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Hör-Tipp: Wieder mobil dank Gelenkersatz – Endoprothetik für Hüfte und Sprunggelenk
In „Natürlich gesund“ auf Radio Paradiso spricht Moderatorin Julia Nogli mit Dr. Peter Naatz vom Immanuel Krankenhaus Berlin über neue Wege in der Endoprothetik. Erfahren Sie, wie künstliche Gelenke Lebensqualität zurückbringen können.
Wenn Beweglichkeit zur Herausforderung wird, kann ein künstliches Gelenk Lebensqualität zurückbringen. In der Sendung „Natürlich gesund“ auf Radio Paradiso spricht Moderatorin Julia Nogli mit Dr. Peter Naatz, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Experte für Endoprothetik sowie Fuß- und Sprunggelenkchirurgie, über moderne Möglichkeiten des Gelenkersatzes.
Was hat sich bei Hüftoperationen verbessert? Was bedeutet ein "muskelschonender, sehr stabiler Zugang"? Und wie schnell ist man nach dem Eingriff wieder auf den Beinen – vielleicht sogar sportlich aktiv?
Auch das Sprunggelenk steht im Fokus: Wann ist eine Prothese sinnvoll? Welche Alternativen zur Versteifung gibt es heute? Und welche Vorteile bietet die Behandlung im Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie der Maximalversorgung?
Ein spannendes Gespräch rund um moderne Orthopädie und die Chance auf neue Mobilität.
Wieder mobil dank Gelenkersatz – Endoprothetik für Hüfte und Sprunggelenk
Dr. med. Peter Naatz, Chefarzt der Abteilung Untere Extremität, Endoprothetik, Fuß- und Wirbelsäulenchirurgie, spricht in der Sendung „Natürlich gesund“ auf Radio Paradiso darüber, wie man Beweglichkeit des Hüftgelenks erhalten oder wiederherstellen kann.
Julia Nogli: Schönen Dienstagabend, hier ist Radio Paradiso mit der Sendung Natürlich gesund. Ich bin Julia Nogli und spreche heute mit Dr. Peter Naatz, Chefarzt der Abteilung Untere Extremitäten, Endoprothetik und Fußchirurgie und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Immanuel Krankenhaus. Hallo, guten Abend.
Dr. Peter Naatz: Guten Abend.
Julia Nogli: Ja, wir sprechen heute gleich mal über zwei Themen aus Ihrem Fachbereich, Hüfte und Sprunggelenk, beides enorm wichtig für die Mobilität. Und beides kann gegebenenfalls durch eine Prothese ersetzt werden. Fangen wir mal mit der Hüfte an.
Warum gibt es eigentlich so viele OPs mit der sogenannten künstlichen Hüfte?
Dr. Peter Naatz: Das Hüftgelenk ist einer sehr hohen Belastung ausgesetzt. Es ist ja das Bindeglied zwischen Becken und Bein und es hat sehr viele Bewegungsrichtungen. Und deswegen ist im Grunde genommen die Überdachung des Hüftgelenkes nicht so optimal für ein Gelenk.
Einfach deswegen, weil man sonst diese Bewegungsfreiheit nicht hätte. Und deswegen kommt es da relativ häufig zu Arthrosen. Und außerdem gibt es zusätzlich auch im Kindes- und Jugendalter Erkrankungen, die diese Arthrosen begünstigen.
Beispielsweise die Hüftgelenksdysplasie, wo die Überdachung nicht richtig ausgeprägt ist. Und auch andere Erkrankungen. Sehr häufig ist es auch angeboren.
Das heißt, es gibt genetische Faktoren offensichtlich. Es tritt familiär gehäuft auf. Und wenn eben diese Arthrose eintritt, dann ist eine typische Therapie bei der fortgeschrittenen Arthrose irgendwann dann eben der Gelenkersatz.
Also es ist natürlich so, dass die Arthrose auch anders therapiert werden kann. Das heißt, wenn man eine beginnende Arthrose hat, erstmalig Schmerzen, wird man das nicht gleich operieren. Sondern die erste Therapie ist immer erst konservativ.
Das heißt, alle Möglichkeiten ausschöpfen, eben nicht operieren zu müssen. Also was man wissen muss, ist, es ist eine symptomatische Therapie. Wenn der Knorpel verschlissen ist, dann kann der sich nicht von selber regenerieren.
