstehung der Erkrankung und die Prophylaxe sind die ersten Schritte vor Beginn einer erfolgreichen Behandlung. Oft liegt der Behandlungserfolg in der individuell entwickelten Komplexität der Maßnahmen.
Die typischen Schritte einer Diagnose
Risikoprofil erheben: ausführliche Besprechung der Vorgeschichte des Patienten
Ausführliche körperliche Untersuchung: neben einer internistischen ist auch die Untersuchung des Skelettsystems erforderlich mit Beweglichkeitsprüfung, Balance, Wirbelsäulenuntersuchung, Kraftüberprüfung und neurologischer Untersuchung
Labor: Calcium Alkalischer Phosphatase. Phosphat, Elektrophorese, Entzündungsparameter, Schilddrüsenparameter, Nieren- und Leberfunktionsparameter, spezifische Knochenparameter.
Röntgen: die Wirbelsäule in 2 Ebenen, ggf. laterale Morphometrie.
Knochendichtemessung: DEXA, minimale Röntgenstrahlen, problemlose Wiederholbarkeit, gute Vergleichbarkeit im Verlauf.
Die DEXA – Messung (Zwei Energie Röntgenabsorptiometrie = Dual Energy X – Ray Absorptiometrie) wird zur Bestimmung der Knochenmineraldichte eingesetzt. Es werden sehr geringe Röntgenstrahlen mit zwei unterschiedlichen Energien genutzt. Dadurch ist es möglich, den Knochen/Knochendichte vom umgebenden Weichteilmantel zu differenzieren. (- BILD von Messgerät und AUSDRUCK eines MESSERGEBNISSES einfügen gewünscht).
Die Messung sollte in der Regel alle (1) – 2 Jahre im Verlauf wiederholt werden, in Ausnahmefällen auch eher.
MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie): bei speziellen Fragestellungen, vor Vertebro- oder Kyphoplastie.
Beckenkammbiopsie: Knochenprobeentnahme aus dem hinteren Beckenkamm (Spina iliaca posterior superior), Durchmesser 2 mm, Untersuchung des Materials auf Knochenzellen, Ausmaß des Knochenmasseverlustes und der Architektur, Abgrenzung anderer Knochenerkrankungen (durch einen spezialisierten Pathologen).
Knochenszintigraphie: Abgrenzung anderer Knochenerkrankungen (z. B. Metastasen, fokale osteologische Krankheitsbilder).
5 mögliche Therapiemethoden
- Calciumbetonte ausgewogene Ernährung.
- ausgeglichener Vitamin D - Stoffwechsel.
- Prophylaktisches und therapeutisches Osteoporosetraining, umfasst alle Facetten des Trainings wie Aufwärmung, Dehnung der Muskulatur, Ausdauer, Kraft, Balance und Koordination.
- Medikamentöse Tabletten - Behandlung: Inzwischen stehen unterschiedliche spezifische Medikamente zur Verfügung, die individuell Einsatz finden - je nach Risikoprofil und Osteoporoseform unter Einbeziehung der Begleiterkrankungen.
- Medikamente mit Verabreichung über die Haut oder die Vene: Umgehung des MDT, Verträglichkeit gut, Compliance dann 100 %, Intensivierung der Behandlung, sowohl osteoanabole als antiresorptive Behandlung möglich, z.B. intravenöse Bisphosphonate auch mit schmerzlindernder Wirkung.
Osteoporose – Symptome, Ursachen, Therapie
Dr. med. Ines Feyen, Internistin, Innere Medizin - Rheumatologie, Klinische Immunologie und Osteologie, klärt über Osteoporose in der Sendung „Natürlich gesund“ auf.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit der Sendung Natürlich gesund. Mein Name ist Julia Nogli und mein Gast ist heute Dr. Ines Feyen, Internistin in der Fachabteilung für Innere Medizin, Rheumatologie, klinische Immunologie und Osteologie am Standort Wannsee der Immanuel Diakonie. Erst mal guten Abend.
