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Tag der Arthroskopie
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, stellt in der Radio-Sendung „Natürlich gesund“ das Programm der Infoveranstaltung zum Tag der Arthroskopie am 1. Februar 2024 vor. Dabei wird es u.a. um die Möglichkeiten der Arthroskopie zur Diagnose und minimalinvasiven Behandlung an Schulter und Ellenbogen gehen.
Angenehmen Dienstagabend, hier ist die Sendung Natürlich gesund bei Radio Paradiso. Ich bin Julia Nogli und ich spreche heute mit Dr. Michael Berndsen. Er ist Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin.
Hallo erstmal. Hallo, guten Abend. Ja, wir wollen sprechen über den Tag der Arthroskopie und damit auch gleich mal anfangen.
Wer veranstaltet den und warum? Ja, der Tag der Arthroskopie ist von einer Fachgesellschaft ins Leben gerufen worden, der AGA, der Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie. Das ist sozusagen eigentlich eine Fachgesellschaft, die im deutschsprachigen europäischen Ausland und in Deutschland aktiv ist und die letztendlich die Interessen wissenschaftlich wie auch sonst die Interessen aller vertritt, die arthroskopisch tätig sind und auch Wissenbündel, Kongresse veranstaltet, Kurse veranstaltet, solche Dinge. Und der Tag wurde von dieser Gesellschaft ins Leben gerufen und dient so ein bisschen dazu, die Zeit an diesem Tag zu nutzen, um Menschen, Patienten, potenzielle Patienten, Menschen mit Beschwerden über mögliche Verfahren im Rahmen der Arthroskopie zu informieren.
Das ist eigentlich die Idee dahinter. Und die haben wir auch aufgegriffen und wollen eben auch dann übermorgen Interessierte einladen zu uns, um über diese Verfahren, die dort möglich sind, in dem Bereich, in dem wir arbeiten, das ist ja letztendlich die Schulter, der Ellenbogen und auch das Handgelenk, wobei der Fokus dieses Mal auf der Schulter und dem Ellenbogen liegt, zu informieren. Dafür ist das ganz gut geeignet, denke ich, so ein Format.
Ja, da kommen wir gleich, kommen wir nachher am Ende auch nochmal drauf, wann genau und wo. Was ist Arthroskopie genau? Ist es nur eine Untersuchung oder schon eine Behandlungsmethode? Das kann theoretisch beides sein. Die Arthroskopie ist letztendlich ein minimalinvasives Verfahren, bei dem man mit einer kleinen Kamera in die Gelenke reinguckt und über weitere Arbeitszugänge dann auch therapeutische Maßnahmen durchführen kann.
Es gab ja früher letztendlich nur offene chirurgische Eingriffe an den Gelenken und das ist immer mehr in den letzten Jahrzehnten verrückt worden zu den arthroskopischen Techniken, also zu den minimalinvasiven Techniken, was natürlich für Betroffene ziemlich erhebliche Vorteile hat, also wesentlich kleinere Narben, wesentlich kürzere Rehabilitationszeit, weniger Schmerzen, weniger Blutverlust, also eine Reihe von Dingen, die letztendlich bei den arthroskopischen Verfahren vorteilhaft sind und uns auch dazu bringen, dass wir über die Zeit eigentlich immer mehr Dinge, die wir früher überwiegend offen gemacht haben, immer mehr arthroskopisch machen und dabei auch sehr gute Ergebnisse erzielen. Also das wird natürlich ständig weiterentwickelt und es gibt immer wieder neue Dinge, die man dann auch arthroskopisch versorgen kann. Gibt es da Gelenksysteme, die da der Klassiker sind, wo das besonders gut geeignet ist? Nee, das kann man so nicht sagen.
Also letztendlich sind alle Gelenke geeignet. Wo das so begonnen hat, muss man sagen, war das Knie. Einfach als großes Gelenk mit leichtem Zugang letztendlich auch zum Gelenk.
Aber es hat sich an allen, die Schulter kam dann relativ bald auch dazu. Die Schulter ist ja ein sehr klassisches Gelenk, auch für arthroskopische Verfahren. Nahezu alles an der Schulter kann arthroskopisch inzwischen gemacht werden, außer der Gelenkersatz natürlich.
Das ist etwas schwierig, das arthroskopisch zu machen, weil einfach zu wenig Platz ist. Aber alle anderen Gelenke sind dem auch zugänglich. Wo es tatsächlich schwierig ist, sind so ganz kleine Gelenke wie zum Beispiel Fingergelenke oder das Daumensattelgelenk.
Das sind Gelenke, wo es etwas erschwert ist und wo letztendlich, muss man sagen, der therapeutische Nutzen der Arthroskopie so ein bisschen fragwürdig ist. Aber zum Beispiel das Handgelenk als weiteres, eigentlich eher kleines Gelenk, wird auch sehr intensiv arthroskopisch behandelt und wie gesagt alle Gelenke eigentlich. Und was außer diagnostizieren, genau gucken, was ist da eigentlich los, kann man dann konkret machen? Kann man auch irgendwelche Ablagerungen, die sich gebildet haben, abtragen oder kann man Meniskus reparieren? Oder was genau kann man dann machen? Genau, das funktioniert.
Also zunächst mal ist die Arthroskopie dazu geeignet, sich wirklich unter Sicht alle Strukturen im Gelenk anzugucken. Das hat großen Vorteil, weil Sie auch zum Teil funktionell gucken können. Sie können das Gelenk entsprechend bewegen und können gucken, wo liegen Störungen vor.
Das geht an der Schulter und am Ellenbogen tatsächlich besonders gut auch. Und man kann es gut sehen und kann dann auch behandeln. Ablagerungen haben Sie gerade schon erwähnt, gibt es manchmal.
So Kalkschulter hat man vielleicht schon mal gehört. Das sind Kalkablagerungen im Gelenk, die man dabei abtragen kann. Aber wir machen auch ganz viel so Bandrekonstruktionen.
Man kennt das vielleicht vermehrt noch vom Knie bei den Kreuzbandplastiken. Das wird auch arthroskopisch gemacht. So haben wir an der Schulter und am Ellenbogen auch eine Reihe von Bandplastiken, Bandnähten.
Bei akuten Verletzungen zum Beispiel auch, die wir sehr gut arthroskopisch versorgen können. Das sind so die häufigsten Dinge. Menschen, die sich das Gelenk luxiert haben.
Das sehen wir an der Schulter relativ häufig. Durch einen Unfall jetzt. Durch einen Unfall, durch einen Sturz, genau.
Wo dann gewisse Strukturen im Gelenk nicht mehr die nötige Festigkeit haben, nicht mehr stabil genug sind. Auch das kann man arthroskopisch gut behandeln. Also da gibt es eine ganze Reihe von Dingen.
Es ist jetzt fast viel, das alles aufzuzählen. Aber es gibt wirklich viele Therapiemöglichkeiten, die viele Vorteile bieten. Übermorgen am 01.02. ist am Wannsee die Patienteninformationsveranstaltung Tag der Arthroskopie, der von der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie ausgerufen wird.
Mehr dazu und zu dieser inzwischen etablierten Behandlungsmethode an diversen Gelenken in ein paar Minuten hier in Natürlich gesund auf Radio Paradiso. Sie sind bei Radio Paradiso und der Sendung Natürlich gesund. Ich bin Julia Nogli, Dr. Michael Berndsen ist heute mein Gast im Studio.
Er ist Experte für die oberen Extremitäten, also Handgelenk, Ellenbogen, Schulter und weiteres und ist Chefarzt der entsprechenden Abteilung im Immanuel Krankenhaus Wannsee. Heute Abend geht es um Arthroskopie, zu Deutsch Gelenkspiegelung. Wollen wir mal auf den Ellenbogen schauen, da sind Sie ja auch spezialisiert drauf.
Was kann man da genau erreichen und vielleicht auch nochmal, was ist eigentlich ein Tennis- oder ein Golferellenbogen? Interessantes Thema, was uns ja wirklich tagtäglich intensiv begleitet. Der Ellenbogen ist ein Gelenk, was erst sehr spät den arthroskopischen Techniken eigentlich zugänglich wurde, weil es eben ein sehr komplexes Gelenk ist, auch ein eher enges Gelenk, nicht so wie das Kniegelenk, wo man sofort gute Übersicht hat. Es gibt am Ellenbogen, Krankheiten haben Sie gerade schon erwähnt, also die Tennis-Ellenbogen, Golferellenbogen, letztendlich hat man früher gedacht, dass das alles Entzündungen sind an den Sehnenansätzen.
Also man sagt, Golferellenbogen ist auf der Innenseite des Ellenbogens, Tennisellenbogen auf der Außenseite des Ellenbogens. Dort entsteht ein Schmerz, das ist das, was der Betroffene merkt, bei bestimmten Verrichtungen, bei Kraftaufwendungen und so weiter. Tennis deswegen, weil es eben beim Tennisspielen diese Sehnenansätze besonders belastet sind, während beim Schlag, beim Golfspielen eben die Innenseite mehr belastet ist.
Es ist eher so aus der Funktionalität her geleitet. Das sind Dinge, die heute so nicht mehr aktuell sind. Also gerade beim Golfer- und beim Tennisellenbogen ist es so, dass man inzwischen eigentlich ganz gut weiß, dass es sich nicht zwangsläufig um eine Entzündung handelt, sondern eher um einen Abnutzungsprozess.
Gleichzeitig ist es so, dass wir auch inzwischen wissen, dass bestimmte Instabilitäten am Ellenbogen dafür sorgen können, dass solche Beschwerden entstehen. Freie Gelenkkörper können dafür verantwortlich sein. Es kann ganz viele Dinge geben, es sind jetzt nur mal drei Beispiele, die man früher so gar nicht adressieren konnte.
Also es war gar nicht so, es gab früher für den Tennisellenbogen, für den Golferellenbogen theoretisch, wenn die konservative Therapie irgendwann vorbei war und das war sie häufig und nicht wirklich geholfen hat, gab es ein Therapieverfahren, eine offene Operation, wo man die Sehnenansätze einfach abgelöst hat. Unter der Vorstellung, dass man damit die Entzündung runterdrängt und damit eine Schmerzfreiheit erreicht, da hat sich gezeigt, dass das eigentlich nicht so der Wahrheit entspricht. Und so ist es ja mit allen Dingen.
Es gibt Fortschritte, es gibt neue Erkenntnisse, so dass wir inzwischen am Ellenbogen arthroskopisch eigentlich ganz gut herausfinden können, wo die wirkliche Ursache für diese Beschwerden liegt und die auch dann gezielt behandeln können. Das geht wirklich von lokalen Behandlungen an den Sehnenansätzen bis hin zu aufwändigeren Bandplastiken, wenn eine leichte Instabilität vorliegt zum Beispiel und auch andere Dinge. Also es ist ein komplexes Feld, ist aber tatsächlich ein sehr interessantes Gelenk, weil viele Bewegungen im Ellenbogen stattfinden, die im Alltag außerordentlich wichtig sind und wenn die nicht mehr gehen, ist es einfach schwierig.
Und deswegen wollen Sie das auch früh erreichen wieder, die Beweglichkeit. Genau, das ist am Ellenbogen besonders wichtig, in allen Gelenken natürlich letztendlich wichtig, dass man früh wieder bewegt. Aber der Ellenbogen, sagen wir immer so ein bisschen scherzhaft, reagiert besonders zickig auf Ruhigstellung oder auf Nichtbewegen.
Und wir sehen sehr häufig Patienten, die nach Verletzungen zu uns kommen, nach akuten Verletzungen, auch nach Brüchen, die zum Beispiel nicht mehr strecken können vollständig, wo dann einfach der Arm in einer bestimmten Stellung stehen bleibt und es geht einfach nicht weiter. Auch das sind Dinge, so Gelenkkapsellösungen, sogenannte Arthrolysen kann man sehr gut arthroskopisch machen. Das ist auch aus meiner Erinnerung von früher, als man die noch offen gemacht hat, wirklich ein sehr heroisches, blutiges Verfahren gewesen, das man nur so mittelgerne gemacht hat.
Ehrlich gesagt auch mit mittelmäßigen Ergebnissen, funktionell später. Und das ist arthroskopisch eine ganz andere Welt plötzlich. Also dass das jetzt arthroskopisch geht, eröffnet viele Möglichkeiten und ist für die Patienten und auch für uns echt ein Segen, weil das gut geht.
Man sieht alles gut, man kann alles prima machen. Also das gefällt nicht nur dem Patienten, sondern auch dem Operateur. Hört man gern.
Ein weites und erfolgreiches Behandlungsspektrum bietet die Arthroskopie, sagt Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus. Mehr zum Tag der Arthroskopie jetzt am Donnerstag in wenigen Minuten hier auf paradiso.de Hier ist Radio Paradiso mit Natürlich Gesund. Ich bin Julia Nogli und mit Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus, geht es heute um den Tag der Arthroskopie.
Der ist übermorgen am Donnerstag und das Immanuel Krankenhaus lädt Sie zu einer Infoveranstaltung zum Thema. Ob Sie es nun mit einem Tennis- oder golferellen Bogen, mit der Schulter oder dem Handgelenk zu tun haben, wird Ihnen das Thema Arthroskopie schon begegnet sein. Zugleich Diagnose und möglicherweise auch minimalinvasiver Eingriff.
Und Sie haben eben schon anklingen lassen, es könnte auch sein, dass jemand, der da für längere Zeit schon mal was hatte und dann irgendwie dachte, naja, das kann ich jetzt nicht mehr so richtig bewegen, das bleibt jetzt für immer so. Da kann man auch mal ran, ja? Da könnte man noch mal ran. Es hängt natürlich immer von vielen Faktoren ab.
Es macht auch immer keinen Sinn, Wunder zu versprechen. Aber es gibt viele Dinge, die wir eben tatsächlich erst sehr spät sehen, weil die Patienten erst sehr spät kommen häufig. Und dann gibt es schon Möglichkeiten, da auch Beweglichkeit zu verbessern, Schmerzen zu reduzieren und so weiter.
Also das, was man sonst gerne mal so hört, da kann man nichts mehr machen. Oder das ist jetzt irgendwie, das ist jetzt halt so, finden Sie sich damit ab. Das gilt nicht in jedem Fall.
Vielleicht mal so rein statistisch. Ich habe ja vorhin noch mal gesagt, Sie sind Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie beim Immanuel Krankenhaus Berlin. Was kommt denn besonders häufig vor eigentlich? Sind es die Handgelenke, Ellenbogen, Schulter? Wie verteilt sich das so? Jetzt im Rahmen der arthroskopischen Therapieform oder ganz generell.
Ja, was Sie da zu behandeln haben. Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Also wir sehen, was Ellenbogen und Schultern angeht, sehen wir so gleichwertig viele Patienten.
Und ich würde sagen, dass sich Ellenbogen und Schulter, dieser gesamte Bereich Ellenbogen und Schulter, ungefähr 50-50 mit den Verletzungen an der Hand so teilt irgendwie. So dass, ja, ganz genaue Zahlen kann ich da gar nicht sagen. Wir machen ja sehr viele Eingriffe und auch Behandlungen im Jahr.
Das sind deutlich über 2000, die dann sich aufteilen auf die verschiedenen Bereiche. Ganz exakte Zahlen kann ich da nicht sagen. Nee, aber Sie haben da eine große Erfahrung bei all diesen Dingen.
Ja, wir machen nur das natürlich. Da ist kaum was Neues, was Sie noch nie gesehen haben, was Ihnen da unterkommt. Das stimmt, ja, das stimmt.
Zum Thema Arthrose. Das wird ja bei all diesen Gelenken auch eine Rolle spielen. Absolut.
Ist ja auch eben weit, weit verbreitet. Hängt wahrscheinlich auch vollkommen vom Stadium ab. Aber was können Sie da denn machen und diagnostizieren erst mal? Also da ist natürlich so bei Arthrose, je nachdem, wie weit sie fortgeschritten ist.
Davon hängt es so ein bisschen ab. Wenn die Arthrose noch nicht so weit fortgeschritten ist, haben wir tatsächlich auch mit arthroskopischen und minimalinvasiven Techniken noch große Erfolge. Also man kann Schmerzen lindern und Beweglichkeit erhalten.
Wenn die Arthrose weiter fortschreitet, was sie ja in der Regel tut, man kann Arthrose nach wie vor weder heilen noch letztendlich wirklich gut aufhalten, ist man dann irgendwann auch in dem Bereich des Gelenkersatzes. Und das funktioniert ähnlich wie es auch an Hüfte, Knie, das ist ja weiterhin bekannt, funktioniert. Man kann sowohl das Ellenbogengelenk als auch das Schultergelenk sehr gut ersetzen.
Das hat inzwischen eine große Routine. Es gibt Prothesenmodelle, die extrem gut funktionieren. Das lindert auch Schmerzen, erhält die Beweglichkeit.