Das heißt, man kann das nur versuchen aufzuhalten oder eben die Schmerzen in irgendeiner Form zu lindern. Und das kann man einerseits natürlich durch Medikamente machen. Es gibt aber auch ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie naturheilkundliche Dinge, Akupunktur zum Beispiel hilft ganz gut.
Das sind Sachen, die muss man einfach ausprobieren. Also es ist nicht so, dass das eine bei allen hilft, sondern dem einen hilft es dem anderen gar nicht. Kennt man vielleicht auch selber.
Und insofern, da in irgendeiner Form medikamentös oder naturheilkundlich therapieren. Ein wichtiger weiterer Aspekt ist, dass man das Gelenk in irgendeiner Form entlastet. Da kann man zum Beispiel einen Stock tragen oder einen Pufferabsatz.
Das Gewicht spielt auch eine gewisse Rolle. Wir wissen natürlich selber, dass es so ein bisschen Teufelskreis ist. Es ist schwierig, wenn man sich nicht richtig bewegen kann, wenn man Schmerzen hat, dann nimmt man natürlich auch zu.
Und das kriegt man auch so leicht nicht wieder runter. Aber man muss es einfach ansprechen. Letzten Endes ist operative Versorgung ein ganz bedeutender Faktor.
Und ganz wichtig ist, dass man in Bewegung bleibt. Und das ist für uns dann zum Schluss auch eine Entscheidung für eine Operation, wenn man sich eben nicht mehr bewegen kann. Die Bewegung ist für den Knorpel wichtig, denn der Knorpel wird über Bewegung ernährt.
Der hat also keine Blutgefäße, die da irgendwie hinkommen. Und das Zweite ist einfach auch, dass die Beweglichkeit, der Erhalt der Beweglichkeit ganz wichtig ist. Und beispielsweise dafür, dass man eben durch die Arthrose auch Beweglichkeitseinschränkungen bekommt.
Ganz typisch ist zum Beispiel, dass man das Gelenk nicht mehr richtig strecken kann. Und dann geht man automatisch ins Hohlkreuz und läuft auch mit ein bisschen krummen Knie. Und das führt dann dazu, dass man auch da Beschwerden bekommt.
Julia Nogli: Okay, und wenn es dann alles probiert wurde und man sich entschlossen hat, ja, hier ist der Gelenkersatz jetzt die beste Wahl. Was hat sich denn da verändert in den letzten, sagen wir mal, zehn, 15 Jahren? Sie machen das ja auch schon die ganze Zeit.
Ja, was hat sich da noch zum Vorteil des Patienten, der Patientin verändert?
Dr. Peter Naatz: Also grundsätzlich kann man zum Hüftgelenksersatz sagen, das ist ja von Fachgesellschaften zur Operation des letzten Jahrhunderts gewählt worden, weil die Ergebnisse eben sehr gut sind. Also über 95 Prozent haben eben exzellente Ergebnisse und sind damit sehr zufrieden. Es gibt dieses sogenannte Forgotten Joint Phänomen, dass man gar nicht mehr drüber nachdenkt.
Also eigentlich gar nicht weiß, habe ich jetzt so ein Gelenk und man macht einfach wieder alles. Der Vorteil ist auch, dass man mit einem Hüftgelenk alles Mögliche wieder machen kann. Dafür gibt es aber eben ein paar Grundvoraussetzungen und da hat sich einiges entwickelt.
Das eine sind die Zugänge. Also wir implantieren zum Beispiel die Hüftgelenke über einen sogenannten Minimalinvasiven. Das bessere Wort wäre wahrscheinlich muskelschonender Zugang, wo man eben keine Muskulatur mehr durchtrennt.
Wir erhalten sogar die Kapsel dahingehend, dass wir sie nur aufmachen und anschließend wieder verschließen. Und das führt dazu, dass man eben erstens sehr schnell mobil ist. Das ist auch nachgewiesen.
Und zweitens, dass man auch alles uneingeschränkt wieder machen kann. Das heißt, wir geben alles frei anschließend, wenn jemand vorher geklettert ist, dann soll er es wieder machen. Wenn er Yoga macht, eben auch.
Und das sind so die Sachen, wo man früher mit konventionelleren Zugängen immer so ein bisschen Angst hatte. Also, wenn mir jemand vorher gesagt hat, früher, ich mache so gerne Yoga, dann habe ich gedacht, um Gottes Willen, da fliegt die Hüfte vielleicht dabei raus.