Ja, schönen guten Abend. Ja, das letzte Stichwort Osteologie will ich gleich aufgreifen. Das weiß ja auch gar nicht jeder.
Was ist denn das eigentlich Osteologie?
Dr. Ines Feyen: Osteologie ist die Lehre des Knochens und dazu gehört schwerpunktmäßig die Osteoporose, die wir hauptsächlich behandeln und auch Beratung dazu machen. Aber natürlich auch diverse andere Knochenstoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel der Morbus Paget oder degenerative Veränderungen oder sekundäre Osteoporose-Form. Also es ist ein ganz breites Bild.
Aber unser Schwerpunkt liegt bei der Osteoporose.
Julia Nogli: Das hat der eine oder andere schon mal gehört. Was ist das, was passiert da?
Dr. Ines Feyen: Osteoporose bedeutet Knochenschwund, Knochenabbau. Und zwar ist der Knochen ja nicht das ganze Leben lang statisch, sondern er baut sich langsam auf, so dass man mit 30, 35 auf der optimalen Knochenmasse sich befindet. Dann bleibt man meistens noch so ein paar Jahre in dem Bereich, so auf einem Plateau, und dann darf es so ab 40, 45 jedes Jahr so ein, zwei Prozent runtergehen wieder.
Und die Frage ist halt, ist man mit 30 bei 100 Prozent überhaupt angekommen oder hat man genetisch bedingt schon eine geringere Knochenmasse? Das heißt, manche sind dann nur bei 80 Prozent und fangen dann natürlich vom deutlich niedrigeren Ausgangsniveau an, dann wieder runterzugehen. Also das heißt, unter einer gewissen Schwelle steigt das Risiko an, sich den Knochen zu brechen.
Osteoporose bedeutet Knochenschwund mit dem Risiko, am Ende einen Knochenbruch zu bekommen.
Julia Nogli: Ist es das Innere des Knochens?
Dr. Ines Feyen: Genau, der Knochen besteht aus einer festen Knochenhülle, der Corticalis und der Spongiosa innen drin. Das ist so eine Art Schwammknochen, kann man sich das vorstellen. Und da findet besonders viel Auf- und Abbau statt.
Deshalb ist meistens der Spongiöse Knochen betroffen, sodass auch bevorzugt bestimmte Knochen, weil ja Osteoporose, brechen können. Also nicht jeder Knochen gehört unbedingt zur Osteoporose zum Risiko, sondern schwerpunktmäßig die Brust- und Lendenwirbelkörper, der Unterarm, der Oberschenkel, Hals, ja, und dann natürlich noch ein paar andere Knochen wie Rippen, Becken. Das gehört so im weiteren Feld auch häufig noch dazu.
Julia Nogli: Und die, die jetzt nicht an den Extremitäten sind, die brechen dann einfach so, oder?
Dr. Ines Feyen: Genau, sowohl als auch. Also wenn es jetzt eine sehr fortgeschrittene Osteoporose ist, kann das schon beim Umdrehen im Bett passieren, also spontan. Oder wenn es noch nicht ganz so stark ausgeprägt ist, wenn ein schwerer Koffer hochgehoben wird oder ein Getränkekasten.
Oder ich habe auch öfter schon Patientinnen gehabt, da ist der Mann umgekippt und die wollten dem dann plötzlich akut aufhelfen, haben nicht richtig an die Rückenhaltung gedacht, haben dann sozusagen rückenunfreundlich den Ehemann aufheben wollen und hatten dann plötzlich danach starke Schmerzen und später hat sich dann ein Wirbelbruch dargestellt.
Julia Nogli: Und man denkt womöglich an einen Herzanfall oder sowas.
Dr. Ines Feyen: Genau, das wird auch oft fehlinterpretiert, dass man dann denkt, das könnte ein Hexenschuss sein, wenn es so plötzlich kommt und die Osteoporose auch gar nicht vorbekannt ist. Das heißt also häufig ist es eine stumme Erkrankung. Man merkt sie nicht immer, sondern manche leider immer erst dann, wenn es schon dann zum Knochenbruch gekommen ist.