Natürlich ist man als Patient, das würde mir genauso gehen, wenn man an dem Punkt ist, man hat eine Arthrose, will man nicht gleich einen Gelenkersatz haben oder irgendeine Operation. Es gibt schon eine Reihe von Behandlungen, die man auch vorschalten kann. Wir plädieren auch ganz klar dafür, dass man zunächst mal alle konservative Möglichkeiten ausschöpft.
Wenn man dann an dem Punkt ist, dass man sagt, Mensch, jetzt bin ich so eingeschränkt im Alltag, es tut mir so weh und ich kann nicht mehr gut schlafen und das Gelenk wird dick, dann sollte man irgendwann reagieren. Dann ist es auch ein Segen. Die Patienten, die in dem Moment dann auch kommen, die profitieren sehr davon.
Das hören Sie dann manchmal, wäre ich mal längst gekommen. Aber in der Tat, man kann verstehen, dass man sowas rausschiebt. Die meisten sagen ehrlicherweise, danach hätte ich mal nicht so lange gewartet.
Aber man hat natürlich verständlicherweise Angst vor jeder Operation. Hätte ich auch, das kann ich auch nachvollziehen. Auch dazu erfahren Sie mehr über morgen beim Tag der Arthroskopie und dem Patienten-Informationstag dazu im Festsaal beim Immanuel Krankenhaus Wannsee.
Den finden Sie in Haus 5a in der Straße am Kleinen Wannsee 5. Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie, wird vor allem dann über den Ellenbogen sprechen. Mehr dazu auch hier auf paradiso.de. Und gleich geht es weiter mit Natürlich gesund hier auf Radio Paradiso. Der Tag der Arthroskopie ist heute Thema hier bei Natürlich gesund auf Radio Paradiso.
Ich bin Julia Nogli und mein Gast im Studio ist Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus. Es geht also um die Arthroskopie, denn übermorgen am 1.2. ist am Wannsee die Patienten-Informationsveranstaltung zum Thema. Wenn durch Arthroskopie genau diagnostiziert wurde und minimalinvasive Eingriffe und auch die konventionelle Therapie, die immer erst mal im Vordergrund steht, nicht mehr helfen kann, ist inzwischen ja bei vielen Gelenken ein Gelenkersatz möglich.
Herr Dr. Berndsen, früher also zum Beispiel bei der Hüfte, da gab es manchmal Schwierigkeiten. Das Gelenk sprang heraus oder anderes. Gehört das alles der Vergangenheit an? Ja, das ist tatsächlich an Schulter wie auch Ellenbogen ein eher selteneres Problem.
Sehen wir auch selten. Also wir haben auch durchaus hin und wieder Patienten, die in anderen Häusern operiert wurden, die damit meinetwegen Probleme zu uns kommen. Das ist ja nicht so ein großes Problem.
Das gibt es schon mal. Also man muss natürlich auch bei allem immer ehrlich bleiben und das ist ganz grundsätzlich schon so, dass jede Operation immer auch Risiken in sich trägt. Aber dass das jetzt so ein Pionier-Ersteingriff-Verfahren ist, wo keine Routine herrscht, das ist eben nicht mehr so.
Also die meisten Gefahren, die es so gibt, kann man sehr gut ausschalten. Nichtsdestotrotz will jede Operation gut überlegt sein und auch gut geplant sein. Das ist immer das Wesentliche, dass man sich vorher gut überlegt, was für eine Prothese nimmt man da, über welchen Weg wird man sie implantieren und wie sieht die Nachbehandlung aus.
Das sind alles Dinge, die muss man individuell auf den Patienten abstimmen. Wenn man das tut, funktioniert das sehr, sehr gut. Ja, dann haben wir jetzt eine ganze Menge gehört.
Kommen wir nochmal zurück zum Tag der Arthroskopie, übermorgen am 1. Februar. Wann beginnt es, wer kann da überhaupt kommen und was alles erfahre ich denn da? Kommen kann jeder, der interessiert ist letztendlich. Das ist auch unser Ziel.
Wir haben in früheren Zeiten, das war vor Corona tatsächlich, haben wir manchmal auch so Patienten-Informationsveranstaltungen gemacht. Das ist jetzt eigentlich so etwas Ähnliches. Also jeder, der interessiert ist oder der auch ein Problem hat, an einem der genannten Gelenke, wie gesagt, unser Fokus ist, das sagt der Abteilungsname schon, die Obere Extremität, kann gerne auch seine persönlichen Probleme und Fragen mitbringen.
Die können wir dort auch besprechen. Also wir haben uns überlegt, dass wir danach auch durchaus uns noch Zeit nehmen, um Fragen zu erörtern. Es wird einen kleinen Vortrag zu der Thematik geben und so ist unsere Idee.
Genau, wann geht das los? Wir haben geplant, dass es um 17.30 Uhr losgeht. Das wird nicht lange gehen, da muss sich keiner groß langweilen. Es gibt einen kurzen, knackigen Vortrag zu der Thematik.
Wen es interessiert und dann können Fragen besprochen werden. Wenn das dann intensiver wird, muss man die Leute später mal in die Sprechstunde vielleicht noch einbestellen und das da nochmal genauer erörtern. Einfach für alle Interessierten.
Ein niederschwelliges Angebot, sich dazu informieren. Sozusagen, genau. Und am Wannsee ist es immer schön.
Unser Festsaal ist auch sehr schön. Das ist immer mal ein Ausflug wert. Auf jeden Fall.
Am Internationalen Tag der Arthroskopie, übermorgen am 1. Februar, lädt das Immanuel Krankenhaus Berlin am Standort Wannsee von 17.30 Uhr bis 19.00 Uhr zu einer Veranstaltung ein, zu der Sie herzlich gerne eingeladen sind. Es ist kostenlos und Sie müssen sich auch nicht anmelden. Chefarzt Dr. Michael Berndsen und Oberärztin Dr. Sophia Hünnebeck von der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie informieren über die Möglichkeiten der Arthroskopie zur Diagnose und minimalinvasiven Behandlung an Schulter und Ellenbogen.
Sie können im Anschluss auch Ihre ganz persönlichen Fragen stellen. Am Kleinen Wannsee 5 im Festsaal in Haus 5a. Alle Infos und die ganze Sendung zum Nachhören wie immer hier in unserer Mediathek auf paradiso.de unter Natürlich gesund.
Einen wundervollen und entspannten Abend für Sie mit Radio Paradiso.
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Keine Angst vor Kunstgelenken
Dr. med. Sophia Hünnebeck, Funktionsoberärztin in der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, spricht in der Radio-Sendung „Natürlich gesund“ darüber, wann ein Gelenkersatz notwendig ist, wie lange die Regeneration nach einem Eingriff dauert und ein Gelenkersatz hält.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit der Sendung Natürlich gesund. Mein Name ist Julia Nogli und mein Gast ist heute Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin Wannsee. Ich grüße Sie erst mal.
Dr. Sophia Hünnebeck: Guten Tag. Vielen Dank für die Einladung.
Julia Nogli: Sehr gerne. Wir haben heute folgendes Thema. Keine Angst vor Kunstgelenken.
In diesem Fall geht es nämlich mal um Gelenkprothesen, etwa für Schulter und Ellenbogen. Das wird vielleicht gar nicht jeder wissen. Knie oder Hüfte, das kennt man.
Da gibt es Prothesen, wenn es sein muss. Seit wann gibt es denn so etwas? Auch etwa für die Schulter und den Ellenbogen?
Dr. Sophia Hünnebeck: Ja, gibt es auch für diese anderen großen Gelenke auch schon sehr lange. Schon Mitte des 20. Jahrhunderts gab es da die ersten Zeichnungen und Entwicklungen.
Und das wurde natürlich bis heute konstant immer weiterentwickelt, hat aber tatsächlich nicht die gleiche Popularität wie Hüft- und Kniegelenke, einfach auch, weil es von der Häufigkeit ein bisschen seltener ist. Schulter ist immer noch häufig, aber Ellenbogengelenk ist wirklich eher ein seltenerer Gelenkersatz. Aber wenn man es braucht, funktioniert er auch sehr gut.
Und da es für viele immer wie ein Damoklesschwert ist, was so über einem Schwer schwebt oder man auch wirklich damit Sorgen und Ängste verknüpft, ist es sicherlich schön, dass wir mal darüber reden.
Julia Nogli: Zum Beispiel bei der Schulter. Welche Diagnosen-Probleme führen denn dazu, dass letztlich eine Prothese her muss?
Dr. Sophia Hünnebeck: Ja, das ist gar nicht anders als an den Hüft- und Kniegelenken. Letztlich, was zur Prothese führt, ist immer oder in den meisten Fällen die Arthrose. Arthrose ist ja so die klassische Volkserkrankung, wo einfach der Knorpel erkrankt und dann nicht mehr vorhanden ist, sodass letztlich Knochen auf Knochen reibt, kann man immer so gemeinhin sagen.
Und das ist sehr schmerzhaft. Und das passiert auch am Schultergelenk. Das passiert am Schultergelenk ein bisschen aus anderen Ursachen manchmal als an Hüft- und Kniegelenken.
Also die Schulter, wenn wir es mal als Beispiel nehmen, ist ein sehr bewegliches Gelenk und es hat einen sehr viel größeren Bewegungsradius als Hüft- und Kniegelenk. Und das hat natürlich aber auch oder birgt Gefahren, wenn man sich mal etwas verletzt oder hat eine ganz andere Belastungssituation, sodass es hier dann auch zu einer Arthrose kommen kann. Und aber weil die Schulter so einen großen Bewegungsradius hat und so viele Funktionen erfüllt, fehlen uns diese Bewegungen natürlich auch.
Julia Nogli: Also da sehen Sie durchaus auch jüngere Patienten, die vielleicht einen Radfahrunfall oder Ähnliches hatten. Also es ist nicht unbedingt eine Erkrankung des älteren Menschen.
Dr. Sophia Hünnebeck: Ja, absolut. Also ein Knorpelschaden kann auch entstehen durch ein Trauma, wo man mal gestürzt ist. Und das fängt an mit einem kleinen Areal, wo nur der Knorpel kaputt ist oder eben auch durch Muskelverletzungen, Sehnenverletzungen und Bänderverletzungen, die einfach die Anatomie des Schultergelenks verändern, die Belastung verändern und dadurch zu einer ganz frühen Abnutzung führen.
Und dann gibt es natürlich auch noch Stürze, wo man sich etwas bricht, wo dadurch eine andere Anatomie im Schultergelenk zustande kommt oder eben auch Brüche gibt es, die gar nicht mehr so zusammengebastelt werden können, sozusagen. Und dann muss auch manchmal schon direkt eine Prothese eingebaut werden.
Julia Nogli: Keine Angst vor Kunstgelenken, so unser Thema heute Abend mit Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Sie sind bei Natürlich gesund auf Radio Paradiso. In wenigen Minuten geht's weiter.
Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Es geht heute um ein orthopädisches Thema, nicht Knie oder Hüfte, sondern Schulter beziehungsweise Ellenbogen. Auch diese Gelenke können, wenn es sein muss, sehr gut durch künstliche Gelenke oder Teile davon ersetzt werden, sagt Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Sie sagten schon, das Schultergelenk kann man sich vorstellen, es ist ja zu drehen in jede Richtung, sehr beweglich. Was genau ist denn dann die Prothese? Das sind ja oft nur kleinere Teile, als man sich das so gemeinhin vorstellt.
Was genau wird denn da ersetzt?
Dr. Sophia Hünnebeck: Das ist auch ganz unterschiedlich. Da gibt es ganz viele verschiedene Prothesen-Modelle von ganz kleinen Oberflächen ersetzen, wo man wirklich nur die obere Schicht und sozusagen fast nur den Knorpel ersetzt mit einem ganz kleinen Stamm. Oder es ist natürlich je nach Firma, die das produziert, gibt es unterschiedliche Designs.
Letztlich machen sie alle das Gleiche und funktionieren alle sehr gut, dass man einfach den Knorpel ersetzt. Und auch bei der Pfanne das Gleiche, dass man dort einfach nur die oberflächliche Schicht ersetzt. Bis hin zu, wenn es größere Defekte gibt oder man mehr von dem Knochen auch ersetzen muss, wo man den ganzen Oberarmkopf ersetzen kann und aber auch die komplette Pfanne ersetzt.
Und da gibt es auch da kurze Schäfte, die in den Knochen noch reinragen oder lange. Es gibt Modelle mit Zement und ohne Zement. Also da findet man immer für jeden Patienten das Richtige, was er braucht und was dann auch dem Leistungsanspruch entspricht, was der Patient hat.
Julia Nogli: Angenommen, das ist jetzt dann so ein größerer Ersatz. Wie lange dauert es denn, bis sich das wieder normal bewegen kann?
Dr. Sophia Hünnebeck: Das ist sicherlich etwas, was nicht von heute auf morgen natürlich passiert. Ich denke, das ist auch jedem bewusst, der so eine Operation eingeht. Das ist erst mal ein Eingriff, den wir in stationären Verhältnissen machen, wo man ein paar Tage im Krankenhaus ist.
Das ist auch unterschiedlich und hängt natürlich auch von der Konstitution jedes Patienten ab. In der Folge darf man selbstständig erst mal mit dem Schultergelenk nicht so viel machen. Das hängt auch dann von dem Design und ab, wie viel Sehnen und Muskelkraft man selbst noch so mitbringt.
Aber im Schnitt sind das so drei bis sechs Wochen, wo man zumindest eingeschränkt ist in der Beweglichkeit. Und danach geht natürlich die Rehabilitation los. Dann macht man viel Physiotherapie oder geht sogar noch mal in eine Rehaklinik.
Im Schnitt kann man, denke ich, damit rechnen, dass man innerhalb von drei bis sechs Monaten in einem ganz zufriedenen Stadium wieder ankommt. Die Zeit muss man sich übernehmen.
Julia Nogli: Und fast alles dann wieder machen kann. Also zum Beispiel Fahrradfahren.
Dr. Sophia Hünnebeck: Das ist das Ziel. Also Fahrradfahren, das fragen viele Patienten. Das geht in fast allen Fällen sehr gut.
Die Bewegungen des Alltags sind immer so das erste Ziel, dass man sich die Haare wieder kämmen kann, dass der Mann sich das Portemonnaie wieder in die Hosentasche stecken kann. Das sind alles so Bewegungen. Die werden schwierig, wenn man eine fortgeschrittene Art Hose am Schultergelenk hat.
Und das merkt man bei jeder Bewegung im Alltag.
Julia Nogli: Klimmzüge sollte man aber nicht unbedingt bald machen.
Dr. Sophia Hünnebeck: Klimmzüge sollte man insgesamt vielleicht nicht unbedingt machen.
Julia Nogli: Muss ja auch nicht sein. Okay. Und wie lange hält das dann?
Möglicherweise dann ein Leben lang noch? Oder kann man das nicht so prognostizieren?
Dr. Sophia Hünnebeck: Möglicherweise ein Leben lang. Also da berufen wir uns natürlich immer auf statistische Daten. Und die Studien, die da angelegt sind, sind immer so zehn bis 15 Jahresstudien.
Da halten die Prothesen sehr gut. Dann werden die Studienergebnisse einfach schlechter, was aber auch davon daher rührt, dass die Patienten, die oft nachuntersucht werden, am meisten und die die meisten Prothesen bekommen, die ältere Generation sind. Und da muss man doch einfach sagen, nach 10, 15 Jahren sind die zum Teil so alt, dass wir sie in unseren Studien nicht mehr erreichen.
Und deswegen sind dann auch so die Enden dieser Ergebnisse da. Aber das gibt durchaus auch viele Prothesen, die länger halten. Das ist immer so das Ziel.
Julia Nogli: Nun hatten wir ja bewusst gesagt, keine Angst vor Kunstgelenken. Jetzt haben sie schon, finde ich, ein bisschen Angst genommen durch diese Argumente. Aber ja, warum ist das so, dass Menschen sich das so unangenehm vorstellen, dass da was Künstliches bei ihnen eingesetzt wird?
Dr. Sophia Hünnebeck: Ich glaube, viele Menschen haben per se ein gedankliches Problem damit, dass künstliche Materialien in ihrem Körper sind. Man hat natürlich immer da Sorgen. Sind das Metalle, die irgendwas freisetzen in meinem Körper?
Was sich dann woanders ablagert? Was andere Krankheiten verursachen kann? Da kann man ganz klar sagen, das ist nicht der Fall.
Das fängt ja schon an bei einzelnen Schrauben, die wir manchmal, wenn wir Brüche versorgen, wo einbringen oder sogar Platten. Es gibt ganz viele Patienten, die dann wiederkommen und den ersten Termin wahrnehmen, um das schnellstmöglich wieder rausnehmen zu lassen, wenn das verheilt ist. Und das exponentiert sich natürlich beim Kunstgelenk, weil das viel Fremdmaterial ist.
