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Gedanken zum Reformationsfest
Pastor Dr. Jürgen Bobrowski, ehemaliger Seelsorger auf dem Gesundheitscampus Hamburg-Volksdorf, schreibt in seinem Beitrag über Martin Luthers Suche nach Seligkeit und die Bedeutung seiner Bibelübersetzung.
Wir alle kennen die Situation aus frühen Kindertagen: Wir kommen nach Haus, bringen ein schlechtes Zeugnis oder eine schlechte Klassenarbeit mit nach Haus. Können wir das vorzeigen? Wir erwarten schlimmen Ärger. Doch der Empfang der Eltern ist durchaus verständnisvoll: „Ok“, sagen sie, „ist uns auch passiert. Nächstes Mal besser!“ – Kein Donnerwetter, keine Strafe. Fast selig ist das kleine Kind! Was für eine Erleichterung!
Selig – kennen Sie dieses Wort noch? Martin Luther wollte als junger Mönch einen persönlichen Zugang zu „seinem“ Gott zu finden. Ja, er wollte diese „Seligkeit“ finden, also den harmonischen Einklang eines Menschen mit seinem Schöpfer. Er hat mit all seiner geistlichen Energie „seinen freundlichen Gott“ gesucht und lange nicht gefunden. Denn der Gott, der ihm als junger Mann ebenso vor Augen stand wie vielen Menschen damals, war ein strenger und zürnender Gott, der die Sünden zählt, abrechnet und bestraft, der wie ein Richter Schuld anrechnet und Forderungen aufstellt. Den konnte man höchstens ein wenig besänftigen: Durch Disziplin, Fasten, Beichten, schließlich durch Ablasszahlungen. Der junge Mann Luther lebte so ständig in einer Art Seelenpein und stand ständig mit einem schlechten Zeugnis, „nicht versetzt“, vor Gott.
Der junge Mönch Luther wollte herausfinden, ob es nach biblischem Zeugnis möglich ist, selig zu werden, einen gnädigen Gott zu finden – im Diesseits wie im Jenseits gleichermaßen.
Luthers Bibelkenntnis und Sprachbegabung waren einmalig. Er sprach das Latein seiner Zeit ungewöhnlich gut und übersetzte es in eine allgemein verständliche, ja in seine lebendige deutsche Muttersprache. Luthers Bibelübersetzung war und ist bis heute von unschätzbarem Wert in theologischer, sprachlich-kultureller und sozialer Hinsicht.
Im Brief des Paulus an die Römer fand er schließlich den bahnbrechenden Satz, (Römer 3, 21 - 28), dass ein Mensch eben nicht durch seine Werke und Leistungen vor Gott gerecht wird – sondern allein durch seinen Glauben, seinen Glauben an Jesus Christus.
Denn in ihm, dem Sohn des Himmlischen Vaters, offenbart sich Gott selbst, zeigt Gott sein freundschaftliches, gutes Gesicht, sein Wesen, seine Liebe, seine Güte, seine Treue zu seinen Menschen, zu seiner Schöpfung. In Jesus Christus verzeiht Gott all unsere Unvollkommenheit - und befreit uns so zur wahren Freiheit eines Christenmenschen (Luther).
Pastor Dr. Jürgen Bobrowski, ehemaliger Seelsorger auf dem Gesundheitscampus Hamburg-Volksdorf und heute noch für die Albertinen Kindertagesstätte Volksdorf und das Feierabendhaus engangiert