Julia Nogli: Tennis spielen?
Dr. Peter Naatz: Tennis spielen, das sind so Sachen, die konnte man auch schon vorher machen. Das kann man aber jetzt insbesondere sehr gut wieder, weil man eben auch ein sehr gutes Gefühl und eine gute Kontrolle über sein Bein behält. Also der Zugang ist die eine Entwicklung.
Das andere ist, dass natürlich neue Prothesenmodelle entwickelt worden sind und auf den Markt gekommen sind. Und das ist auch ein ganz wichtiger Aspekt. Es ist ja sehr wichtig, dass man im Grunde genommen den physiologischen Bewegungsablauf der Hüfte wieder genauso rekonstruiert, wie er irgendwann mal war.
Und das ist eben individuell sehr unterschiedlich. Und das ist ein Aspekt, den wir auch im Immanuel-Krankenhaus am Wannsee sehr in den Vordergrund stellen. Man muss das wirklich individuell planen und entscheiden.
Und dafür braucht man sehr unterschiedliche Prothesenmodelle, die man zur Verfügung haben muss. Man plant das vorher ganz genau am Computer, was eingebaut wird. Und dann kann man auch wirklich die Hüfte wieder genauso rekonstruieren, wie sie mal war.
Dann kann man die Beinlänge wieder genau gleich machen. Dann kann man auch die Muskelspannung genauso wiederherstellen, dass man dann eben damit wieder genauso laufen kann, wie man das vorher auch konnte. Und das können wir während der Operation.
Es werden zunächst mal Probeimplantate eingebaut. Und dann wird es geröntgt. Dann wird eine Bewegungsuntersuchung gemacht.
Das heißt, wir gucken, alle Bewegungsrichtungen sind die erstens möglich und zweitens luxiert das Gelenk dabei. Also ist das ausrenkbar. Und erst, wenn wir das nicht mehr rauskriegen, was über unseren Zugang meistens eben auch von Anfang an der Fall ist, dann werden diese Probeimplantate durch Originalimplantate ersetzt.
Das heißt, es ist ein sehr sicheres Verfahren.
Julia Nogli: Das ist ja wirklich erstaunlich.
Dr. Peter Naatz: Also, Sie machen nicht eine Schublade auf und holen eins von drei Modellen raus, sondern man hat wirklich, also wir haben sieben Modelle zur Verfügung als Standard schon, die wir eben unterschiedlich anpassen können, je nachdem, was der Bedarf bei der Patientin oder dem Patienten ist.
Julia Nogli: Vielleicht nochmal, wer es nicht weiß, wie schnell wird man wieder mobilisiert? Steht man wieder auf seinen beiden Füßen?
Dr. Peter Naatz: Das ist eben auch eine Sache, die durch diese muskelschonenden Zugänge deutlich schneller geworden ist. Früher, als man angefangen hat mit der Hüftendoprothetik, da haben die Menschen erst mal drei Wochen im Bett gelegen. Und man weiß, dass sich natürlich aus der Immobilität, darum machen wir es ja überhaupt, wir wollen die Menschen mobil halten oder ihnen dabei helfen.
Und je schneller man wieder mobil ist, umso besser sind die Ergebnisse. Es fängt schon damit an, dass man sich gar nicht erst mal so krank fühlen soll. Und zweitens hat man auch weniger Komplikationen, wie zum Beispiel Venenverschlüsse und so was.
Und deswegen ist das Ziel heute, Mobilisierung nach Möglichkeit sogar am Operationstag. Wir nennen das Fast Track. Das heißt, die Patienten, die Patientinnen werden so schnell wie möglich zwei bis drei Stunden nach der Operation einfach wieder zunächst mal auf die Beine gestellt und laufen auch die ersten Schritte.
Außerdem ist es so, dass wir auch alle Bewegungen heute mit diesem Zugang gleich wieder freigeben. Das heißt, man hat lange Zeit zum Beispiel die Beugung auf 90 Grad limitiert und so Dinge eben gemacht, um das Risiko, dass die Prothese ausrenkt, zu minimieren. Das geben wir heute alles frei.
Also das heißt, diese Gefahr besteht nicht. Und deswegen kann man eben auch gleich wieder alles machen. Wie gesagt, Mobilisierung sofort am Operationstag.