Aber das sind natürlich alles Materialien, die sind sogenannt Inert, nennt man das. Das heißt, die reagieren nicht mit den Materialien drumherum, also entsprechend auch nicht mit den menschlichen Geweben, sondern keine Stoffe ab, die jetzt andere Problematiken machen. Da gab es in der Vergangenheit, als die Prothesen ganz angefangen haben, hat man manchmal Metall auf Metall kombiniert.
Und das hat dann lokal zu einem Metallabrieb geführt. Und das birgt dann das Komplikationsmaterial. Aber diese Prothesen sind mittlerweile weit weiterentwickelt, sodass man da Polyethylen oder Kunststoffmaterialien setzt, sodass dann nicht mehr sich das Metall so abreiben kann.
Und in diesem Moment gibt es auch aus der Richtung keine Gefahr.
Julia Nogli: Und so heißt unser Thema heute Abend in Natürlich gesund denn auch keine Angst vor Kunstgelenken. Gleich mehr zum Thema und auch für Sie zum Nachlesen auf Paradiso.de in der Mediathek unter Natürlich gesund. Sie hören Natürlich gesund hier auf Radio Paradiso.
Mein Name ist Julia Nogli. Unser Thema heißt heute Keine Angst vor Kunstgelenken. Darüber spreche ich mit einer absoluten Expertin, Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee. Sie sagten bereits, es ist schon lange Routine, künstliche Gelenke oder Bestandteile davon zu implantieren, auch beim eher komplizierten Schultergelenk. Und wie kriegen Sie die Bänder und Sehnen und das alles da wieder fest? Wie geht das?
Dr. Sophia Hünnebeck: Das klappt tatsächlich nicht immer. Und dafür haben wir auch unterschiedliche Prothesen-Designs. Also gerade das Schultergelenk, das ist sehr schön.
Und das ist ein Vorteil von dem Schultergelenkersatz gegenüber anderen Gelenkersätzen. Da haben wir zwei verschiedene Modelle. Da gibt es die ganz normale Prothese, wo einfach der Kopf ersetzt wird und die Pfanne ersetzt wird.
Das ist der Fall, wenn man noch einen sehr guten Sehnen- und Muskelapparat hat. Dann wird einmal, um überhaupt ans Schultergelenk zu kommen, muss man eine Sehne ablösen, aber die wird nachher wieder angenäht. Und dann funktioniert das auch sehr gut.
Aber es gibt natürlich Fälle, die kommen schon in die Operation und haben keine Sehnen mehr an der Stelle. Das ist die sogenannte Rotatoren-Manschette. Die ist sehr wichtig, um den Arm zu heben.
Und wenn man die vor der Operation schon nicht mehr hat, dann gibt es auch keine Option, die zu ersetzen. Aber dafür gibt es dann das sogenannte umgekehrte Prothesen-Design, wo tatsächlich einfach beide Komponenten getauscht werden. Das heißt, da, wo früher die Pfanne war, kommt dann der Kopf hin.
Und da, wo früher der Kopf war, kommt jetzt die Pfanne hin. Und dadurch wird mechanisch gesehen der Drehpunkt im Schultergelenk verlagert und dann können andere Muskelgruppen viel besser das Schultergelenk erreichen. Zum Beispiel der Schulterhaubenmuskel, der große Delta-Muskel kann dann sehr viel mehr an der Bewegung teilhaben.
Und dann überlisten wir sozusagen den Körper ein bisschen.
Julia Nogli: Und da haben Sie auch Erfahrung, dass Menschen tatsächlich danach beweglicher waren als vorher. Absolut.
Dr. Sophia Hünnebeck: Es kommen Patienten in unsere Sprechstunde, die können den Arm zum Teil gar nicht heben. Und mit so einem Schultergelenk macht man dann auch nicht mehr den Tennisaufschlag. Das muss man auch ehrlich sagen.
Aber man kann sich wieder die Haare kämmen, man kann sich die Haare föhnen. Als Frau ist das extrem wichtig in jeder Lebenslage. Auch so Sachen wie Zähneputzen, den Löffel zum Mund führen, all das sind Dinge, die kann man dann auf einmal wieder.
Und das ist natürlich toll.
Julia Nogli: Ja, absolut. Jetzt nehme ich an, gilt das ähnlich alles auch für den Ellenbogen. Wieder kann ich mir vorstellen, dass man da auch Hemmungen hat.
Ein so wichtiges, so nahes, sichtbares Gelenk auch kompliziert, mit mehreren Knochen, die da verbunden sind und so weiter, auch zu ersetzen. Warum muss das manchmal sein? Was kann da so schlimm sein?
Dr. Sophia Hünnebeck: Also das Ellenbogengelenk kommt sehr viel seltener in einem Stadium an, wo wir tatsächlich über einen Gelenksatz sprechen. Deswegen ist das auch gar nicht so bekannt, dass das da auch sehr gut funktionieren kann. Das sind oft Patienten, die Gelenkerkrankungen insgesamt haben, die Gelenke zerstören, wie zum Beispiel ein Rheuma oder etwas aus diesem Formkreis.
Aber auch natürlich Patienten, die irgendwann mal sehr blöd gestürzt sind, sei es ein Motorradunfall, Fahrradunfall und Ähnliches, sich den Ellenbogen gebrochen haben und es auch dazu Arthrose sehr früh kam. Der Gelenkersatz am Ellenbogen klappt sehr gut in dem Moment, wo man sehr viel Schmerzen hat und auch die Bewegungseinschränkungen durch diesen veränderten Knochen so geworden sind, dass man auch da nicht mehr ausreichend beugen und strecken kann. Und auch das, wenn man mal versucht, die Hand zum Mund zu bringen, wenn man den Ellenbogen nicht bis 90 Grad beugen kann, dann klappt das nicht, dann kommt man auch da nicht mehr in das Gesicht.
Und deswegen ist das auch dann eine sehr schöne Lösung. Der einzige Nachteil an der Ellenbogen-Endoprothetik oder an dem Gelenkersatz am Ellenbogengelenk ist, dass es nicht ganz so belastbar ist wie andere Gelenke. Das heißt, hier wissen wir sicher, dass man schwere körperliche Belastungen, Liegestütze, Kontaktsport eher nicht mehr so ausüben sollte, zumindest von den Empfehlungen her.
Das hat den Hintergrund, dass diese Prothesen ein bisschen schneller auslockern können als andere. Und deswegen, wenn man sie mehr belastet, eine kürzere Standzeit haben.
Julia Nogli: Da wird also auch mal ein Gelenk umgedreht positioniert und man erreicht eine viel bessere Beweglichkeit und Belastbarkeit. Alle Infos zu Dr. Sophia Hünnebeck auch hier auf paradiso.de unter Sendungen Natürlich gesund. In wenigen Minuten geht es weiter hier bei Radio Paradiso.
Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Mein Gast ist heute Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Unser Thema heute keine Angst vor Kunstgelenken.
Da haben wir eben schon viel von der Schulter gehört. Jetzt sind wir beim Ellenbogen. Ebenfalls, wenn es sein muss, gut zu ersetzen.
Also auch hier gibt es eine Gelenkpfanne oder vielleicht sogar zwei. Oder wie sieht ein Gelenk aus?
Dr. Sophia Hünnebeck: Ja, da gibt es auch unterschiedliche Modelle, wie das immer so ist. Aber das verbreitetste Modell, und das ist auch das, was wir am meisten benutzen, ist eine sogenannte gekoppelte Prothese. Weil der Bandapparat am Ellenbogengelenk auch sehr wichtig ist und meistens schon bei der Arthrose kaputt gegangen ist.
Oder auch gerade beim Rheuma, wo der Bandapparat ja immer sehr leidet, muss dann der Bandapparat mit ersetzt werden. Und den kann man per se jetzt nicht so schön ersetzen. Deswegen nimmt man da, so ein bisschen ähnlich wie bei der Schulter, hat man sich Modelle überlegt, die das Ganze überlisten.
Und da sind dann die beiden Komponenten, also der Unterarmersatz und der Oberarmersatz, aneinander gekoppelt. Mit so einem kleinen Extragelenk, wie so einer Art Scharniergelenk. Und dadurch klappt das dann da sehr gut.
Julia Nogli: Also, dass man zumindest auch diese rechtwinklige Bewegung machen kann. Und wenn, vielleicht nicht mehr so drehen.
Dr. Sophia Hünnebeck: Drehen kann man sehr gut.
Julia Nogli: Auch noch, genau, super, okay.
Dr. Sophia Hünnebeck: Das Drehgelenk ist ja abgekoppelt vom Ellenbogengelenk per se und kommt auch aus dem Handgelenk. Das weiß man oft nicht. Das heißt, die Drehbewegungen werden absolut erhalten.
Julia Nogli: Ah, okay. Und jetzt vermute ich auch mal, was ja auch viele schreckt, auch gerade bei der Schulter, war ja auch schon früher bei der Hüfte immer so, dass das ein ziemlich großer Eingriff ist. Aber ich vermute mal, das können Sie auch schon in sehr klein alles lösen, ja?
Dr. Sophia Hünnebeck: Man kann das klein lösen. Es gibt auch so immer wieder natürlich Ansätze von ganz versierten Chirurgen, die versuchen auch arthroskopisch assistierte, ganz kleine Gelenkersätze zu machen. Das gibt es manchmal an der Schulter.
Aber die ganz große Gelenkersatzoperation, die passiert immer noch offen und die hat sich jetzt nicht wahnsinnig verkleinert, muss man ehrlich sagen.
Julia Nogli: Nee, es muss ja auch etwas entnommen werden und eingeschüttet werden.
Dr. Sophia Hünnebeck: Und man muss ja vor allem auch alle Strukturen darstellen, die drumherum sind. Man muss die Sehnen und die Arterien, Gefäße, Nerven sehen. Man will ja nichts noch zusätzlich verletzen.
Und deswegen ist der Schnitt auch relativ groß. Ich würde sagen, an der Schulter etwa so 10, 12 Zentimeter. Am Ellenbogengelenk läuft er einmal hinten über das Ellenbogengelenk drüber.
Am Ende des Tages ist es aber auch, glaube ich, nicht so wichtig, ob der Schnitt jetzt 10, 12, 15 Zentimeter groß ist. Wichtig ist, dass der Leidensdruck vorher da ist und dass dem Patienten geholfen wird. Und dann glaube ich, wenn man danach plötzlich schmerzfrei ist und wieder sehr gut bewegen kann, ist es auch nicht so schlimm, wenn zwei Zentimeter mehr oder weniger dort offen sind.
Julia Nogli: Also es lohnt sich auch auf jeden Fall sowieso mit solchen Beschwerden, die womöglich schon seit Jahren... Man hat sich womöglich schon daran gewöhnt, dass man da manches gar nicht mehr so bewegen kann. Aber da würden Sie auf jeden Fall sagen, da kann man was machen und das lohnt sich auf jeden Fall.
Absolut.
Dr. Sophia Hünnebeck: Und man muss sich auch immer, finde ich, die Frage stellen. Natürlich kann man einerseits sagen, wir schieben da... Man schiebt das so lange im Lebensverlauf nach hinten raus wie möglich, damit man ja nicht in eine Wechseloperation reinkommt und ähnliches.
Auf der anderen Seite muss man sich, finde ich, auch immer fragen, wann will man seine guten Jahre in Anführungsstrichen haben. Weiß ja auch keiner, was ist, wenn man Mitte 70 ist, Mitte 80. Ob man vielleicht andere Erkrankungen hat.
Dann bringt einem das künstliche Gelenk gar nicht mehr so viel. Aber wenn man noch aktiv im Leben steht und dann immer von diesem einen Gelenk gehindert wird, ist es durchaus auch wert, mal drüber nachzudenken, ob man das nicht jetzt ersetzt, um wenigstens sicher die nächsten 10, 15 Jahre damit ein sehr gutes Leben zu haben. Und dann kann man immer noch schauen, was man dann noch machen kann.
Und dann gibt es immer noch ja auch gute Wechseloptionen.
Julia Nogli: Überzeugt von ihrem Fachgebiet Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie Immanuel Krankenhaus Berlin hier am Wannsee. Mehr Infos zur Abteilung und Kontakt dorthin hier auf paradiso.de Das finden Sie alles in der Mediathek unter Natürlich gesund. Haben Sie einen entspannten Abend mit Radio Paradiso.
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Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten bei Sehnenscheidenentzündung
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, spricht in der Sendung „Natürlich gesund“ auf Radio Paradiso über konservative, medikamentöse und operative Maßnahmen bei Sehnenscheidenentzündungen.
Jonas Roth: Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Und das Thema heute ist die Sehnenscheidenentzündung. Dazu ist Experte im Studio, Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Wannsee. Guten Abend, Herr Dr. Berndsen. Guten Abend. Schön, dass Sie da sind.
Mal ganz kurz erstmal grundlegend, was wird denn in Ihrer Abteilung genau behandelt?
Dr. Michael Berndsen: Das ist so ein bisschen, wie der Name schon sagt, also wir behandeln eigentlich alles an der oberen Extremität, angefangen von der Schulter über den Ellenbogen und eben auch an der Hand. Und alle Erkrankungen, die Verschleißerkrankungen sind oder Unfallfolgen, alles, was sich in dem Bereich abspielt, wird bei uns behandelt. Das ist wirklich global betrachtet alles an der oberen Extremität.
Jonas Roth: Okay, und jetzt waren die letzten Monate für Sie auch bestimmt nicht so die einfachsten und die besten. Wie lief es bei Ihnen?
Dr. Michael Berndsen: Ja, ist richtig. Durch die Corona-Zeit im Moment sind wir natürlich alle so ein bisschen limitiert. Man merkt das durchaus auch bei den Patienten, die natürlich zum Teil ängstlich, sehr zurückhaltend sind, sich sicherlich auch zum Teil mit Beschwerden, die sie haben, nur begrenzt oder auch sehr ungern in Kliniken oder auch bei Ärzten vorstellen.
Ich höre das auch von niedergelassenen Kollegen. Da ist das eigentlich genauso. Und die meisten Patienten kommen tatsächlich auch erst dann, wenn wirklich sozusagen die Axt am Baum ist und es nicht mehr anders geht.
Das hat sich über den Sommer wieder ein bisschen gelockert, weil da die Infektionszahlen auch sehr gering waren. Aber wir merken jetzt, dass das durchaus auch wieder schlimmer wird.
Jonas Roth: Und die Krankheiten bleiben natürlich und auch die Sehnenscheidenentzündungen, die werden wahrscheinlich auch nicht plötzlich verschwinden. Und deshalb gehen wir da jetzt auch mal direkt ins Thema rein. Erst mal grundlegend.
Was ist eine Sehnenscheidenentzündung und wo tritt sie vielleicht besonders häufig auf?
Dr. Michael Berndsen: Ja, also eine Sehnenscheidenentzündung ist eine Erkrankung oder auch ein Phänomen, das sich an Sehnenscheiden abspielt. Anatomisch muss man sich das so vorstellen, dass Sehnen eigentlich an allen Stellen des Körpers in so Art Hüllen verlaufen. Und die Sehnen sind, damit sie besser gleiten können, von so einem wässrig getränkten, sulzigen Begleitgewebe umgeben.
Und wenn sich dieses Begleitgewebe entzündet, das kann auch auf verschiedenen Grundlagen passieren, dann kann es zu Beschwerden kommen. Das können einfach Überlastungsphänomene auch sein. Das ist ja eigentlich bei Weitem das Häufigste.
Durch Arbeit, durch einseitige Belastung, durch eine temporäre starke Belastung bei Umzügen zum Beispiel. Das sehen wir relativ häufig, wenn ein Patient eine Hand oder einen Arm mehr belastet hat, was sonst nicht so im Alltag eine Rolle spielt, dann tritt sowas gerne auf.
Jonas Roth: Krankheiten kommen ja jetzt auch öfter mal mit Symptomen. Das hat ja so eine Krankheit auch mal nur an sich. Woran erkenne ich denn eine Sehnenscheidenentzündung?
Was ist denn so der Punkt?
Dr. Michael Berndsen: In erster Linie sind das Schmerzen. Also die meisten Patienten kommen zu uns und berichten über Schmerzen. Bei bestimmten Bewegungen, das ist je nachdem, wo sich diese Sehnenscheidenentzündung abspielt, ist es natürlich sehr divergierend, wie da Beschwerden auftreten können.
Aber es sind eigentlich Schmerzen. Oft auch dann verbunden mit Bewegungseinschränkungen. Man macht dann so Ausweichbewegungen und versucht sozusagen die Bewegungen, die Schmerzen verursachen, eben auch zu vermeiden.
Und daran merken das die Patienten die meisten, was auch absolut verständlich ist aus meiner Sicht, versuchen das dann erstmal zu schonen, mit Hausmitteln zu behandeln und so weiter. In vielen Fällen ist es tatsächlich auch so, dass es dann auch wirklich zurückgeht, dass man gar nicht jetzt einen Handchirurgen wie mich oder so benötigt zur Behandlung. Aber es gibt eben auch die Fälle, die das dann über einen längeren Zeitraum mit sich herumtragen und die dann eben Hilfe brauchen.
