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Als Nestor der Allgemeinanästhesie gilt der amerikanische Zahnarzt William Thomas Green Morton, der erstmals im Oktober 1846 mittels Einatmen von Ätherdämpfen die Entfernung eines Hämangioms am Hals eines Patienten ermöglichte. Zuvor mussten Patienten noch von Gehilfen oder mit Fesseln fixiert werden, um Operationen durchführen zu können. In anderen Kulturen kamen Pflanzenextrakte wie Schlafmohn, Hanf oder Nieswurz zum Einsatz.

Im 20. Jahrhundert wurden verschiedene technische Verfahren und Vorrausetzungen entwickelt, die Narkotisierung zur Routine. Mit der Etablierung des Fachgebiets Anästhesiologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts professionalisierte sich die Durchführung einer Anästhesie. Heute stehen mit der Allgemeinanästhesie und der Regionalanästhesie zwei verschiedene Verfahren zur Verfügung.

Was ist Allgemeinanästhesie?

Bei der Allgemeinanästhesie oder Narkose befinden sich die Patienten in einem schlafähnlichen Zustand. Sie beinhaltet die Bewusstseinsausschaltung, die Schmerzausschaltung und die Ausschaltung der Motorik durch bestimmte Medikamente.

Um die Atemwege zu sichern wird – nachdem Sie eingeschlafen sind – ein Schlauch (Tubus) in die Luftröhre gelegt oder eine Maske in den Rachen eingeführt. Da die Narkosemittel die Atmung dämpfen oder ganz ausschalten, werden Sie mit Hilfe eines Narkosegerätes beatmet.

Der Anästhesist ist zuständig für die Aufrechterhaltung aller lebenswichtigen Körperfunktionen wie Atmung, Kreislauf und Stoffwechsel und sorgt für einen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt. Unterformen der Allgemeinanästhesie sind:

TIVA

TIVA bedeutet „Totale intravenöse Anästhesie“. Alle für die Narkose notwendigen Medikamente, wie Schlaf-, Schmerz- und muskelerschlaffende Medikamente, werden ausschlieslich über den Venenzugang verabreicht. Die Beatmung erfolgt dabei mit einem Sauerstoff-Luftgemisch.

Low-Flow-Technik

Dem Sauerstoff-Luftgemisch wird ein Narkosegas zugefügt, zusätzlich erhalten Sie Schmerz- und gegebenenfalls muskelerschlaffende Medikamente über den Venenzugang. Moderne Narkosegeräte ermöglichen eine niedrige Frischgaszufuhr.

Was ist Regionalsanästhesie?

Bei der Regionalanästhesie bleibt der Patient bei Bewusstsein. Sie beinhaltet verschiedene Verfahren zur Schmerzausschaltung einzelner Körperregionen. Man unterscheidet bei der Regionalanästhesie zwischen den rückenmarksnahen und den peripheren Blockaden.

Rückenmarksnahe Regionalanästhesie

Hierzu gehören die Peridural- und die Spinalanästhesie. In unserem Haus wird überwiegend die Spinalanästhesie angewendet. Hierbei wird – nach Betäubung der Einstichstelle – über eine dünne Nadel ein örtliches Betäubungsmittel in den mit Nervenflüssigkeit gefüllten Raum der unteren Lendenwirbelsäule gespritzt. In wenigen Minuten wird der Körper ab Bauchnabel abwärts gefühllos, so dass man in diesem Bereich schmerzfrei operieren kann. Die Betäubung hält ca. 4 Stunden an.

Periphere Nervenblockaden

Diese Blockaden schalten das Schmerzempfinden in Arm oder Bein ab. Das Aufsuchen der Nerven oder Nervengeflechte (Plexus) erfolgt mit Hilfe von Reizstrom und /oder Ultraschall. Um die Nerven nicht zu verletzen sind die Nadelspitzen stumpf geschliffen. Bis die Betäubung vollständig ist können bis zu 45 Minuten vergehen.

Bei der Regionalanästhesie können Sie auf Wunsch wach bleiben, ein Beruhigungs- oder Schlafmittel erhalten oder Musik über Kopfhörer hören. Bei Erweiterung oder Verlängerung des Eingriffs oder nicht ausreichender Wirkung kann jederzeit eine Allgemeinanästhesie eingeleitet werden. Bei länger dauernden Eingriffen oder zur Schmerztherapie nach der Operation legen wir einen dünnen Schlauch (Katheter) an die Nerven oder Nervengeflechte. Das Betäubungsmittel kann fortlaufend oder auch nur bei Bedarf darüber gegeben werden.

Monitoring während der OP

Alle wichtigen Parameter wie Blutdruck, Herzfrequenz (kontinuierliches EKG), Sauerstoffgehalt im Blut und bei Bedarf die Körpertemperatur werden durch Monitorsysteme überwacht. Das Narkosegerät zeigt uns die Beatmungskurven, die Beatmungsdrücke und die Zusammensetzung des Beatmungsgemisches (Sauerstoff, Luft, eventuell Narkosegas). Die Alarmgrenzen werden eng gesetzt. Werden diese über- oder unterschritten alarmieren die Geräte optisch und akustisch. Der Anästhesist kann dann regulierend eingreifen.