Und dann ist es so, dass wir das individuell entscheiden. Also das heißt, wir wollen nicht sagen, nach drei Tagen muss jetzt jeder raus und das Bett ist wieder belegt, sondern wir gucken einfach, wie man auf die Beine kommt. Und die übliche Aufenthaltsdauer liegt so irgendwo zwischen drei und sieben Tagen.
Und anschließend, dann können die meisten bei uns schon gehstützenfrei auch kleinere Strecken laufen. Das entscheiden die Physiotherapeutinnen und Therapeuten. Die Physiotherapie ist extrem wichtig am Anfang und man muss einfach gucken, wie sind so die Bewegungsabläufe?
Also, das heißt, man sollte sich kein hinkendes Gangbild angewöhnen, sondern erst dann, wenn man gut muskulär kompensiert ist, dann kann man eben auch ohne Gehstützen laufen. Aber wie gesagt, die meisten schaffen das innerhalb der ersten Woche. Und dann sollte man anschließend noch mal eine Reha machen, also eine Anschlussheilbehandlung.
Und die wird so empfohlen, ungefähr drei Wochen zu machen. Und nach dieser Zeit, wenn man dann nach vier Wochen aus der Anschlussheilbehandlung nach Hause kommt, dann kann man, ist man eigentlich wieder einsatzfähig im Alltag. Also das heißt, man kann rumlaufen, man kann einkaufen gehen.
Man kann sogar auch schon wieder Auto fahren. Man sollte dann noch mal vier Wochen weiter trainieren und üben. Und dann mit den Zugängen, wie wir das machen, kann man nach acht Wochen eigentlich auch wieder seinen Sport betreiben und alle Dinge, die man machen möchte.
Julia Nogli: Schön, ein ganz anderes Thema. Jetzt gehen wir runter zum Fuß, zum Sprunggelenk. Ebenfalls sehr wichtig.
Und da hört man auch sehr oft von Leuten, dass sie da irgendwas haben. Warum eigentlich? Was sind denn da die Probleme, die auftreten?
Dr. Peter Naatz: Also das Sprunggelenk, das obere Sprunggelenk, weil das reden wir jetzt, was ja sehr wichtig ist, weil es den Fuß hebt und senkt eben in der Bewegungsrichtung. Das ist ein sehr kongruentes Gelenk. Und eigentlich würde man da gar nicht so häufig eine Arthrose kriegen.
Es gibt zwei Ursachen, typische Ursachen für eine Arthrose am oberen Sprunggelenk. Das eine sind die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Deswegen sehen wir sehr viele Menschen damit, weil wir im Immanuel-Krankenhaus am Wannsee-Rheumaklinik sind.
Die andere Gruppe sind die Verletzungen des Sprunggelenkes. Und gerade die Verletzungen, das können Knochenbrüche sein, das können aber auch Bänderrisse sein, nehmen natürlich extrem zu. Das hat viel natürlich mit dem Sport zu tun.
Sachen, die wir ja extrem gut heißen als Orthopädinnen und Orthopäden, weil das natürlich extrem gesund ist und ja auch Spaß macht. Darum geht es uns ja auch. Aber diese Verletzungen führen dann zu Inkongruenzen im Gelenk und können dann zur Arthrose führen.
Deswegen ist es primär schon extrem wichtig, dass man diese Verletzungen adäquat therapiert. Das heißt zum Beispiel, dass Knochenbrüche wieder richtig gut versorgt werden, aber eben auch Bänderrisse. Also das heißt, wenn man umgeknickt ist und man hat Beschwerden, die relativ lange anhalten, dann sollte man doch irgendwann sich ein Zentrum aufsuchen, und schauen, ob da nicht eine Bandinstabilität ist, die man in irgendeiner Form beheben kann, um dann eben eine Arthrose Entstehung zu verhindern.
Julia Nogli: Ach ja, okay.
Dr. Peter Naatz: Wenn es dann irgendwann zur Arthrose gekommen ist oder sagen wir mal zu Knorpelschäden im Sprunggelenk, dann ist es ein bisschen anders als beim Hüftgelenk. Am Hüftgelenk kann man arthroskopisch zumindest bei deutlichen degenerativen Veränderungen nicht so sehr viel machen. Da sind wir am oberen Sprunggelenk schon weiter.
Wir arthroskopieren auch Hüftgelenke.