Jonas Roth: Stichpunkt zurückgehen ist nämlich auch noch eine Sache, auf die ich eingehen möchte. Bei ersten Symptomen, kann ich da selber reagieren? Ab wann sollte ich denn jetzt wirklich mal einen Arzt aufsuchen?
Dr. Michael Berndsen: Also es ist aus meiner Sicht nicht notwendig, wenn nach so einem Ereignis, sagen wir mal nach einer erheblichen Belastung, Beschwerden auftreten, sofort einen Arzt aufzusuchen. Es treten wirklich erhebliche Funktionseinschränkungen auf. Dann sollte man sich schon in Behandlung begeben.
Aber man kann das durchaus die ersten Wochen versuchen, auch selbst zu behandeln. Mit den üblichen Hausmitteln. Das fängt an bei Schonung.
Das ist sozusagen eigentlich wirklich das erste. Man sollte ruhig bewegen, aber eben ohne Belastung weitgehend. Das ist ein ganz guter Rat.
Und dann gibt es tatsächlich auch althergebrachte Mittel wie Quarkumschläge oder auch die Voltaren-Verbände mit Voltaren-Salbe. Die kann man verwenden, um das zur Ruhe zu bringen. Kühlen ist ein ganz wichtiger Punkt, weil bei einer Entzündung ist es immer so, das ist eigentlich sozusagen eine warme Erkrankung letztendlich.
Also Entzündung ist immer eher auf der warmen Seite. Und mit Kühlung kann man diese Schwellungen und auch die Schmerzen durchaus zur Ruhe bringen. Wenn aber dann nach Wochen sozusagen, also nach zwei, drei, vier Wochen keine Linderung eintritt und die Einschränkungen gleich bleiben, ist es ganz klug, dann mal einen Arzt aufzusuchen.
Aber in der Regel, also das vielleicht noch zum Abschluss, bei den allermeisten Patienten ist der Faktor Zeit eigentlich das letztendlich Gewinnbringende. Weil die meisten Patienten werden tatsächlich unter konservativer Therapie beschwerdefrei und auch bei uns ist es so, wenn Patienten nach ein paar Wochen Beschwerden zu uns kommen, ist nicht immer der erste Schritt, das zu operieren, das ist auch in den meisten Fällen gar nicht notwendig, sondern wir beraten eigentlich auch wirklich zu konservativen Therapiemöglichkeiten, mahnen zu Geduld und versuchen ein bisschen Anleitung zu geben, was man im Alltag so machen kann.
Das sind so die Dinge, die ich gerade schon erwähnt habe. Wenn man dann ein bisschen Geduld hat, dann geht das eigentlich auch häufig weg. Aber eben nicht in allen Fällen.
Dann müssen wir tätig werden irgendwann.
Jonas Roth: Und das ist auch noch ein Punkt, auf den wir auch noch ein bisschen später in der Sendung heute darauf eingehen werden. Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee. Mehr zum Thema, das gibt es gleich hier und natürlich auch im Internet unter paradiso.de Radio Paradiso mit Natürlich Gesund. Mein Name ist Jonas Roth und das Thema heute ist die Sehnenscheidenentzündung. Mein Gast dazu ist Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Wannsee. Dr. Berndsen, Sehnenscheidenentzündungen die sind oft sehr unangenehm, aber behandelbar. Welche Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten gibt es denn erstmal grundlegend?
Dr. Michael Berndsen: Das ist das, was ich gerade schon angefangen habe zu erwähnen. Angefangen bei Kühlung, Schonung natürlich der betroffenen Extremität. Wir haben in unserem Bereich, dafür spreche ich ja jetzt hier so ein bisschen, häufig das Problem rund um das Handgelenk letztendlich oder auch die Finger betreffend.
Das ist so eine relativ häufige Stelle, wo solche Beschwerden auftreten. Kühlen, Schonung spielt da eine Rolle. Man hat meistens wirklich auch zu Hause diese Voltaren-Salbe, die man nutzen kann.
Quarkumschläge kann man auch selbst machen. Die Belastungsreduktion ist ganz wichtig. Man sieht ja häufig auch, wenn man Patienten vorgestellt bekommt, Patienten, die dann über einen längeren Zeitraum ruhigstellen, wirklich ganz ruhigstellen.
Das ist in manchen Fällen sinnvoll, aber auch nur für einen sehr begrenzten Zeitraum. Denn wenn Sie über einen längeren Zeitraum ruhigstellen, dann verlieren Sie auch Beweglichkeit eigentlich. Sodass man eigentlich raten müsste, Belastungsreduktion, Schonung, aber eben schon bewegen ohne Belastung.
Das ist damit gemeint eigentlich.
Jonas Roth: Und wenn die Schmerzen dann nicht besser werden, dann wird wahrscheinlich irgendwann doch der Punkt kommen, dass man operieren muss. Ab wann ist denn jetzt eine Operation notwendig?
Dr. Michael Berndsen: Ja, wir haben vorgeschaltet vielleicht noch mal so ein bisschen auch eine medikamentöse Therapie. Das habe ich gerade nicht erwähnt. Das ist so der nächste Schritt.
Wenn die üblichen Mittelchen nicht funktionieren, dann kann man natürlich auch entzündungshemmende Medikamente verschreiben. Da gibt es eine Reihe von Medikamenten. Voltaren ist auch hier als Tabletten sehr bekannt.
Oder Ibuprofen. Diverse Medikamente, die da eingesetzt werden können. Bis hin auch zum Kortison, was kurzfristig auch eingesetzt werden kann.
In solchen Fällen auch in Tablettenform. Und wenn das nicht hilft und zu einer Linderung führt, dann muss man den Weg zur OP gehen. Und da ist es in der Regel so, dass man sozusagen das Korrelat der Entzündung, also das entzündete Gewebe in dem Bereich, in dem es stört, tatsächlich wirklich entfernt.
Also man entfernt dieses entzündete Sehnenbegleitgewebe. In manchen Fällen ist es so, dass man die Sehnenfächer, die Sehnen laufen in so Hüllen, die sind an manchen Stellen des Körpers, zum Beispiel im Bereich des Handgelenkes, sehr, sehr eng. Und dann muss man den Sehnen auch Platz machen.
Das heißt, man entfernt das entzündete Gewebe und muss gleichzeitig das Sehnenfach eröffnen, um der Sehne genug Platz zu geben, sich wieder frei bewegen zu können. Die Sehnen selber bilden dann eine neue Hülle letztendlich. Also der Körper sorgt dafür, dass die Sehnen dann wieder in ein normales Gleitgewebe dann kommen.
Und dann kommt das zur Ruhe. Aber das ist wirklich sozusagen konservative Therapie, erster Schritt, medikamentöse Therapie. Und wenn das alles nicht hilft, kommt man irgendwann zur OP.
Wir als Klinik sehen natürlich in erster Linie Patienten, die über einen sehr langen Zeitraum schon konservativ behandelt wurden, beim Hausarzt, beim niedergelassenen Orthopäden usw. Sodass bei uns häufig Patienten ankommen, die über Monate schon Beschwerden haben. Und dann ist der Schritt zur OP natürlich etwas näher.
Jonas Roth: Und dann lassen die Schmerzen ja sicherlich auch relativ schnell wieder nach der Operation. Und wie lange sollte ich mich dann ausruhen? Was ist so der Zeitpunkt?
Dr. Michael Berndsen: Das divergiert tatsächlich auch sehr, sehr stark. Also es kommt natürlich auch da wieder darauf an, wo das Problem vorliegt. Bei kleineren Sehnenscheidenentzündungen sagen wir mal an einem Finger sollen und können die Patienten sofort wieder den Finger auch nutzen und bewegen.
Das funktioniert auch sehr gut. Man hat natürlich das übliche Wundheilungsproblem, d.h. Schmerzen im Narbenbereich. Anfänglich Schmerzen auch beim Bewegen, aber das ist sehr schnell nach ein, zwei Wochen eigentlich wieder gut.
Es gibt natürlich immer auch die Verläufe, wo sich stark Narben bilden z.B., die dann vorübergehend behandelt werden müssen. Aber in aller Regel sind diese Sehnenscheidenentzündungen keine Diagnosen oder auch Operationen dann, die lange Ausfallzeiten bedingen. Also die Wundheilung muss man eigentlich immer abwarten.
Hängt ein bisschen davon ab, was man auch beruflich macht. Wenn man jetzt handwerklich tätig ist mit Holzspänen, mit Dreck im Straßenbau oder sowas, dann darf man natürlich in der Wundheilungszeit nicht arbeiten gehen, weil das würde für die Wundheilung auch nicht gut sein. Bedeutet wieder Infektionen und so weiter.
Aber nach zwei, drei Wochen ist das eigentlich erledigt.
Jonas Roth: Okay, und jetzt gibt es natürlich auch zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten auch immer wieder die, die sagen, naja, Arzt, ich warte mal lieber noch ein bisschen ab, greife vielleicht auf so ein Set zum selber tapen zurück und mache mir die Hand damit sozusagen, stabilisiere das. Ist das immer ratsam? Was sagen Sie dazu?
Das kann man machen.
Dr. Michael Berndsen: Man muss immer so ein bisschen gucken, dass man den Zeitpunkt nicht verpasst. Also wenn man jetzt über Monate mit so einem Taping rumrennt und eigentlich keine Linderung erzielt, dann sollte man sich schon mal beraten lassen. Letztendlich ist aber auch das durchaus was, was hilfreich sein kann.
Bei diesem Tapen in Bezug auf Sehnenscheidenentzündungen geht es ja in erster Linie auch um die Stabilisierung und letztendlich auch um eine Bewegungsreduktion so ein bisschen. Tapen hat ja in anderen Bereichen, auch im Sport, auch andere Effekte. Die spielen hier aber jetzt nicht so eine große Rolle.
Aber wenn man damit keine Linderung erzielt, sollte man sich beraten lassen. Grundsätzlich ist es einfach zu sagen, dass eine Sehnenscheidenentzündung, wenn es denn eine ist, es gibt natürlich auch da diverse Sachen, die wehtun können, aber sagen wir mal, wir wissen, es ist eine Sehnenscheidenentzündung, da droht jetzt keine wirkliche Gefahr. Also wenn man das jetzt über ein paar Wochen hat, wird dem Patienten jetzt nicht der Arm abfallen plötzlich oder irgendwas anderes passieren, sondern man kann schon diese Dinge, die man selbst so weiß und die auch in der Hausapotheke bekannt sind, durchaus nutzen die erste Zeit.
Aber wenn eben keine Linderung eintritt, ist es schon sinnvoll, dann einen Arzt aufzusuchen.
Jonas Roth: Die Sehnenscheidenentzündung ist heute unser Thema bei Natürlich gesund und sie ist auch ein Problem, vor allem bei den Personengruppen, die im Büro arbeiten. Was sie dagegen unternehmen können, das ist gleich Thema bei mir in der Sendung. Und noch mehr Infos, die finden Sie auch unter paradiso.de Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Ich bin Jonas Roth und heute geht es um das Thema Sehnenscheidenentzündung. Dazu Gast im Studio ist Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Emanuel Krankenhaus Wannsee. Die Sehnenscheidenentzündung, das ist ja auch immer so im Volksmund die Krankheit, die am Arbeitsplatz entsteht, am Büroarbeitsplatz.
Mir geht's ja auch so, ich sitze ja auch viel am Schreibtisch. Wie kann ich dem denn jetzt vorbeugen?
Dr. Michael Berndsen: Ja, also letztendlich haben Sie recht, interessant ist schon, also man denkt ja auch immer bei Sehnenscheidenentzündung das wird jetzt der Gerüstbauer sein oder der Polier auf der Baustelle, der eben eine erhebliche Belastung hat. Und das ist gar nicht so der Fall. Es sind wirklich häufig auch Menschen, die einen Schreibtischarbeitsplatz haben, die nicht sehr ergonomisch gestaltet sind.
Das ist häufig ein Problem. Also wie nutze ich zum Beispiel die Maus? Also wir kennen das, wenn man den Arm so auf den Schreibtisch auflegt, dann die Maus nimmt, dann ist das Handgelenk immer so ein bisschen nach hinten gekippt.
Und das ist eigentlich erstmal kein Problem, aber wenn man das sozusagen konstant macht, dann können irgendwann auch in dem Bereich Probleme auftreten. Und das kann man ja durchaus auch so, Sie kennen vielleicht diese Auflagen vor den Tastaturen, die dafür sorgen, dass das Handgelenk gerade gelagert wird, auch beim Tippen, dass man das Handgelenk nicht so nach hinten kippen muss. Das können dann Sachen sein, die auch Sinn machen können.
Natürlich ist es auch wichtig am Arbeitsplatz, wenn man am Schreibtisch sitzt, auch für alle anderen Sachen, regelmäßig aufzustehen, sich zu bewegen, ein bisschen dafür zu sorgen, dass man ein bisschen in Bewegung bleibt. Ich habe neulich von meinem Sohn sowas Lustiges geschickt bekommen. Da stand sitzen ist das neue Rauchen.
Und natürlich trifft es das nicht so ganz, aber das konstante Sitzen am Arbeitsplatz hat natürlich nicht gerade gesundheitsfördernde Aspekte.
Jonas Roth: Und wenn man dann normale Mäuse nutzt und irgendwann treten die Schmerzen auf, sollte man sich ja schon darüber Gedanken machen, vielleicht auch umzusteigen auf alternative Mäuse oder Tastaturen. Gibt es denn da die Möglichkeit, dass der Arbeitgeber verpflichtend das irgendwie umstellen muss oder können da auch die Krankenkassen was tragen?
Dr. Michael Berndsen: Also bei den Krankenkassen kann ich das, um ehrlich zu sein, nicht beantworten, aber es gibt schon natürlich auch bei allen Arbeitgebern die Maßgabe des Arbeitsschutzes. Das ist so ein Wort, was da eine Rolle spielt. Und natürlich ist der Arbeitgeber auch verpflichtet, den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er für den Arbeitnehmer auch nutzbar und auch gesundheitsfördernd ist.
Und das ist ja bei allen Arbeitgebern auch ein wichtiger Punkt. Das ist bei uns im Immanuel Krankenhaus auch der Fall, dass der Arbeitgeber da sehr interessiert daran ist und die unterstützen das in jedem Fall. Und das kann man ganz klar mit dem Arbeitgeber besprechen.
Ich brauche das und das. Angefangen bei den Sitzgelegenheiten, die da sind, bis hin zu Auflagen vor den Tastaturen und ergonomischen Mäusen zum Beispiel. Da unterstützt der Arbeitgeber meiner Kenntnis nach eigentlich fast in jedem Fall.
Jonas Roth: Also gerne auch einmal auf der Arbeit nachfragen, wenn es um das Thema ergonomisches Arbeiten geht. Sie hören Radio Paradiso mit Natürlich gesund und gleich hören Sie in meiner Sendung mehr zum Thema Genesung bei der Sehnenscheidenentzündung. Und noch mehr Infos, auch zu Herrn Dr. Michael Berndsen, die finden Sie unter www.paradiso.de Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Ich bin Jonas Roth und unser Thema heute ist die Sehnenscheidenentzündung. Zu Gast im Studio ist Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Wannsee. Der Genesungsprozess ist der Teil der Patientinnen und Patienten nach einer Phase des Unwohlseins wohl am gelegensten kommt.
Gibt es vielleicht Übungen, die ich zu Hause auch machen kann, wenn meine Hand zum Beispiel betroffen ist, die jetzt bei der Genesung helfen?
Dr. Michael Berndsen: Der Genesungsprozess orientiert sich natürlich so ein bisschen an den Beschwerden. Also man kann da jetzt keine Faustregel aufstellen. Wenn man das macht, dauert das so und so lange.
Das funktioniert leider nicht. Das ist von Patient zu Patient auch unterschiedlich. Die Maßnahmen, die wir gerade schon alle besprochen haben, spielen da eine wichtige Rolle.
Darüber hinaus spezielle Übungen, die dem jetzt konkret vorbeugen, gibt es so gesehen eigentlich nicht, weil es natürlich auch immer ganz viele individuelle Varianzen hat, warum jemand zu welchem Zeitpunkt so etwas entwickelt. Aber die Dinge, die wir gerade schon besprochen haben, wie Arbeitsplatz ergonomisch gestalten, wie bewegen und so weiter, das spielt eine große Rolle. Und natürlich ist ein Mensch, der eher sportlich unterwegs ist, eher sich viel bewegt und darauf achtet, der vielleicht auch auf seine Ernährung achtet, das ist auch ein Punkt, der sicherlich eine große Rolle spielt, ist vielleicht nicht unbedingt jemand, der so etwas prioritär entwickelt.
Insofern ist es schon wichtig, darauf zu achten, diese ganzen allgemeinen Dinge, die man auch so kennt, eben auch mit einfließen zu lassen. Konkrete Übungen jetzt allgemein zu benennen für eine Sehnenscheidenentzündung, das kann man so nicht, weil das eben auch von Lokalisation zu Lokalisation einfach sehr, sehr unterschiedlich ist. Auch da ist es vielleicht hilfreich, je nachdem, wo es dann auftritt, sich wirklich auch ärztlich beraten zu lassen.