Julia Nogli: Nun können Sie ja interessanterweise diese Knochendichte messen. Aber da muss man ja auch erst mal drauf kommen. Also wer sollte denn da hingehen oder wer wird dann eventuell dahin geschickt?
Dr. Ines Feyen: Also es gibt verschiedene Risikofaktoren. Die wichtigsten sind dann natürlich schon die, die spontane Knochenbrüche hatten. Da sollte man dann unbedingt eine Knochendichte Messung machen.
Aber zum Beispiel auch Patienten mit einem sehr geringen Körpergewicht sollten sich mal messen lassen. Also ein niedriger Body Maß Index ist ein Risikofaktor dafür. Bestimmte Medikamente wie zum Beispiel Cortison oder auch entzündliche Grunderkrankungen bei Rheuma, bei Colitis ulcerosa.
Diese Patienten haben schon an sich durch bestimmte Entzündungsfaktoren im Blut ein erhöhtes Osteoporose-Risiko.
Julia Nogli: Ob diese Erkrankung eher Frauen betrifft, wie man vorbeugen kann und wie Osteoporose behandelt wird, dazu in ein paar Minuten mehr hier in der Sendung Natürlich gesund auf Radio Paradiso. Radio Paradiso hier ist die Sendung Natürlich gesund. Mein Name ist Julia Nogli und heute Abend geht es um Osteoporose, eine Knochenerkrankung, die im Alter auftritt und die Knochen sozusagen brüchiger macht.
Expertin im Studio ist Dr. Ines Feyen, Internistin in der Fachabteilung für Innere Medizin, Rheumatologie, klinische Immunologie und Osteologie am Standort Wannsee der Immanuel Diakonie. Ja, betrifft Osteoporose eher Frauen, also Frauen eher als Männer?
Dr. Ines Feyen: Frauen auf jeden Fall eher als Männer. Aber gerade auf der Station bei uns haben wir auch relativ viele Männer, die dann die Männer gehen ja meistens immer erst später zum Arzt, die dann leider oft auch schon mit Wirbelbrüchen dann zu uns kommen.
Julia Nogli: Also es gibt nichts, wo ich das schon vorher irgendwie direkt merken könnte, sondern ich kann eben nur wissen durch diese Informationen.
Dr. Ines Feyen: Wir fragen zum Beispiel auch immer nach der Genetik. Gab es in der Familie eine Osteoporose, wenn die Eltern früh verstorben sind oder man früher natürlich auch noch nicht die Möglichkeit der Knochendichte-Messung hatte? Dann fragen wir, gab es Knochenbrüche?
Und viele sagen dann doch, ach ja, meine Mutter hat sich die Oberschenkel gebrochen. Dann ist es natürlich davon abhängig, ob diejenige dann 95 war oder das bereits mit 70 dazu kam. Kommt es auf jeden Fall also automatisch?
Nein, also bei den Frauen sagt man so, jede dritte Frau hat das Risiko. eine Osteoporose zu bekommen. Es ist aber eigentlich im hohen Alter gehört das mit zu den häufigsten Knochenerkrankungen, die Osteoporose.
Julia Nogli: Ja, und was tue ich, wenn ich nun rechtzeitig da bin und die Knochendichte ist schon geringer, als sie sein sollte? Was kann man jetzt dann vorbeugend tun?
Dr. Ines Feyen: Also vorbeugend, was jeder selbst tun kann, ist einmal auf die richtige Ernährung zu achten, ausreichend Calcium zuzuführen. Das bedeutet 1000 bis 1500 Milligramm am Tag. Es ist immer am besten, das durch die Nahrung zu machen und weniger auf Medikamente zurückzugreifen.
Wäre jetzt Pi mal Daumen zum Beispiel 100 Gramm Hartkäse würden 1000 Milligramm entsprechen. Man kann auch ein Glas Milch noch trinken oder wer keine Milch mag, der kann auch stattdessen ein bisschen Joghurt essen. Grünes Gemüse enthält etwas mehr Calcium.