Julia Nogli: Das ist diese Spiegelung, die sogenannte.
Dr. Peter Naatz: Genau, die Arthroskopie ist so diese Schlüssellochmethode, wo man mit einer Kamera reingeht, wo man dann mit Arbeitsmaterialien reingeht, wo man zum Beispiel irgendwelche Anbauten entfernt und so weiter. Das ist aber am Hüftgelenk limitiert auf ein bestimmtes Alter. Über 45 macht es keinen Sinn und bei einer fortgeschrittenen Arthrose sowieso nicht.
Am Sprunggelenk ist es durchaus so, dass manchmal knöcherne Anbauten im Vordergrund stehen, die man zum Beispiel einfach wegnehmen kann, um dann die Beweglichkeit wieder zu verbessern. Und das machen wir auch regelmäßig. Man kann da manchmal bei lokalen Knorpelschäden auch eine Knorpelchirurgie machen.
Das machen wir auch. Und was auch wichtig ist, man muss sich immer die Statik des Gelenkes angucken. Zum Beispiel macht es manchmal Sinn, die Achse ein kleines bisschen zu verändern, um beispielsweise, wenn man auf der Innenseite isoliert eine Arthrose hat, so ein bisschen mehr Last auf die Außenseite zu bringen.
Aber wenn eben eine fortgeschrittene Arthrose besteht im Gelenk, dann macht das auch keinen Sinn mehr. Ganz genauso wenig wie beim Hüftgelenk. Und dann gibt es im Grunde genommen zwei therapeutische Möglichkeiten.
Die eine Möglichkeit ist die Versteifung des Gelenkes. Und die andere Möglichkeit ist, auch da eine Endoprothese zu implantieren. Die Versteifung war bis jetzt immer der Goldstandard.
Wenn man ein oberes Sprunggelenk versteift, hat man eine definitive und sehr stabile Situation. Also Menschen, die zum Beispiel extrem schwer tragen müssen oder einfach ansonsten eine hohe berufliche Belastung haben, kommen mit einer Arthrodese, also einer Versteifung auch gut zurecht. Das Problem an der Versteifung ist aber, dass der Gang eben doch nicht ganz so gut funktioniert wie mit einem beweglichen Gelenk.
Und es kommt dazu, dass das untere Sprunggelenk, also die angrenzenden Gelenke sozusagen, diese Beweglichkeit kompensieren müssen. Und dadurch, das nennt man Anschlussarthrosen, kann es dann zu Arthrosen auch an diesen Gelenken kommen. Um das zu vermeiden, hat man irgendwann vor inzwischen auch schon mehreren Jahrzehnten Sprunggelenksprothesen entwickelt.
Und diese Sprunggelenksprothesen waren am Anfang nicht optimal, weil sie nicht lange gehalten haben. Jetzt weiß man aber mit den modernen Generationen von Sprunggelenksprothesen, dass die sehr, sehr gute Standzeiten haben. Die sind inzwischen so gut wie Kniegelenksprothesen.
Und man hat dadurch einen deutlich besseren Gang und man verhindert eben diese Anschlussarthrosen. Und deswegen ist die Sprunggelenksprothese im Moment dabei, bei einer Arthrose im oberen Sprunggelenk den Goldstandard Arthrodese, also Versteifung, eben abzuschaffen und selber eben zum Standard zu werden.
Julia Nogli: Sie sind ja sogar so ein Zentrum für diese Fuß- und Sprunggelenkschirurgie oder wie nennt sich das?
Dr. Peter Naatz: Also wir sind zertifiziertes Zentrum für Endoprothetik, der Maximalversorgung. Und wir sind auch zertifiziertes Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie, der Maximalversorgung. Das heißt, wir sehen eben sehr viele Menschen sowohl mit ihren ligamentären Verletzungen, also Bandverletzungen am Sprunggelenk, als auch eben mit Brüchen.
Nicht jeder Bruch muss ja sofort versorgt werden, sondern man kann dann zum Beispiel sagen, man hat einen Außenknöchelbruch, das auch nach einigen Tagen operativ versorgen. Da kommen relativ viele, die uns dann als Zentrum sozusagen zugewiesen werden. Und dann haben wir dadurch, dass wir Rheumaklinik sind, eben auch doch sehr viel mit Arthrosen am oberen Sprunggelenk zu tun.