Das ist ja dann für den konkreten Fall manchmal sinnvoll.
Jonas Roth: Und dann vielleicht auch nicht gleich auf eigene Faust erstmal Schmerzmittel zu nehmen, bis es dann irgendwann gar nicht mehr geht, sondern dann doch schon, wenn man merkt, hier geht es nicht weiter.
Dr. Michael Berndsen: Das macht man ja so. Man kennt das ja auch von sich selbst so ein bisschen. Das kennen Sie wahrscheinlich auch, wenn es mal irgendwo wehtut.
Zwei, drei Tage nimmt man eine Ibuprofen. Da ist im Prinzip auch nichts dagegen einzuwenden. Nur ab dem Punkt, wo man merkt, Mist, das geht irgendwie gar nicht weg oder es kommt immer wieder.
Egal, was ich hier tue, dann muss man eben schon agieren.
Jonas Roth: Okay. Und jetzt möchte ich natürlich auch von Ihnen wissen, mit welchem Erfolg behandeln Sie denn die Sehnenscheidenentzündung im Immanuel Krankenhaus?
Dr. Michael Berndsen: Ja. Das gilt jetzt nicht nur für uns als Immanuel Krankenhaus, sondern sicherlich auch für alle anderen Kollegen, die so etwas behandeln. Sehnenscheidenentzündungen sind aus meiner Sicht nie etwas, was chronisch Probleme macht oder was mittel- und langfristig für Probleme sorgen sollte.
Diese Hierarchie von Behandlungen, angefangen von Hausmitteln über die Dinge, die wir dann auch konservativ machen, bis hin zu OP, führen aus meiner Sicht in jedem Fall zu einer Beschwerden-Linderung und auch zu einer Heilung. In Anführungsstrichen Heilung ist ein komisches Wort, aber wir wissen, was damit gemeint ist. Weil das keine Dinge sind, die einen langfristig beschäftigen müssen.
Das sind ja keine Dinge, die für den Rest des Lebens dann bestehen, weil man sie eben beheben kann. Das ist anders bei anderen Verschleißerkrankungen wie Arthrosen zum Beispiel, wo konkrete Gelenkschäden da sind, die man natürlich nur begrenzt beheben kann. Aber bei den Sehnenscheidenentzündungen ist es so, dass man das eigentlich immer auf irgendeinem Weg, im besten Fall auf konservativem Weg auch beheben kann.
Jonas Roth: Und Sie hatten es jetzt vorhin schon mal angesprochen, während der Corona-Krise ist das alles ein bisschen weniger geworden, aber die Behandlung ist auch jetzt möglich?
Dr. Michael Berndsen: Absolut. Die Behandlung ist die ganze Zeit eigentlich durchgängig auch möglich. Wir gewährleisten das auch mit den entsprechenden Hygienestandards.
Da gibt es überhaupt keine Zweifel, dass das gut funktioniert. Das gilt auch für Kollegen in anderen Krankenhäusern. Also die Patienten müssen keine Ängste haben.
Ich denke, dass sozusagen der Schutzraum Krankenhaus immer noch ein größerer Schutzraum ist, als jede S-Bahn oder U-Bahn in Berlin oder in anderen Städten im Moment. Das heißt, man braucht da eigentlich keine Sorgen haben. Also der Ansatz zu sagen, mit dem Corona habe ich jetzt Sorge zum Arzt oder auch ins Krankenhaus zu gehen, ist eigentlich ein falscher Ansatz, weil das hilft letztendlich nicht weiter.
Jonas Roth: Mehr auch zu Dr. Michael Berndsen und der Sehnenscheidenentzündung finden Sie auf Paradiso.de Ihnen einen schönen Abend mit Radio Paradiso.
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Maßnahmen bei einer Arthrose
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, spricht in der Sendung „Natürlich gesund“ auf Radio Paradiso über die Ursachen einer Arthrose, wann eine eine Operation notwendig ist und welche Aussichten und Schmerzlinderungschancen es gibt.
Jonas Roth: Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Thema heute Arthrose. Mein Name ist Jonas Roth und Experte im Studio ist Dr. Michael Berndsen. Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee. Guten Abend. Guten Abend.
Mal grundlegend, was wird denn in Ihrer Abteilung behandelt?
Dr. Michael Berndsen: Wir behandeln bei uns in der Abteilung alle Erkrankungen an der oberen Extremität, also angefangen von der Schulter über den Ellenbogen bis hin zur Hand. Das können Verschleißerkrankungen sein, wie die Arthrose zum Beispiel auch. Das können chronisch entzündliche Erkrankungen sein, wie die Rheuma-Erkrankungen zum Beispiel.
Oder auch Verletzungen nach Unfällen zum Beispiel, Folgezustände nach Unfällen. Also alles, was man sich vorstellen kann, was in irgendeiner Weise mit dem Arm angefangen von der Schulter bis zu den Fingerspitzen zu tun hat, wird bei uns behandelt.
Jonas Roth: Und Arthrose ist natürlich auch eine Krankheit, die relativ häufig auftritt. Großes Thema. Was ist das jetzt erstmal grundlegend und gibt es vielleicht Altersgruppen, in denen das besonders häufig auftritt?
Dr. Michael Berndsen: Ja, also man kann das relativ mit einfachen Worten beschreiben. Arthrose ist letztendlich eine Abnutzung des Knorpels im Gelenk. Das kann natürlich alle Gelenke betreffen.
Das kann verschiedene Ursachen haben. Diese Abnutzung führt dazu, dass die normal bestehende Gleitschicht von dicken Knorpelzellen im Gelenk, also die Gelenkflächen letztendlich nicht mehr so bestehen, wie sie mal bestanden vorher. Das können Folgezustände nach Unfällen sein.
Das kann auch einfach ein altersbedingter Verschleiß sein. Dadurch, dass wir durch den Fortschritt in der Medizin und durch alles andere inzwischen ein wirklich sehr hohes Alter erreichen, kommt das natürlich gerade bei älteren Menschen erheblich zum Tragen. Dieser Verschleiß, auch im Zusammenhang mit einer Belastung, die vielleicht bei den wenigen Patienten vorlag oder bei den Menschen vorlag, sind ja nicht immer gleich Patienten, kann sowas entstehen.
Also Altersgruppe ja, sind natürlich eher die älteren Menschen, die von Arthrose betroffen sind. Es sei denn, jemand hatte einen Unfall und ein Gelenk ist geschädigt. Das kann natürlich bei jüngeren Leuten auch auftreten.
Das ist aber ein eher seltener Fall. Wir sehen bei uns in den Sprechstunden den klassischen Menschen ab 50, würde ich mal so ganz allgemein sagen, der mit Beschwerden im Gelenk zu uns kommt und sagt, komisch, seit einem halben Jahr habe ich am Ellenbogengelenk oder am Schultergelenk so Schmerzen. Was kann das sein?
Und dann geht man auf die Suche.
Jonas Roth: Und jetzt gibt es natürlich auch noch einen Unterschied, den wir vielleicht mal klären sollten, nämlich den Unterschied zwischen Arthrose und Arthritis. Wo liegt der denn?
Dr. Michael Berndsen: Arthrose ist letztendlich wirklich der Verschleiß, während Arthritis eigentlich eine entzündliche Veränderung im Gelenk ist. Also eine Arthritis kann auch wieder aufgrund verschiedener Ursachen entstehen. Es gibt die allgemein bekannte Rheumatoide Arthritis oder Rheuma im Volksmund.
Das ist eine Erkrankung, die zu einer Entzündung letztendlich der Gelenkschleimhaut führt. Und diese Gelenkschleimhaut durch diesen Entzündungsreiz wächst auch in die Gelenkflächen ein und zerstört durch die Entzündung eigentlich den Knorpel. Das führt zu vergleichbaren Phänomenen auch in den Gelenken, aber aufgrund einer anderen Ursache und erfordert auch eine etwas andere Behandlung, während die Arthrose wirklich ein chronischer Verschleiß letztendlich ist, der mit einer Entzündung in dem Sinne nichts zu tun hat.
Also die Endung Itis deutet immer auf eine entzündliche Erkrankung hin und bei der Arthrose ist es eben wirklich der Verschleiß. Also Verschleiß der Gelenke.
Jonas Roth: Woran erkenne ich das denn?
Dr. Michael Berndsen: Also auch da wieder in erster Linie Schmerzen. Also die meisten Patienten, die zu uns kommen, berichten über Schmerzen im Gelenk. Das kann, wie gesagt, alle Gelenke betreffen.
Das tritt oft relativ unvermittelt auf. Es braucht auch keinen wirklichen Auslöser. Es geht einfach irgendwann los.
Und die Schmerzen in Verbindung mit Bewegungseinschränkungen ist das, was die Patienten bemerken. Häufig kommt bei älteren Patienten dazu, dass sie berichten, sie wachen morgens auf und die Finger sind ein bisschen, zum Beispiel wenn es jetzt die Hand betrifft, fühlen sich steif an. Die Finger können nicht richtig bewegt werden.
Man kann keine Faust mehr machen. Und das löst sich erst nach einer halben, dreiviertel Stunde. Das sind so Phänomene, die die Patienten bemerken und dann zu uns kommen.
Auch das wird ja häufig zunächst mal, das ist ja auch verständlich, so ein bisschen wegignoriert und man denkt dann, ja gut, es tut jetzt ein bisschen weh, jetzt warte ich mal ab. Und wenn das dann schlimmer wird, dann kommen die Patienten irgendwann zu uns und dann gehen wir auf die Suche. Da gibt es natürlich dann eine Reihe von diagnostischen Maßnahmen, die man da anwenden kann.
Angefangen von der klinischen Prüfung, einfach von Ultraschalluntersuchungen oder auch Röntgenuntersuchungen können da dann Aufschluss bringen, was es sein kann. Man muss ja auch da gucken, wenn ein Patient jetzt kommt und sagt, ich habe Schmerzen in dem Gelenk, ist es nicht immer gleich die Arthrose, die die Ursache für die Schmerzen ist, sondern es kann natürlich viele andere Ursachen auch drum herum geben. Also der Weichteilapparat, sagen wir mal zum Beispiel an der Schulter, spielt eine erhebliche Rolle und auch da können Schmerzen entstehen.
Das heißt, die erste Aufgabe für uns ist in der Regel zu differenzieren, warum dieser Mensch jetzt da Schmerzen hat, um es dann auch gezielt behandeln zu können.
Jonas Roth: Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Wannsee. Mehr zum Thema gleich hier und natürlich auch auf paradiso.de. Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Mein Name ist Jonas Roth und das Thema heute ist Arthrose.
Mein Gast dazu ist Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Wannsee. Dr. Berndsen, Arthrosen, die können sehr unangenehm sein. Es gibt aber Behandlungsmöglichkeiten.
Dr. Michael Berndsen: Welche gibt es denn da? Für die Arthrose gibt es natürlich theoretisch eine Reihe von Therapiemaßnahmen, die alle so ein bisschen auf den Effekt, den die Arthrose hat, abzielen. Das heißt also, die Arthrose selbst heilen kann man nicht, mit nichts auf der Welt.
Es gibt weder Medikament noch irgendeine Behandlungsform, die dazu führt, dass ein Mensch keine Arthrose bekommt oder auch die Arthrose, die er hat, wieder los wird. Das heißt, man versucht letztendlich dann die Knorpelschäden, die da sind oder die Gelenkschäden, die da sind, durch andere Maßnahmen auszugleichen. Auch das fängt an, zunächst mal mit konservativen Maßnahmen.
Physiotherapie spielt eine große Rolle. Auch theoretisch mal, wenn es zu weh tut, Schmerzmedikamente oder auch entzündungshemmende Medikamente können da hilfreich sein. Auch physikalische Maßnahmen, Wärmeanwendungen, sowas kann alles hilfreich sein.
Man muss natürlich immer so ein bisschen gucken, wie ausgeprägt ist die Arthrose. Wir Ärzte teilen das in verschiedene Schweregrade ein. Das würde jetzt zu weit führen, das zu erklären.
Aber diese Einteilung gibt einem so ein bisschen einen Hinweis darauf, was auch helfen kann. Also können wir zum Beispiel mit diesen physikalischen Maßnahmen oder mit Physiotherapie noch einen Effekt erzielen? Oder ist vorab eigentlich schon klar, die Arthrose ist so ausgeprägt, dass wir andere Maßnahmen anstreben müssen?
Und andere Maßnahmen sind dann durchaus auch mal operative Verfahren. Angefangen von der Behebung von kleineren Knorpeldefekten. Da kann man zum Teil auch einen Gelenkknorpel verpflanzen.
Ich sage das mal so mit einfachen Worten. Da gibt es verschiedene Verfahren, die das ermöglichen. Wenn es die gesamte Gelenkfläche betrifft, geht das bis hin auch zum Gelenkersatz.
Also das ist dann sozusagen die letzte Instanz, dass wenn nichts anderes hilft und der Gelenkschaden erheblich ist, dann kann man so ein Gelenk natürlich auch ersetzen. Das geht inzwischen ja ganz gut an jedem Gelenk des Körpers nahezu. Und das ist dann sozusagen das, was man schlussendlich tut, wenn nichts anderes mehr hilft.
Jonas Roth: Okay, bevor man jetzt aber direkt zur Operation greifen muss, kann man ja sicherlich auch zu Hause erstmal ein paar Übungen machen, um dem entgegenzuwirken. Was gibt es denn da?
Dr. Michael Berndsen: Ja, also es gibt eine Reihe von Dingen, die man tun kann. Es kommt immer so ein bisschen darauf an, das Gelenk beweglich zu halten, also für eine gute Beweglichkeit zu sorgen. Und wenn eine Arthrose schon da ist, zum Beispiel auch Bewegung zu vermeiden, die eine zu starke Erschütterung oder eine Kompression, also ein Zusammendrücken des Gelenkes ergeben.
Und darüber hinaus ist es so, dass es auch immer hilfreich ist, den Muskelmantel rund ums Gelenk zu stärken und da sozusagen zu trainieren, weil natürlich die Muskeln und die Sehnen, wenn sie gut trainiert sind und das Gelenk gut ausbalanciert ist, dann ist es natürlich so, dass auch jemand mit einer beginnenden Arthrose dann weniger Beschwerden hat. In vielen Fällen in unserem Bereich jetzt nicht so, weil ich an der oberen Extremität spezialisiert bin, aber im Bereich der unteren Extremität ist das Gewicht natürlich auch ein großer Punkt. Also viele Patienten sollten initial, wenn solche Beschwerden auftreten, sich mal genau beobachten und gucken, wiege ich vielleicht doch ein bisschen zu viel und eher eine Gewichtsreduktion anstreben, weil das natürlich auch die Belastung auf die Gelenke erheblich reduzieren kann und auch weniger Schmerzen dann macht.
Und darüber hinaus bestehen auch bei Arthrose natürlich die Möglichkeiten aller Hausmittel, die so zur Verfügung stehen. Das kann alles helfen, ja. Es ist nur wichtig, denke ich, auch da zu gucken, wie stark sind die Beschwerden, wie stark sind meine Einschränkungen und brauche ich nicht vielleicht doch Hilfe.
Also es macht da wenig Sinn, das so lange zu prokrastinieren, bis gar nichts mehr geht, sondern sich vielleicht eher vorher mal Rat zu holen und da seiner Sorge auch zu begegnen, weil die Patienten, das erleben wir schon auch so, die kommen zu uns, die schleppen sich sehr lange mit sehr viel Ängsten auch rum und zum einen spielt häufig die Angst eine Rolle, naja, wenn ich jetzt zum Arzt gehe, werde ich ja gleich operiert.
So ist es aber natürlich überhaupt nicht, aber die Angst ist verständlich und zum anderen will man sich natürlich auch nicht seine eigenen Schwäche preisgeben und denkt, man kriegt das so irgendwie schon hin. Aber manchmal kann es ganz hilfreich sein, im Zwiegespräch mit dem behandelnden Arzt einfach da auch andere Maßnahmen zu ergreifen. Und wenn ich mich jetzt in Behandlung begebe, welche Chancen auf Linderung der Schmerzen habe ich denn dann?
Sehr große natürlich. Es ist aber so, wie ich eingangs schon sagte, dass die Arthrose letztendlich nicht heilbar ist. Wir behandeln die Symptome drumherum, wir können natürlich auch die Knochenschäden behandeln, auf verschiedene Weisen, aber das Problem der Arthrose beheben kann man nicht.