Nüsse kann man austauschen. Also wir haben immer eine umfangreiche Calcium Liste, wo man nachgucken kann, dass die meisten es doch schaffen, auf diese 1000 bis 1500 Milligramm Calcium zu kommen. Man kann beim Mineralwasser darauf achten, wie viel Calcium ist in einem Liter enthalten.
Also auf jeder Flasche steht immer die Mengenangabe. Das schwankt. Bei manchen Mineralwassern sind das nur 10 Milligramm pro Liter.
Bei anderen geht das hoch bis zu 800 Milligramm. Und da, wenn man sich dann ein Calciumreiches Mineralwasser aussucht, kann man das darüber auch gut ergänzen.
Julia Nogli: Da macht man ja auch nichts falsch, gerade was Sie sagen mit der Ernährung, mit diesen Lebensmitteln, die sind ja gut. Besser als jetzt nicht so eine Brausetabletten oder Tabletten.
Dr. Ines Feyen: Genau. Also früher hat man immer allen Patienten gesagt, nehmen Sie noch 1000 Milligramm Calcium als Tablette dazu, die schaden sich nicht. Dann gab es Untersuchungen, die gezeigt haben, dass möglicherweise doch auch mal ein bisschen Calcium in den Gefäßen landen kann mit einer erhöhten Herzinfarkt- oder Schlaganfallgefahr, sodass man mittlerweile eigentlich guckt, wo liegt derjenige, wie viel ist er?
Und dann nur das, was fehlt, was derjenige nicht schafft zu ergänzen, dass das dann durch Tabletten eventuell nur zugeführt wird.
Julia Nogli: Okay, das kann aber doch wahrscheinlich nur das aufhalten oder kann es den Knochen wieder aufbauen? Nee, eigentlich nicht unbedingt.
Dr. Ines Feyen: Also die zweite wichtige Sache ist das Vitamin D, dass man da guckt. Vitamin D wird ja durch Sonnenlicht gebildet, Sonnenlicht, welches auf die Haut trifft und auch eine bestimmte Wellenlänge haben muss. Also eigentlich am ehesten in den Sommermonaten.
Man kann den Vitamin D Wert im Blut messen. Die Bildung nimmt auch im Laufe des Lebens ab, also wird immer geringer, sodass doch ziemlich viele, gerade im höheren Alter, das ist ja die Erkrankung des höheren Lebensalters, dann doch Vitamin D substituieren durch Tabletten oder durch Kapseln.
Julia Nogli: Und die gelten auch als relativ nebenwirkungsfrei oder lagert sich da auch irgendwo was ab, was nicht?
Dr. Ines Feyen: Also das Vitamin D führt dazu, dass das besser ins Blut aufgenommen wird und dann auch besser in den Knochen kommt. In ganz, ganz seltenen Fällen hat man mal einen zu hohen Kalziumspiegel im Blut. Das ist die absolute Ausnahme.
Aber einmal sollte man schon mal gucken, wie ist der Kalziumwert im Blut? Das heißt also, viele Osteoporose-Patienten wundern sich. Ich habe einen normalen Kalziumwert.
Warum habe ich eine Osteoporose? Aber fast das gesamte Körperkalzium ist nicht im Blut, sondern im Knochen. Also 99 Prozent sind im Knochen, ein Prozent wäre im Blut.
Das ist sozusagen die Vorratskammer fürs Kalzium, wo das dann gespeichert wird. Und wenn man aber einen zu niedrigen Blutwert hätte, holt sich das der Körper aus dem Knochen und dann kann sich darüber die Osteoporose entwickeln. Also das Vitamin D verschiebt praktisch das Kalzium an die richtige Stelle.