Im Gegensatz zur Hüftendoprothetik, die ja eben sehr viel in unterschiedlichen Häusern angeboten wird, ist die Sprunggelenksendoprothetik eher was, was in nur sehr wenigen Zentren gemacht wird. Und da sollte schon auch eine entsprechende Expertise bestehen. Einfach deswegen, weil es davon eben nicht so viele gibt.
Und es macht nicht Sinn, dass man zwei oder drei von den Prothesen im Jahr einbaut.
Julia Nogli: Ja, also das wäre bei Ihnen dort der Fall. Ich habe jetzt keine genaue Vorstellung von dem Gelenk, aber das ist ja alles auch viel feiner und viel kleiner als bei der Hüfte. Es sind ja mehrere Teile dann wahrscheinlich auch.
Dr. Peter Naatz: Genau, das Prinzip ist im Grunde genommen ähnlich. An der Hüfte hat man eben vier Komponenten. Da wird eine neue Pfanne aus Titan ins Becken eingesetzt.
Es wird dann ein Schaft aus, meistens auch aus Titan, in den Oberschenkelknochen eingebracht. In die Pfanne kommt dann so eine Art künstlicher Knorpel rein. Ja, das ist ein Innen, sogenanntes Inlay aus Keramik oder Polyethylen.
Und auf den Schaft kommt ein Kopf aus Keramik. Beim Sprunggelenk ist es so, dass die Unterschenkelfläche, die nach unten zeigt, eben auch überkronend wird. Das ist meistens auch mit Titan.
Und dann wird das Sprungbein, das wird dann auch nochmal überkronend. Und dann kommt dazwischen nur ein Gleitkern und der kann fest sein oder er kann sich frei bewegen. Im Moment weiß man, dass die Fixierten bessere Ergebnisse haben auf lange Sicht.
Und insofern ist das das, was wir auch derzeit einbauen. Es ist auch möglich, inzwischen diese Gelenke theoretisch nochmal auszuwechseln, wenn es irgendwann erforderlich wird. Das ist auch eine häufige Frage in den Sprechstunden.
Viele denken zum Beispiel, sie müssen auch beim Hüftgelenk so lange wie möglich warten.
Julia Nogli: Nee, das kann man so aber heute eben nicht mehr sagen.
Dr. Peter Naatz: Weil gerade die jüngeren Menschen natürlich auch von der Beweglichkeit ja auch sehr, sehr profitieren oder besonders darunter leiden, wenn sie eben gar keinen Sport mehr machen können und so weiter. Und dieses Risiko, wo viele denken, naja, was ist denn dann, wenn sich das gegebenenfalls nach 15, 20 Jahren lockert? Was mache ich denn dann?
Dann kann ich ja gar nicht mehr laufen. Das ist nicht so, sondern man kann diese Sachen eben auch sehr gut auswechseln. Und gerade auch in der Sprunggelenksendoprothetik war es ein ganz wichtiger Aspekt für die Entscheidung, doch jetzt auch mehr in Richtung Endoprothetik zu gucken, dass es da Revisionsprothesen gibt.
Das heißt, es gibt Prothesen, die einfach nochmal besser abstützen, auch wenn man irgendwo ein bisschen Knochenverlust hat, sodass man auch aus einer Lockerungssituation immer wieder sehr gut rauskommen kann.
Julia Nogli: Da hat sich also viel getan für den Erfolg der Endoprothetik. Und wie Sie mir vorhin erzählt haben, wird auch bei der Hüfte nach zwei bis drei Monaten nochmal gesprochen. Und erstens sehen Sie auf den ersten Blick dann gar nicht mehr, welche Seite Sie operiert haben, wenn die Patientin, der Patient reinkommt.
Und sehr viele von denen sagen Ihnen dann, hätte ich das alles gewusst, hätte ich es schon viel früher gemacht. Mehr Infos zur heutigen Sendung finden Sie hier auf www.paradiso.de in der Mediathek. Und am 9.10. gibt es auch einen Patientenvortrag das Sprunggelenk im Fokus Bandplastik, Knorpeltherapie und Sprunggelenks Endoprothetik. Und zwar direkt am Immanuel Krankenhaus Berlin um 18.30 Uhr in der Loggia im Immanuel Park am Kleinen Wannsee 5D übernächsten Donnerstagabend. Sie müssen sich dafür nicht anmelden. Einen schönen Abend für Sie mit Radio Paradiso.