Man kann aber schon mit all diesen Maßnahmen dafür sorgen, dass eine Beschwerde Linderung eintritt und der Punkt ist immer der für uns irgendwie in der Beurteilung der Situation, kommt dieser Mensch mit den Beschwerden, die er vielleicht noch hat, die wir reduzieren können, mit verschiedenen Maßnahmen so in seinem Alltag zurecht. Also die Grenze ist immer die, wenn uns ein Patient sagt, ich kann so nicht mehr leben oder ich wache nachts auf, ich habe sehr starke Schmerzen, ich kann kaum bewegen, ich kann im Alltag nichts belasten, ich kann meinen Beruf nicht mehr richtig ausüben. Das ist für uns die Grenze zu den invasiveren Maßnahmen sozusagen, dass wir dann sagen, okay komm, lass uns überlegen, wie wir das Problem hier beheben können und das geht dann häufig auch in die Richtung der Operation.
Aber vorher kann man das durchaus auch auf konservativen Weg probieren.
Jonas Roth: Die Arthrose ist heute unser Thema bei Natürlich Gesund. Und wenn manchmal alle konservativen Behandlungsmethoden nicht mehr ausreichen, muss eben doch mal operiert werden. Und mehr dazu, das gibt es gleich hier bei Natürlich Gesund oder auch unter paradiso.de. Radio Paradiso mit Natürlich Gesund. Ich bin Jonas Roth und heute geht es um das Thema Arthrose. Dazu ist Gast im Studio Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität sowie Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Wannsee. Herr Dr. Berndsen, eine Operation bei Arthrose, wann ist die notwendig?
Wann sollte man da auf jeden Fall drauf eingehen? Und gibt es vielleicht ein Stadium, bei dem man dann sagt, okay, bis hierhin und nicht weiter?
Dr. Michael Berndsen: Ja, ich sagte eingangs auch schon, es gibt eine Stadien-Einteilung bei der Arthrose. Das kann man jetzt aber nicht so wie ein Gesetz betrachten, sondern natürlich hat jeder Mensch ein unterschiedliches Schmerzempfinden. Und jemand, der sich im Stadium 2 befindet vielleicht der Arthrose, da würde man vielleicht gemeinhin sagen, naja, das ist ja vielleicht noch nicht so schlimm, aber der kann natürlich genauso schlimme Schmerzen haben, wie jemand, der sich im Stadium 4 befindet und eine sehr ausgeprägte Arthrose hat.
Das heißt, auch da ist die Grenze sozusagen, die Einschränkung im Alltag und das eigene Empfinden der Einschränkung der Lebensqualität letztendlich für die Entscheidung zur OP. Natürlich ist es so, dass wenn, nehmen wir mal die Schulter als Beispiel, wenn die Arthrose sehr ausgeprägt ist und auch Strukturen drumherum drohen, mit einbezogen zu werden in den gesamten Krankheitsprozess, also in dem Fall der Schulter, zum Beispiel, man hat das Wort vielleicht schon mal gehört, die Rotatoren-Manschette, das ist der Muskelmantel rund um die Schulter, wenn das droht Schaden zu nehmen, ist man schon so ein bisschen auch zeitlich limitiert.
Das heißt, man muss gucken, dass man rechtzeitig reagiert und muss da dann auch entsprechend beraten. Und der Punkt sozusagen, aber trotz allem der zur OP führt, ist die Einschränkung des Menschen im Alltag.
Jonas Roth: Und welche Möglichkeiten gibt es, die Arthrose zu lindern, die Schmerzen zu lindern? Welche Mittel helfen bei der Genesung?
Dr. Michael Berndsen: Bei den invasiven Therapien, bei den Operationen. Man kann verschiedene Verfahren anwenden. Es gibt den Weg der Arthroskopie, das ist eine Gelenkspiegelung, bei der man mit einer kleinen Kamera ins Gelenk gucken kann und über verschiedene Zugänge auch im Gelenk arbeiten kann, zum Beispiel dort auch die Gelenkflächen glätten kann, dafür sorgen kann, dass man kleine Areale, wenn nur kleine Areale betroffen sind, auch sozusagen ersetzen kann.
Man kann die Knochen anbohren, dann bildet sich so eine Art Narbengewebe oder man kann auch kleine Knorpelflächen sozusagen anzüchten und das dann ersetzen. Das geht bis hin auch zum Gelenkersatz dann. Also es gibt natürlich durchaus den Fall, ich habe das gerade schon erwähnt, wenn jemand sagt, so geht es gar nicht mehr und wir wissen, das Gelenk ist in Gänze betroffen, dann kann man es eigentlich nur ersetzen.
Auch da ist es so, dass da natürlich viele Ängste eine Rolle spielen bei den Menschen, was auch absolut verständlich ist. Ich denke auch, das sollte der letzte Schritt sein, wenn nichts anderes mehr geht, aber wenn dieser Punkt erreicht ist, ist das ein Segen eigentlich, weil die Beschwerden dann weg sind, man hat weiterhin Beweglichkeit und das steigert die Lebensqualität schon erheblich.
Jonas Roth: Also wenn kein Weg mehr dran vorbeiführt, dann kann eine Operation dennoch sehr befreiend sein. Sie hören Radio Paradiso mit Natürlich Gesund und gleich gibt es in meiner Sendung mehr zum Thema Erfolge bei der Behandlung. Noch mehr Infos auch zu Herrn Dr. Michael Berndsen, die finden Sie unter www.paradiso.de für Sie. Mit welchem Erfolg behandeln Sie denn?
Dr. Michael Berndsen: Ja, Segen für uns. Also für mich ist es so, dass meine Zielsetzung eigentlich ist, den Patienten bestmöglich zu helfen und ich sehe mich natürlich auch immer so ein bisschen in der Situation, dass ich mich fragen muss, was würde ich tun für mich? Was würde ich meiner Mutter raten?
Was würde ich meiner Schwester raten? Was würde ich jemandem raten, der mir nahe steht? Also da steht nicht so sehr der geschäftliche Gedanke im Hintergrund, sondern eher der Gedanke, wie helfe ich da jetzt am besten weiter?
Weil ich will natürlich auch nicht den Patienten alle zwei Monate bei mir haben und mit dem besprechen müssen, dass die Beschwerden immer noch ganz schlimm sind und ich ihm eigentlich nicht helfen konnte. Zielsetzung ist helfen. Die Erfolgsrate, ich kann das jetzt nicht prozentual beziffern, aber ich denke, wenn man sich so ein bisschen an diese Vorgehensweise hält, dann kann man auf allen Wegen, die wir gerade auch schon besprochen haben, auch Erfolge erzielen.
Wenn es auch nicht immer gelingt, die Beschwerden auf null zu reduzieren, so geht es doch immer um eine Beschwerdelinderung. Beim Gelenkersatz, den wir jetzt zuletzt besprochen haben, ist das genauso. Das bringt eine Beschwerdelinderung, die erheblich ist.
Bei den allermeisten Patienten sind die Beschwerden dann auch weg. Nichtsdestotrotz sollte man sich nicht voreilig dafür entschließen. Aber auch hier gilt während der Coronakrise, ist eine Behandlung möglich?
Absolut. Auf allen Ebenen ist das möglich und es macht tatsächlich keinen Sinn, sich da zurückzuhalten. Wir haben eine Reihe von Patienten gesehen, die über Monate tatsächlich auch sehr starke Schmerzen ausgehalten haben aus Angst.
Ich denke, das macht keinen Sinn.
Jonas Roth: Mehr auch zu Dr. Michael Berndsen und der Arthrose finden Sie auf paradiso.de. Ihnen einen schönen Abend mit Radio Paradiso.
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Die Sehnen und ihre Erkrankungen
Die Sehnen und ihre Erkrankungen - es geht also um etwas ohne das unser ganzer Bewegungsapparat gar nicht möglich wäre. Welche Symptome auftreten können und wie diese behandelt werden, erläutert Dr. med. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin bei „Natürlich gesund“.
Sie sind bei Radio Paradiese und der Sendung Natürlich Gesund. Mein Name ist Julia Nogli und heute geht es um die Sehnen und ihre Erkrankungen. Mein Gast ist Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin Wannsee.
Hallo, ich grüße Sie. Hallo, vielen Dank für die Einladung. Sehr gerne.
Wir sprechen hier so oft von Knochen und auch von Muskeln. Die hat man auch immer so im Verdacht, wenn irgendwo was wehtut oder so. Heute wollen wir aber über die Sehnen sprechen.
Welche Aufgabe haben die eigentlich und was ist es eigentlich genau? Die Sehnen sind ja letztlich die Verbindung vom Muskel zum Knochen. Man kennt ja so den Muskelbauch, der immer so ein bisschen, wenn man ihn gezeichnet sieht, rötlich erscheint. Und der Muskel muss ja irgendwo am Knochen ansetzen.
Und bei fast allen Muskeln ist es so, dass das dann übergeht in die Sehnenstruktur, die dann den Muskel mit dem Knochen verbindet. Das heißt, die Sehne ist der Teil, der am Knochen ansetzt und worüber dann die Extremitäten, der Unterarm, der Oberarm, was auch immer man bewegen möchte, bewegt werden kann, wenn sich der Muskelbauch zusammenzieht. Und entsprechend kann man sich aber vorstellen, dass auf der Sehne sehr viel Last liegt.
Das heißt, wenn wir den Arm bewegen oder wenn man die Schulter hebt, dann ist die Kraftübertragung über die Sehne, wenn der Muskel sich zusammenzieht, um den Knochen zu bewegen und zu ziehen. Das heißt, es ist eine Struktur, die sehr viel beansprucht wird im Alltag. Und daher gibt es dann eben auch schmerzhafte Erscheinungen, Überlastungserscheinungen, was auch immer.
Was sind so die typischen? Fangen wir mal bei der Schulter an. Also das hängt natürlich vollkommen davon ab, wie eine Erkrankung entsteht. Ist es etwas, was über längeren Zeitraum durch Überlastungen immer wiederkehrende, gleichförmige Arbeit zum Beispiel passiert oder ein Hobby, wo man sehr spezifisch eine Sehne beansprucht oder immer wieder die gleiche Bewegung macht? Oder bin ich gestürzt und habe akut mir ein Trauma an der Schulter zugezogen und dann kann so eine Sehne zum Beispiel auch schon mal reißen.
Das sind unterschiedliche Pathologien, natürlich unterschiedliche Erkrankungen, die dann auch unterschiedlich behandelt werden. Das Klassische, was man im Volksmund hier so als Sehnenscheidenentzündung bezeichnet oder wenn es um Überlastung geht, kann natürlich an der Schulter auch passieren. Da betrifft es am meisten die Rotatoren-Manschette.
Die Rotatoren-Manschette ist die Muskulatur, die das Schultergelenk bewegt und vor allem oberhalb der Horizontalen den Arm hebt. Und die am häufigsten betroffene Sehne ist die Supraspinatus-Sehne. Das übersetzt der obere Grätenmuskel.
Aber das ist so die Hauptsehne, die aber dann, weil sie sehr viel Last trägt und sehr viel beansprucht wird, auch häufig verletzt wird. Und dann tut es weh. Dann kommt man mit Beschwerden, man kriegt den Arm nicht mehr gut hoch.
Genau diese Kombination aus beiden. Dann tut es zuerst mal an der Schulter weh. Dann muss man natürlich schauen, wo tut es an der Schulter weh? Ist es tatsächlich diese Sehne? Es gibt ja eben auch noch andere.
Und kommt dazu diese Bewegungseinschränkung. Und ist diese Bewegungseinschränkung tatsächlich, weil es so schmerzt und man deswegen den Arm gar nicht mehr dahinheben will oder weil die Sehne gar nicht mehr richtig funktioniert und ob auch wenn man möchte, den Arm gar nicht mehr dorthin heben kann? Genau. Das kann man von außen meistens gar nicht sicher diagnostizieren, sondern wir können durch die klinische Untersuchung das Feld eingrenzen und sagen Ja, wir glauben, das ist der Grund und das ist am ehesten dafür verantwortlich.
Am Ende des Tages haben wir leider noch keinen Röntgenblick, sondern dann braucht man Bildgebung und da gibt es verschiedene bildgebende Maßnahmen von Ultraschall über Kernspintomographien, Röntgenbilder, wo man dann auch etwas in die Richtung diagnostizieren kann. Die Sehnen und ihre Erkrankungen. So unser Thema heute Abend mit Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin.
Sie sind bei Natürlich gesund auf Radio Paradiso. Schönen Abend bei Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Es geht heute um etwas, ohne dass unser ganzer Bewegungsapparat gar nicht möglich wäre.
Die Sehnen. Auch die können aber Probleme bereiten und begegnen dann Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Und heute ja mein Gast.
Ja, wenn die Sehne nun strapaziert ist, entzündet, was ist dann zu tun? Also letztlich kommt das auch natürlich darauf an, wie lange sowas schon besteht und ob jemand schon Therapie gemacht hat. Aber wenn wir uns ganz am Anfang befinden, ist natürlich die erste Reaktion immer, dass man erst mal die Symptome lindert und dass man die Entzündung zurücknehmen will. Und gehen wir jetzt mal davon aus, dass die Sehne intakt ist, das heißt in ihrer Vollständigkeit erhalten und nicht irgendwo eingerissen ist, dann kann man das erst mal sehr gut auch konservativ behandeln.
Und dann gibt es entzündungshemmende Medikamente oder auch Cremes, die man schmieren kann. Man muss schauen, was hat zu der Überlastung am Ende geführt. Belastungsreduktion ist natürlich immer ein Faktor und dass man die Bewegung, die am Ende das ausgelöst hat, versucht, erst mal zu vermeiden.
Das kann leicht sein. Es kann aber auch sehr schwierig sein, wenn es zum Beispiel den Beruf betrifft oder auch Alltagsbewegungen sind. Aber da muss man sich notfalls tatsächlich auch mal krankschreiben lassen und die Belastung einfach rausnehmen, um dem Körper Ruhe zu gewähren, um das Ganze auch zur Ausheilung kommen zu lassen.
Physiotherapie spielt immer eine große Rolle. Das sage ich jetzt ganz allgemein. Es gibt ganz viele verschiedene Sparten von physiotherapeutischen Maßnahmen, sage ich mal so.
Da kann man im Detail dann schauen. Aber es ist auf jeden Fall wichtig, dass ein Therapeut auch mit einem Übungen macht, um die Muskulatur zu stärken, die drumherum liegt, damit die Sehne und die Muskulatur, die es betrifft, entlastet wird. Gibt es bestimmte Sportarten, die der Schulter gerne Probleme bereiten? Überkopf-Sportarten sind so die, die die Schulter sehr beanspruchen.
Wurf-Sportarten, wo man auch Gegnerkontakt zum Beispiel hat. Die Handballer sind oft betroffen, weil wenn sie den Arm werfen und jemand anders springt in den Arm rein, das oftmals zu Verletzungen kommt. Tennis, beim Tennisspielen hat man eine sehr starke Außendrehung des Armes kombiniert mit einem Armhebeverfahren.
Das quetscht richtig sozusagen die Sehne unter dem Schulterdach ein. Auch beim Schwimmen, beim Kraulschwimmen, Überkopf. Alles, was man am Ende des Tages häufig und exzessiv beschreibt.
Derjenige, der einmal im Monat Tennis spielt, wird es wahrscheinlich nicht merken. Aber wenn man vorher nicht so gut trainiert war, dann plötzlich dreimal hintereinander Tennis spielt, dann merkt man es natürlich. Dann kommt es auch zu solchen Symptomen.
Und wenn die Sehne gerissen ist, sagen wir durch einen Unfall, z.B. Fahrradunfall oder wie auch immer, dann können Sie die auch wieder reparieren, ja? In den meisten Fällen kann man es zum Glück wieder reparieren. Das kann man heutzutage athroskopisch, d.h. in minimalinvasiver Technik, dass man über eine Gelenkspiegelung das alles sehr schön darstellt. Dann kann man den Sehnenansatz über kleine Anker aus verschiedensten Materialien, also gibt es wie so kleine Schräubchen oder auch Fadenanker, die man in den Knochen einbringt, wo dann Fäden dran befestigt sind und wo man dann die Sehne wieder annähen kann.
Das funktioniert sehr gut. Und es gibt nur selten Fälle, wo wir dann traurigerweise feststellen, dass dieser Riss schon so lange zurückliegt und so lange vom Körper kompensiert wurde, deswegen sehr spät erst diagnostiziert wurde und dann kann man die Sehne nicht mehr annähen. Das ist selten der Fall, aber dann ist es natürlich sehr ärgerlich und auch traurig, dass man hier dann nicht mit dem einfachen Verfahren weiterhelfen kann.
Kommen wir mal zum Ellenbogen. Da fällt einem natürlich ein, der Tennisellenbogen, der ja gar nicht unbedingt mit Tennisspielen zu tun hat. Ich nehme an, manche Dinge sind ähnlich.