Und wenn man weiß, der Kalziumwert ist in Ordnung, dann kann man damit eigentlich nichts falsch machen. Natürlich ist auch da, wie bei fast allen Dingen, ein zu viel genauso schlecht wie zu wenig. Also wenn man jetzt einen ganz hohen Vitamin D Wert hätte und viel zu viel Vitamin D einnimmt, das kann schon manchmal auch aus Versehen passieren.
Oder wenn es jemand mal besonders gut meint, dann kann der Kalziumwert auch über die Norm ansteigen und dann doch auch mal gefährlich werden. Also man sollte auch da sich immer im mittleren Bereich befinden.
Julia Nogli: Es bedingt sich also alles so ein bisschen. Genau. Also 100 Gramm Hartkäse sind gut am Tag, Brokkoli oder andere grüne Gemüse, Milch, Nüsse.
Auf jeden Fall ist es denn eben gut, Kalzium eher durch solche Lebensmittel aufzunehmen. Mehr zum Thema Osteoporose gleich hier in Natürlich gesund und mehr zu Dr. Ines Feyen hier auf Paradiso.de. Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Ich bin Julia Nogli und mein Gast im Studio ist heute Abend Dr. Ines Feyen, Internistin in der Abteilung für Innere Medizin, Rheumatologie, klinische Immunologie und Osteologie hier bei der Emanuel Diakonie am Wannsee. Wir sprachen eben über Kalzium und Vitamin D, die zur Vorbeugung der Osteoporose dienen können. Aber man sollte eben lieber beim Arzt checken lassen, wie denn der Status ist. Und diese Untersuchung, die Blutuntersuchung, ich weiß es selbst, die kostet ja leider was.
Also manches wird so geguckt, aber Vitamin D und B12, da muss aber so viel ist es eigentlich nicht. Also sollte man schon einmal im Jahr?
Dr. Ines Feyen: Einige wenige Ärzte machen das über die Kasse. Jeder Arzt hat auch ein unterschiedliches Budget. Also Onkologen können oft mehr Laborwerte über die Kasse abrechnen.
Aber ansonsten, die meisten Patienten sind mittlerweile dafür auch offen zur Not. Das ist ja eine einmalige Messung. Wenn man einmal wissen will, wo steht man, dass man das einmal bezahlt.
Julia Nogli: Ja, und das kann der Arzt ja dann auch einschätzen, ob das sinnvoll ist, wie ich da was nehme. Also Vitamin D dann eventuell durchaus auch in den Sommermonaten.
Dr. Ines Feyen: Genau. Also viele von unseren Patienten nehmen das das ganze Jahr über im Winter, dann ein bisschen mehr als im Sommer, aber schon auch im Sommer.
Julia Nogli: Tut ja auch der Stimmung gut, hört man.
Dr. Ines Feyen: Das ist ja ein schöner Nebeneffekt. Wobei das Sonnenlicht ist dann doch oft noch für die Stimmung noch besser. Aber Vitamin D soll auch gut für die Muskulatur sein, auch für einige andere Dinge.
Also man soll es natürlich auch immer nicht überbewerten, aber gerade für den Knochenstoffwechsel ist es wichtig.
Julia Nogli: Was ist noch wichtig? Was ist mit Sport so weit noch möglich? Bewegung?
Dr. Ines Feyen: Genau. Muskelaufbautraining. Je mehr Druck, Zugbelastung am Knochen da ist, desto besser wird der Knochen auch aufgebaut.
Also wir empfehlen immer so zweimal die Woche eine Stunde Training zu machen und am besten dann noch täglich 10 bis 15 Minuten. Also ein kontinuierliches Training und dann zweimal die Woche ein bisschen intensiver.
Julia Nogli: Also Laufen, Fahrradfahren, Schwimmen?
Dr. Ines Feyen: Am allerbesten wären eigentlich so Gewichttraining, Hanteltraining. Je mehr Druck, Zug, desto besser. Man muss natürlich immer gucken, was kann der oder diejenige machen?
Was schafft man? Und da muss man auch gucken, was macht Spaß? Weil man es ja kontinuierlich machen muss.
Aber also so wenigstens einmal die Woche gezähltes Muskelaufbautraining mit Handeln wäre schon sinnvoll.
Julia Nogli: Kann man sowas irgendwo lernen? Also in der Physiotherapie oder gibt es da Reha-Sport, Physiotherapie im Sportstudio?
Dr. Ines Feyen: Das kommt immer davon an, wie fit ist derjenige? Wie gut ist das Wissen? Man kann sich ja auch schädigen durch falsche Übungen.
Wenn man jetzt mit zu viel Gewicht die falschen Übungen macht, kann man auch Rückenschmerzen provozieren. Deshalb aber, wer ein gutes Gefühl im Körper hat, kann das sogar alleine machen oder er lässt sich das ein paar Mal zeigen. Und ja, das ist immer so, was ist für die Person am günstigsten?
Julia Nogli: Und das hat ja auch noch einen guten Nebenaspekt für Herz- und Kreislauf. Sport ist ja eigentlich uneingeschränkt empfehlen.
Dr. Ines Feyen: Es gibt auch Studien dazu, diejenigen, die regelmäßig Gymnastik machen, stürzen auch anders, wenn sie doch mal stürzen sollten, rollen besser ab, brechen sich damit auch weniger.
Julia Nogli: Osteoporose, unser Thema heute mit Dr. Ines Feyen, Internistin in der Fachabteilung für Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie und Osteologie am Standort Wannsee der Immanuel Diakonie. Sie hören Natürlich gesund hier bei Radio Paradiso. Radio Paradiso hier mit der Sendung Natürlich gesund.
Ich bin Julia Nogli und es geht heute um die Knochenerkrankung Osteoporose. Expertin im Studio ist Dr. Ines Feyen, Internistin in der Abteilung für Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie und Osteologie am Standort Wannsee der Immanuel Diakonie. Ja, Osteoporose ist unser Thema heute.
Man kann sie gut behandeln und ihr auch recht gut vorbeugen. Und wenn nun aber doch es zu einem Bruch gekommen ist, auch bei einem älteren Menschen und der hat Osteoporose, kann das trotzdem gleich behandelt werden? Also dieser Knochen, dass der dann auch wieder zusammenwächst?
Oder muss es dann immer gleich ein anderes Gelenk geben?
Dr. Ines Feyen: Das kommt immer davon, wo ist der Knochen gebrochen? Also wie ich ja schon sagte, wenn es jetzt Oberarm oder Handgelenk oder Hüfte ist, muss immer geguckt werden, ob operiert werden muss oder ob die Frakturen gut stehen. Und da muss man einfach eine Weile warten, sechs Wochen, bis es verheilt ist.
Ansonsten Wirbelbrüche, die ja bei uns so schwerpunktmäßig auch auftreten in der Abteilung, die sollten möglichst schnell wieder in die Belastung gehen. Der Wirbelbruch, das muss man sich so vorstellen. Der der Knochen sieht aus wie so ein Schuhkarton und bricht im Zentrum zusammen.
Der sackt sozusagen ein und verfestigt sich dann wieder, sodass am Anfang doch noch einige Wochen ganz schön Schmerzen bestehen. Aber er droht nicht in fast also beinahe ausgeschlossen, irgendwo hin abzukippen. Es sei denn, dass das Röntgenbild ganz schrecklich aussieht.
Man macht ja eigentlich immer ein Röntgenbild. Also fast immer stehen die Außenkanten ganz gut. Und dann kann man also schnell wieder Physiotherapie machen.
Natürlich immer Schmerzadaptiert. Man guckt, was kann derjenige? Und wenn die Patienten bei uns auf der Station liegen, dann werden sie eigentlich sehr schnell wieder an die Bewegung herangeführt.
Viele haben natürlich Angst, dass der nächste Wirbel bricht. Das Risiko ist auch in der Tat erhöht, dass die Nachbarwirbel durch die veränderte Statik. Also man muss sich das so vorstellen.