Aber was ist hier speziell, was taucht da auf und begegnet Ihnen dann in der Klinik? Am Ellenbogen begegnet uns natürlich auch vorrangig der Schmerz und es ist ein sehr häufiges Symptom. Und ganz oft kommen Patienten mit der Diagnose Tennisellenbogen, sind lange schon auf Tennisellenbogen behandelt und man muss erst mal schauen, ist das überhaupt ein Tennisellenbogen. Wir sprechen heute eher vom außenseitigen Ellenbogenschmerz, weil tatsächlich dieses Symptom, was dann gemeinhin zur Diagnose Tennisellenbogen führt, oftmals ein Komplexbild von verschiedensten Erkrankungen, die eigentlich dahinter stecken, darstellt.
D.h., wenn man es erst mal allgemein als außenseitigen Ellenbogenschmerz bezeichnet, dann lässt einem das die Freiheit zu gucken, was ist wirklich die Erkrankung, die dahinter steckt. Eines kann tatsächlich ein klassischer Tennisellenbogen wie sogenannte Epikondylitis sein. Das ist eben ein klassisches Sehnenansatz-Überlastungsphänomen, weil hier eine große Muskelgruppe von den allen Handgelenks und Unterarmstreckern an einem ganz kleinen Knöchelchen mit einer dünnen Sehne ansetzt.
Da kann man sich schon vorstellen, dass da sehr viel Last auf was ganz Schmales kommt, dass das schnell geärgert ist. Und wieder haben wir ein Gelenk, was nicht nur hin und her geht, sondern auch dreht, also in viele Richtungen sich zurückbewegt. Korrekt, genau.
Und auch ein Gelenk, was sehr viel beansprucht wird und manchmal ein bisschen vergessen wird. Im Alltag ist es auch ein Gelenk, was sich immer mitbewegt und immer mitbeansprucht wird. Viele Behandlungsmöglichkeiten gibt es also bei strapazierten Sehnen und typische Krankheitsbilder nach einer Überlastung.
Und das ist unser Thema heute Abend in Natürlich gesund. Gleich mehr dazu hier bei Radio Paradiso. Sie hören Natürlich gesund hier auf Radio Paradiso.
Mein Name ist Julia Nogli. Die Sehnen und ihre Erkrankungen, das ist unser Thema heute. Und darüber spreche ich mit einer absoluten Expertin, auch dafür Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus.
Wir hatten eben den sogenannten Tennisellenbogen angesprochen, der gar nicht unbedingt was mit Tennisspielen zu tun haben muss. Wie sieht da die Behandlung aus? Das ist ja dann sicher ähnlich wie bei den anderen Sehnenerkrankungen, oder? Exakt, also hier hat man auch ein großes Feld an der konservativen Therapie. Man sagt auch, dass der klassische Tennisellenbogen eigentlich ausheilt ohne operative Maßnahmen.
Es ist jetzt kein Krankheitsbild, wo man primär an eine Operation denkt, auf keinen Fall. Sondern da muss man sich wirklich vor allem gedulden. Und das ist auch so ein bisschen der Faktor.
Es gibt böse Zungen, die behaupten, dass sie alle Therapiemaßnahmen im Endeffekt nur zur Geduld verhelfen, bis das dann am Ende auch ausheilt. Und es vielleicht auch mit weniger Therapie ausgeheilt wäre. Das weiß man eben nicht.
Tatsächlich ist es ja schwierig, in Studien immer rauszufiltern, welche Therapie am Ende zum Erfolg geführt hat. Und da haben wir beim Tennisellenbogen bisher keine klaren Nachweise, welche Form der konservativen Therapie da funktioniert. Und es ist sehr viel noch auf einfach Erfahrungsbasis.
Und da gibt es Kollegen, die haben tolle Erfahrungen mit dem einen Verfahren gemacht und andere mit dem anderen. Und da muss man dann auch ein bisschen drauf vertrauen und sich ein bisschen durchprobieren, was bei einem selbst funktioniert. Da gibt es Dinge, die gut funktionieren.
Am Ende des Tages braucht es sehr viel Zeit, egal welches Verfahren man wählt. Und man sagt, bis zu ein Jahr dauert es, bis eine solche Sehnenüberlastungssymptomatik am Ellbogen ausheilen kann. Und die Geduld muss man natürlich erst mal aufbringen.
Und das ist natürlich für den Betroffenen auch hart. Genau, aber dann hilft eben die Therapie, weil dann hat man zu tun. Man macht vielleicht Übungen oder hat Wärme oder was auch immer.
Exakt, und es hilft ja auch, die Begleiterscheinungen zu reduzieren. Und man hat ja natürlich, wenn es einem an einer Stelle am Ellbogen wehtut, verspannt man auch in anderen Bereichen. Und da hilft die Therapie natürlich auch.
Ein Klassiker ist diese Sehnenscheidenentzündung am Handgelenk. Das kennt man viel, auch dass Leute das dann umwickeln oder eine Manschette dort tragen. Manchmal auch durch Tastatur, Computer oder so? Oder wie kommt das eigentlich? Es kommt vor allem durch, also wenn wir von der klassischen Sehnenscheidenentzündung auf Speichenhöhe, die so in der Verlängerung vom Daumen auftritt, das ist ja so die häufigste auf Handgelenkshöhe, ausgehen kommt, das durch viel, durch so immer wiederkehrende Hebebewegungen.
Und das haben auch klassischerweise junge Mütter, weil man das Baby in so einer Bewegung, wo man den Daumen zum Ellbogen zieht, anhebt, immer wieder. Vom Wickeltisch hoch? Vom Wickeltisch hoch, vom Boden hoch. Jetzt macht man das natürlich auch nicht immer in perfekter Haltung.
Und das Baby weint und man will irgendwie schnell dabei sein. Und so geht es bei anderen Sachen natürlich auch. Man will mal schnell was Schweres heben und dann hebt man das an und das überlastet über die Zeit die Sehnen, die nämlich an der Stelle des Handgelenks durch einen engeren bindegewebigen Kanal laufen.
Und wenn sie dort dann anfangen anzuschwellen, dann bekommen sie noch zusätzlich Druck von außen und dann reibt das bei dieser Sehne noch zusätzlich. Und dann bildet sich da diese gemeinhin klassische Sehnenscheidenentzündung bezeichnete Erkrankung, die wirklich sehr schmerzhaft sein kann. Und weil es die Hände betrifft, sie natürlich im Alltag bei jeder Bewegung bemerkt werden.
Und kriegt man die dann irgendwann wieder ganz weg? Weil das höre ich oft, dass Leute das irgendwie dann ewig haben oder chronisch. Ja, das kann sich chronifizieren. In vielen Fällen bekommt man es wieder weg, auch durch die Maßnahmen, die wir eben schon genannt haben, mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln, Belastungsreduktion.
Hier kann man auch mal eine Schiene tragen über einen kürzeren Zeitraum. Physiotherapie, Ergotherapie, sowas in die Richtung. Aber es gibt da schon auch Fälle, die man darüber nicht ausreichend behandelt und die das auch nach Monaten immer noch haben und das so einschränken ist, dass die tatsächlich in die Operation münden.
Und was kann man da dann machen? Da kann man diese Sehnenscheiden befreien, einmal aus dem engen Kanal. Man löst sie dort heraus, so dass sie mehr Platz haben, wieder zum Gleiten und nimmt das entzündliche Gewebe, was sich drum herum gebildet hat, weg. Und das löst tatsächlich das Problem dann auch nachhaltig.
Und das ist glücklicherweise eine kleine, auch im ambulanten Setting laufende Operation, die einen jetzt nicht mehrere Monate aus dem Berufsleben kegelt, sondern in der Regel innerhalb von zwei, drei Wochen wieder zurück an den Arbeitsplatz und in alles, was man so vorhandbringt. Aber generell nochmal Klavier spielen oder an der Computertastatur sitzen, das ist gar nicht unbedingt so schlimm dann. Also nicht für das Handgelenk vorbeugen oder wie? Ja, also man muss natürlich immer auf die Haltung achten.
Für das Handgelenk ist das Klavier spielen bzw. Computerarbeit gar nicht so gefährlich. Das betrifft eher den Ellbogen.
Tatsächlich ist diese Computerarbeit durch die Fingerstreckung und auch die Handgelenkstreckung in der Position, wo man sich befindet, etwas, was sich eher wieder auf Richtung Tennisellbogen äußert. Das weiß man. Da gibt es schon Hilfsmittel auch, dass man die Position der Hände bei der Computerarbeit auch ändert.
Es gibt spezielle Tastaturen, die sind so ein bisschen bergartig geformt, wo die Handgelenksposition eine andere ist. Es gibt eine aufgestellte Maus, wo man eben nicht immer mit dem Zeigefinger drücken muss, sondern mit dem Daumen klicken kann. Es gibt Ablagepolster für die Handgelenke vor den Computerarbeitsplätzen, da kann man sich schon behelfen.
Und teilweise ist es vielleicht auch sogar vom Arbeitgeber finanziert bekommen. Unbedingt. Einfach mal anmelden sozusagen.
Ja, das kann man über den Arbeitsmediziner machen. Da gibt es ja in größeren Betrieben, muss es die ja geben. Und die können genau solche Dinge auch dann verordnen oder einem angedeihen lassen, dass man da Hilfe bekommt.
Die Sehnen und ihre Erkrankungen, darum geht es heute Abend. Alle Infos zu Dr. Sophia Hünnebeck und ihrer Abteilung hier auch auf paradiso.de unter Sendungen natürlich gesund. Und das geht in wenigen Minuten weiter hier bei Radio Paradiso.
Sie sind bei Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Mein Gast ist heute Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Unser Thema heute die Sehnen und ihre Erkrankungen.
Zum Beispiel von der Schulterrotatoren-Manschette haben wir gehört vom Tennisellenbogen oder von der Sehnenscheidenentzündung am Handgelenk. Dann gibt es noch den sogenannten Schnappfinger. Was ist das denn? Der Schnappfinger ist tatsächlich, weil er so eindrücklich schnappt, so benannt worden, das ist eine sogenannte Ringbandstenose.
Das heißt, jeder Finger an der Hand hat horizontal verlaufende Bänder, die die Beugesehne führen. Wenn es die nicht geben würde, würde die Beugesehne bei jedem Anspannen der Muskulatur nach vorne schnellen und sichtbar werden. Da könnten wir nicht so feingliedrig die einzelnen Fingerglieder ansteuern.
Durch diese horizontal verlaufenden Ringbänder können wir das. Aber der Eintrittspunkt in das erste Ringband, das ist so auf Höhe der Grundgelenke von den Fingern, das ist relativ eng und kann dann auch durch Überarbeitung, wenn die Sehne mal entzündet ist und anschwillt, kann es dort auch viel zu eng werden. Und dann reibt, ähnlich wie bei dem eben beschriebenen Phänomen am Handgelenk, auch hier die Sehne an diesem Band und schwillt dann noch weiter ein.
Und man begibt sich in so einer Art Teufelskreis und dann binden sich irgendwann kleine Knötchen aus. Und diese Knötchen an der Sehne verhaken sich auf der einen oder anderen Seite des Bandes, sodass man dann das Knötchen in die eine Richtung schnappt. Und dann bleibt der Finger in Beugung tatsächlich richtig hängen.
Und dann muss man ihn mit Kraft wieder schnapp auf die andere Seite bringen. Das ist auch durchaus schmerzhaft. Und dann rutschen diese Knötchen und die verdickte Sehne an der Stelle auf die andere Seite.
Und das sehen Sie tatsächlich öfter. Ja, da kommen die Leute mit diesem gekrümmten Finger und sagen, was ist hier los? Durchaus. Oder sie können das Schnappen richtig vormachen.
Das macht so klack klack. Und das ist manchmal schmerzhaft. Manchmal manche, die das schon ganz lange haben.
Irgendwann mündet das in so ein chronisches Stadium. Da ist es nicht mehr so schmerzhaft, aber stört natürlich trotzdem auch für die Fingerfunktion. Wenn das ganz akut frisch auftritt, kann man hier mit Kortison ein bisschen was erreichen, was man da lokal auch mal hinspritzen kann und auch mit Entzündungshemmung und Belastungsreduktion arbeiten.
Aber wenn was ganz lange besteht und sich schon richtig diese Knötchen ausgebildet haben, dann muss man auch hier tatsächlich dieses Band spalten und der Sehne Platz geben, sich zu bewegen und wieder frei zu gleiten. Und glücklicherweise übernehmen dann die anderen restlichen Ringbänder ausreichend die Funktion, sodass man auf eins tatsächlich verzichten kann. Hier wird es ja jetzt immer kleiner, also wirklich optisch immer kleiner und feiner, aber das ist dann alles kein Problem.
Durch ihre vergrößernden Apparaturen oder wie kann man da überhaupt operieren? Also so klein ist es da zum Glück auch nicht. Man sieht auch, also gerade die Sehnen an der Hand sieht man mit bloßem Auge sehr gut. Nichtsdestotrotz operiert man das auch mit einer Lupenbrille, weil die Nerven und Gefäßstrukturen liegen direkt daneben und die möchte man natürlich auch nicht verletzen.
Und das ist, wie Sie auch sagen, ein kleines OP-Gebiet. Das überblickt man wunderbar mit einer Lupenbrille und hat es dann noch mal größer vor sich. Aber die Sehnenstrukturen sind schon eindrücklich dick.
Ich bin auch immer wieder überrascht, wie schön und ausgeprägt diese Sehnen vor einem liegen, wenn man sie operiert, weil so klein, wie man sich das vorstellt, sind sie tatsächlich gar nicht. Würden Sie denn generell sagen, dass es gut ist, wenn ich ein Sehnenleiden habe oder eben entsprechende Beschwerden, die wir gerade so beschrieben haben, frühzeitig zum Arzt gehe und dass es früh diagnostiziert wird, weil man dann doch eine Menge machen kann, ganz oft sogar auch ohne OP? Ja, absolut. Ich finde es immer wichtig, dass man mit solchen Fragestellungen den Arzt aufsucht und man braucht sich da auch nicht zu scheuen.
Es wird niemand ausgelacht, weil er zu wenige Symptome hat. Also ich persönlich, ich freue mich immer, wenn ich den Patienten die Sicherheit geben kann, zu sagen, das ist nichts Schlimmes, das ist X, Y, Z und nehmen sich einfach ein bisschen Zeit und nehmen sich ein bisschen zurück und dann wird das schon wieder. Das ist, glaube ich, sowohl für Patienten als auch für Behandler sehr zufriedenstellend.
Und auf der anderen Seite hat man aber dann auch bei der ärztlichen Vorstellung die Chance, dass man A, natürlich auch jemanden draufschauen lässt mit einem professionellen Auge, ob es wirklich das ist, was man denkt und ob es wirklich nur eine Sehnenscheidenentzündung ist und man im Zweifelsfall dann auch einer entsprechenden Diagnostik zugeführt werden kann, ob man ein MRT macht oder ein Ultraschall oder ein Röntgenbild, dass man tatsächlich wissen kann, ja, es ist nur die Sehnenscheidenentzündung und man kann sich ganz entspannt auf die Therapie konzentrieren oder ab und zu ist es eben doch nicht nur die Sehnenscheidenentzündung und wir finden was anderes, was zugrunde liegt. Und dann war es sehr wichtig, dass man früh zum Arzt gegangen ist und nicht noch monatelang gewartet hat. Sagt Dr. Sophia Hünnebeck, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus.
Die ganze Sendung können Sie auch nachhören hier auf paradiso.de und dort auch mehr Informationen finden in der Mediathek unter Natürlich gesund. Haben Sie einen gemütlichen Abend mit Radio Paradiso.
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Hilfe bei nicht ausgeheilten Knochenbrüchen
Dr. med. Georg Garanin, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über die nicht-operativen und chirurgischen Therapiemöglichkeiten, wenn Knochenbrüche nicht vollständig verheilt sind.
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Der Ellenbogen: das vernachlässigte Gelenk
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über die Funktion und Behandlung des Ellenbogengelenks.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit natürlich gesund wie immer am Dienstagabend. Heute Abend geht es hier bei uns um den Ellenbogen. Ich bin Julia Nogli und bei mir ist Dr. Michael Berndsen. Er ist Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Schönen guten Abend.
Dr. Michael Berndsen: Hallo, guten Abend.
Julia Nogli: Ja, der Ellenbogen, das vernachlässigte Gelenk. So soll unser Thema heute heißen. Was ist der Ellenbogen eigentlich für ein Gelenk?
Dr. Michael Berndsen: Der Ellenbogen ist ein Gelenk mit im Grunde genommen wirklich vielfältigen Funktionen. Es gibt die Drehfunktion im Unterarm und es gibt natürlich das Beugen und Strecken im Unterarm. Das heißt, es ist eigentlich ein Scharniergelenk.
Aber das Drehen ist sozusagen auch eine Funktion des Ellenbogengelenkes. Und es ist eben so, dass über viele Jahre viele Beschwerden, die den Ellenbogen betreffen, durchaus vernachlässigt wurden. Also man hat mal gesagt, man kann ja nicht so viel machen.
Und ja, Sie haben einen Tennisarm zum Beispiel. Das ist ja so eine gängige Diagnose. Es gibt aber doch eine Reihe von anderen Dingen, die auch dahinter stecken können, theoretisch.