Plötzlich ist einer ein Wirbel in so einer Kette, sieht ganz anders aus, ist zusammengedetscht. Und dann sind die anderen überlastet und können auch brechen. Ja, das klingt schlimm.
Wirbelbruch, das klingt wie Bruch der Wirbelsäule und dass die Nerven da auch betroffen sind.
Julia Nogli: Aber das können Sie ja alles.
Dr. Ines Feyen: Also im Rollstuhl ist wegen der Osteoporose eigentlich fast noch keiner gelandet. Zum Glück, weil eigentlich das Rückenmark immer in Ruhe gelassen wird. Aber trotzdem.
Also früher, vor 30 Jahren hat man die Menschen dann, weil man es noch nicht wusste, mehrere Monate in so einem Gipsbett gelebt. Die durften sich gar nicht bewegen. Und dann kann man sich natürlich vorstellen, wenn man mehrere Monate die Schonung hat, dass natürlich die Wirbelsäule danach katastrophal ausgesehen hat und die anderen Wirbel dann eingebrochen sind.
Und davon ist man weg. Wenn jetzt jemand zum Beispiel bei uns auf der Station liegt und dann Behandlung bekommt und innerhalb der zwei Wochen keinerlei Besserung verspürt, immer noch heftigste Schmerzen. Also die Schmerzen müssen teilweise unerträglich stark sein.
Das kommt zum Glück nur selten vor, dass es so schlimm ist. Dann klären wir das mit den Orthopäden, ob man doch vielleicht diese OP macht, wo man dann Zement in den Wirbelkörper gibt, um dann schlagartig dort auch Ruhe reinzubekommen. Das funktioniert nur bei frischen Wirbelbrüchen.
Also die nicht älter als drei Monate sind im Allgemeinen. Aber das ist zum Glück nicht so häufig nötig. Bei den meisten kriegen wir das konservativ hin.
Julia Nogli: Okay, also Osteoporose ist auch kein jetzt ganz vernichtendes Schicksal, sondern wenn ich das erfahre, ich habe das, dann kann ich trotzdem sehr alt werden und auch beweglich bleiben.
Dr. Ines Feyen: Nicht, dass die Leute Angst haben.
Julia Nogli: Ich darf nicht mehr laufen, ich könnte ja stolpern.
Dr. Ines Feyen: Genau, das haben leider viele. Aber das ist genau das Falsche. Also weil man sich dann unsicher bewegt und dann eher noch stolpert, als wenn man so versucht, ein gutes Körpergefühl zu bekommen und zu behalten.
Und es gibt ja auch noch diverse andere Medikamente, die man neben dieser Basis, die ich jetzt gerade erzählt habe, mit Calcium, Vitamin D und Bewegung noch zusätzlich geben kann. Also wenn jetzt jemand wirklich eine deutliche Osteoporose hat oder auch schon Wirbelbrüche hat, würden wir immer noch zusätzliche Medikamente geben. Das machen wir dann natürlich ganz gezielt, je nachdem, welche anderen Vorerkrankungen noch vorhanden sind.
Julia Nogli: Also Sie sind ja sozusagen spezialisiert darauf. Ja, es ist ganz individuell.
Dr. Ines Feyen: Jede Therapie wird individuell zugeschneidert.
Julia Nogli: Osteoporose, unser Thema heute Abend in Natürlich gesund auf Radio Paradiso. Mehr zu Dr. Ines Feyen und der Fachabteilung, die so gut darauf spezialisiert ist, hier auch zum Nachlesen auf Paradiso.de unter Sendungen. Ihnen einen gemütlichen Abend mit Radio Paradiso.
Mehr Informationen im Web
Dachverband Osteologie e.V. (DVO)
Kuratorium Knochengesundheit e.V.
Leipziger Str. 6 74889 Sinsheim
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.
Kirchfeldstr. 149 40325 Düsseldorf
Osteoporose-Selbsthilfegruppen-Dachverband e.V.
Hohe Straße 38 99867 Gotha