Und wo es dann auch mal Sinn macht, genauer hinzugucken.
Julia Nogli: Und was kann das sein?
Dr. Michael Berndsen: Ja, also ich sagte gerade schon, Tennisarm ist zum Beispiel eine Diagnose, die es häufig gibt. Tennisarm oder Golferellenbogen, das gibt es auch so als Diagnose. Allerdings wird eben auch viel darauf geschoben.
Es gibt vielfältig auch die Situation, dass am Ellenbogen beispielsweise Instabilitäten auftreten können, die sich auch chronisch entwickeln können. Also wie im Rahmen einer Verschleißerkrankung zum Beispiel, die dann dauerhaft auch Probleme machen können. Und dann werden eben solche Schmerzzustände über Jahre im Grunde, wenn man so will, auch falsch oder zu lange so behandelt.
Und es werden dann ganz andere Dinge eigentlich benötigt. Und da ist es eben am Ellenbogen so, dass wir auch an der Schulter gerade arthroskopische Verfahren zum Beispiel sehr stark auf dem Vormarsch sind und doch viele Möglichkeiten bieten, da auch Abhilfe zu schaffen, wenn die konservative Therapie versagt.
Julia Nogli: Und der Tennisarm oder Tennisellenbogen oder auch die Golfvariante, das hat gar nicht unbedingt damit zu tun, dass man diese Sportarten macht.
Dr. Michael Berndsen: Nee, nicht zwangsläufig, das wird nur so genannt, weil die Belastung eben entsprechend ist. Also wenn man einen Tennisellenbogen hat, ist halt auf der Streckseite sozusagen auf der Außenseite der Ellenbogen betroffen. Das sind so die Muskelgruppen, die auch beim Tennisspielen eben häufig betroffen sind und auf der anderen Seite eben beim Golfspielen.
Deswegen wurde das mal so genannt. Aber man muss nicht unbedingt Tennisspieler oder Golfer sein, um das zu bekommen. Die Diagnosen, die gibt es auch so.
Sie gibt es bei jedem Menschen, kann auch so vorkommen. Das sind aber Dinge, die in der Regel ganz gut aushalten. Es gibt aber eine Reihe von Patienten, die eben über Jahre diese Beschwerden haben.
Und dann muss man sicherlich genau hingucken.
Julia Nogli: Ja, und was man da genau analysieren und diagnostizieren kann und wie man vor allem behandelt, darüber wollen wir gleich mehr wissen. Heute bei unserem Thema Ellenbogen, das vernachlässigte Gelenkhirn. Natürlich gesund bei Radio Paradiso.
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Therapieformen bei Gelenkerkrankungen
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über mögliche Ursachen und Behandlungsformen bei Schmerz- und Bewegungseinschränkungen des Ellenbogens.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit der Sendung Natürlich gesund. Heute mit dem Thema Ellenbogen, das vernachlässigte Gelenk. Experte im Studio ist Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus. Ja, Sie haben eben von athrotischen Veränderungen gesprochen. Da verkalkt offenbar was oder was genau passiert da? Und wie macht sich das bemerkbar als Schmerz oder?
Dr. Michael Berndsen: Ja, also hauptsächlich erst mal als Schmerz, in der Folge dann auch als Bewegungseinschränkung. Also es gibt viele Patienten, die so beginnende Verschleißsymptome haben am Ellenbogen, wie zum Beispiel auch freie Gelenkkörper. Das ist was relativ Häufiges am Ellenbogen.
Das ist dann was, da ist wirklich Teile der Gelenkfläche lösen sich ab und klemmen dann im Gelenk ein bei bestimmten Bewegungen. Das sind dann Patienten, die können den Arm nicht mehr ganz strecken, zum Beispiel, oder können auch nicht ganz beugen, eben unter Schmerzen. Ja, dann gibt es durchaus auch so knöcherne Veränderungen im Ellenbogengelenk, die auch zu Bewegungseinschränkungen führen können.
Das erste Symptom ist meistens Schmerz und Bewegungseinschränkung wie in jedem anderen Gelenk auch.
Julia Nogli: Also wenn ich merke, ich kann ihn nicht mehr richtig normal strecken oder normal beugen, dann könnte das so ein Zeichen sein.
Dr. Michael Berndsen: Kann das so was sein? Muss man halt dann mal hingucken, mal ein Röntgenbild machen. Da kann man schon viel drauf erkennen.
Gegebenenfalls ein MRT, also so eine hochauflösende Schnittbildaufnahme. Die gibt einem schon sehr viele Hinweise, was dahinter stecken kann.
Julia Nogli: Und dann wird ja wahrscheinlich nicht gleich operiert als erste Option, sondern was alles kann da im Vorfeld passieren?
Dr. Michael Berndsen: Also es ist so, dass generell bei allen Verschleißerkrankungen Sie können den Verschleiß ja so letztendlich nicht aufhalten. Also man kann jetzt gegen Arthroseentwicklung zum Beispiel relativ wenig unternehmen. Da geht es eher um die Behandlung der Schmerzen.
Natürlich ist es so, bei freien Gelenkkörpern, die kann man jetzt nicht von außen wegzaubern. Die müsste man dann arthroskopisch entfernen. Das geht auch relativ gut.
Alle anderen Schmerzzustände, wie zum Beispiel auch der Tennisarm oder auch der Golferellenbogen, werden erst mal konservativ behandelt. Also mit Schmerzmitteln, mit physikalischer Therapie, also Wärmeanwendungen und so weiter. Und man würde das schon erst mal ein halbes Jahr so versuchen.
Die Schmerzen auch so zu behandeln. In den meisten Fällen klappt das auch ganz gut. Viele Kollegen machen auch Injektionen, zum Beispiel mit Kortisonpräparaten.
Davon sind wir so ein bisschen weg, weil das doch auch die Sehnenstrukturen sehr stark schädigt.
Julia Nogli: Das geht direkt ins Gelenk, ja?
Dr. Michael Berndsen: Das geht dann an die Sehnenansätze, wird das häufig gemacht. Das kann eben auch Schädigungen hervorrufen. Das ist wiederum nicht so gut, deswegen machen wir das nicht so gerne.
Wenn nach einem halben Jahr, nach einem halben, dreiviertel Jahr die Schmerzen immer noch nicht weg sind, dann muss man nochmal genauer nachschauen und dann auch einen Schritt weitergehen. Und da ist es dann eben oft so, dass man die Diagnostik nochmal erweitert. Also dann spätestens ein MRT macht vom Ellenbogen und dann nochmal genau guckt.
Julia Nogli: Das hat man dann typischerweise als Rechtshänder auf der rechten Seite oder kann das ganz beliebig auch?
Dr. Michael Berndsen: Das hat viel mit Belastung zu tun. Das ist sicherlich häufiger am mehr belasteten Arm, aber das hat nicht unbedingt nur damit zu tun. Also es kann auch, kann an beiden Armen gleich, gleichfalls auftreten.
Julia Nogli: Nun wird man ja beim Knie und so weiter, da kann man sich schon denken, was man selber tun kann, um das zu schonen. Aber den Ellenbogen schonen wird wohl keiner, auch beim Sport nicht unbedingt.
Dr. Michael Berndsen: Das ist relativ schwierig. Man hat das eben früher auch viel versucht mit Ruhigstellung. Also es wurden viele Patienten vor 10, 15 Jahren noch längerfristig ruhiggestellt, richtig für sechs Wochen oder für acht Wochen.
Das ist natürlich schon ein Schlag, weil man den Ellenbogen nicht bewegen kann, dann kann man im Alltag nicht mehr so viel machen. Eine Schonung geht schon. Also wenn man jetzt gerade junge Patienten hat, die zum Beispiel Kraftsport betreiben oder auch jede Form von Wurfsportarten oder zum Beispiel auch Tennisspieler, da kann man schon mal die Belastung auch ein bisschen reduzieren, wenn es jetzt keine Leistungssportler sind.
Das ist auch hilfreich, also da mal einen Gang zurückzuschalten und kurz mal die Belastung runterzunehmen, kann hilfreich sein.
Julia Nogli: Eine Gegenbewegung, die nützlich ist, kann man auch nicht unbedingt machen, oder?
Dr. Michael Berndsen: Nee, nicht wirklich.
Julia Nogli: Also beim Tennis, dass man was Ausgleichendes irgendwie...
Dr. Michael Berndsen: Da gibt es jetzt nichts, was das wirklich ausgleicht. Das ist ja oft auch was, was sich aufschaukelt. Also die Beschwerden treten ab einem bestimmten Punkt auf.
Aber die Problematik, die zugrunde liegt, ist dann sicherlich auch schon über einen längeren Zeitraum da. Und das ist was, was man sehr schwer nur verhindern kann. Also es gibt jetzt relativ wenig, nur was man prophylaktisch zum Beispiel machen kann, um zu verhindern, dass man so etwas bekommt.
Die Kunst ist eben am Ende, und da sind wir in der Ellenbogenchirurgie oder in der Ellenbogenbehandlung, einfach einen riesigen Schritt weiter in den letzten Jahren, dass man genau wissen muss, worum es sich handelt. Wissen Sie, früher war es so, man hat gesagt, ja, er hat einen Tennisarm und dann hat man das irgendwie behandelt und dann ging das auch mal ein Jahr, zwei, drei Jahre, aber die Schmerzen gingen nicht weg. Wir erleben das eben relativ häufig, dass Patienten zu uns kommen, die schon seit Jahren diese Probleme haben.
Und da muss man dann sicherlich nochmal den Blick schärfen und gucken, ist da vielleicht doch eine Instabilität? Sind die Bänder am Ellenbogen okay? Steckt was anderes dahinter?
Und wenn man das macht und dann den Weg geht, den die Diagnose vorgibt, dann kann man auch ganz gute Erfolge erzielen damit.
Julia Nogli: Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus. Wir sprechen heute über den Ellenbogen, das vernachlässigte Gelenk. Gleich mehr zum Thema, hier in Natürlich gesund auf Radio Paradiso.
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Neue Operationstechniken am Ellenbogen
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über neue Therapiemöglichkeiten, speziell minimal-invasive, athroskopische Eingriffe am Ellenbogen.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit der Sendung Natürlich gesund. Ich bin Julia Nogli und habe heute das Thema Ellenbogen, das vernachlässigte Gelenk. Gast im Studio ist Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus. Sie haben eben schon von verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen am Ellenbogen gesprochen und möglichen Behandlungen. Es gibt ja da verschiedene Möglichkeiten. Und wenn operiert werden muss, was sicher vielen unheimlich ist, weil es einem so wichtig ist und ein kompliziertes Gelenk, denkt man, dann geht das auch minimalinvasiv oder was findet da statt?
Dr. Michael Berndsen: Das geht in dem Fall auch. Also mit der Operation ist es eben so, Sie haben vollkommen Recht. Ich würde auch nur sehr ungern operiert werden, egal wo.
Das will man natürlich primär erst mal verhindern. Wenn man das kann, dann tut man das auch. Es gibt halt Situationen, in denen man das nicht verhindern kann oder indem man einfach die Empfehlung geben muss, dass man das tun sollte.
Und da haben Sie Recht, ist es am Ellenbogen so, dass die arthroskopischen, also minimalinvasiven Verfahren sehr stark auf dem Vormarsch sind. Das war zu früheren Zeiten ein Gelenk, was eigentlich nie arthroskopiert wurde. Das hat sich ganz deutlich geändert.
Das wäre dann der nächste Schritt, dass man über eine arthroskopische Operation versuchen würde, die Beschwerden zu lindern. Man kann auf dem Weg auch Bänder ersetzen, zum Beispiel am Ellenbogen. Das ist eigentlich genauso wie im Kniegelenk.
Man kennt so im Volksmund ist es auch bekannt, die Kreuzbandplastik zum Beispiel bei Sportlern. Solche Situationen gibt es durchaus auch am Ellenbogen. Also gerade die Seitenbänder, die instabil sein können oder auch nach Unfällen geschädigt sind.
Anderes Beispiel wären Patienten, die mal so eine Luxation hatten. Es gibt viele Menschen, die stürzen und dann springt der Ellenbogen raus, renkt sich dann zwar wieder ein, aber wird nie so richtig schmerzfrei. Und da ist es eben oft so auch, dass da Instabilitäten da sind.
Das kann man arthroskopisch sehr gut feststellen und kann es dann auch behandeln im Rahmen von Bandplastiken. Und das sind Dinge, die sind eben erst in den letzten Jahren wirklich klar geworden, wie da die Biomechanik auch genau ist und was es da braucht an Stabilität. Und das ist hilfreich auch für die Patienten.
Julia Nogli: Also Bänder ersetzen, finde ich, klingt sehr interessant. Was sind die dann und halten die dann für immer? Und wie halten die auch?
Dr. Michael Berndsen: Das ist wirklich ähnlich wie auch bei Bandplastiken am Kniegelenk zum Beispiel. Es ist in der Regel so, dass die Seitenbänder ersetzt werden müssen, wenn sie also wenn Instabilität besteht, entweder auf der Innen- oder auf der Außenseite. Und das wird von der Technik her ganz genauso gemacht.
Es wird also Sehnengewebe von woanders entnommen. Am Ellenbogen ist das zum Beispiel die Trizepssehne. Das ist der Muskel auf der Rückseite des Oberarmes.
Der hat eine sehr breite Sehne. Da kann man Streifen Sehne entnehmen und kann das sozusagen als Bandplastik für das Seitenband nehmen. Das sind dann häufig Patienten, die haben überhaupt kein Seitenband mehr, weil die über Jahre schon ohne Band rumlaufen und diese Instabilität schon sehr lange besteht.
Und dann braucht man eben ganz neues Sehnengewebe. Und dann macht man das so mit Schrauben, die im Knochen sind, macht man das fest und spannt das eben. Also erzeugt eine ausreichende Stabilität.
Das funktioniert sehr gut eigentlich.
Julia Nogli: Und das wächst dann irgendwie an?
Dr. Michael Berndsen: Das wächst ein, genau. Das wächst ein. Man würde das dann über einen gewissen Zeitraum nachbehandeln, physiotherapeutisch.
Aber das funktioniert sehr gut.
Julia Nogli: Und da es eigenes Gewebe ist, hat man auch keine Abstoßung?
Dr. Michael Berndsen: Ganz genau. Das ist jetzt kein künstliches Gewebe oder sowas. Das wird nicht abgestoßen.
Julia Nogli: Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus. Wir sprechen heute über den Ellenbogen, das vernachlässigte Gelenk. Gleich mehr zum Thema hier in Natürlich Gesund und wie immer auch auf Radio Paradiso zum Nachlesen auf Paradiso.de
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Wann ist eine Operation am Ellenbogen notwendig?
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, darüber, wann ein Eingriff am Ellenbogen indiziert ist, und über seinen persönlichen Werdegang.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit der Sendung Natürlich gesund. Wenn man ihn sich stößt, dann tut es ziemlich doll weh. Der sogenannte Musikantenknochen, der Ellenbogen.
Aber es gibt ja auch Veränderungen und chronische Erkrankungen, die es zu behandeln gibt. Und damit kennt sich bestens aus Dr. Michael Berndsen. Er ist Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus.
Ja, wir haben eben schon von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gehört, auch zur OP, die manchmal nötig ist. Gibt es auch solche Dinge, dass man mit Ultraschall oder so irgendwas wegsprengt? Irgendwelche Kügelchen, die sich bilden oder so?
Dr. Michael Berndsen: Zur Verkalkung meinen Sie? Das gibt es ja an der Schulter. Kennt man das so?
Tendinitis calcarea, so Kalkschulter. Sowas gibt es auch am Ellenbogen. Das sind dann so Verkalkungen, die um das Gelenk drumherum sind.
Die kann man mit dem Ultraschall eigentlich nicht wirklich behandeln. Es gibt da eher so die Stoßfälle, die früher auch sehr stark wog war. Die gibt es auch immer noch für bestimmte Indikationen, hat aber im Ellenbogen relativ wenig Sinn.
Julia Nogli: Also konservativ behandeln oder operieren halt?
Dr. Michael Berndsen: Ja, genau. Es gibt also auch nicht alles, was sich am Ellenbogen neu bildet oder was ein Problem ist, wenn es nicht zu schmerzhaft ist, muss ja auch operiert werden. Es gibt ja auch einfach die Feststellung, das und das liegt vor.
Aber es gibt jetzt keine Veranlassung, unbedingt eine Operation zu erzwingen. Bei Instabilitäten ist das schwierig. Aber wenn jetzt kleine Verknöcherungen da sind, die vielleicht gar keine Probleme machen, dann muss man es auch nicht unbedingt operieren.
Dann kann man es auch so lassen.
Julia Nogli: Nun haben Sie ja gleich mehrere Tätigkeitsfelder mit den oberen Extremitäten. Welche Rolle spielt denn da der Ellenbogen so Größenordnung?
Dr. Michael Berndsen: Also zunehmend muss man sagen. Die Schulter ist ja da sicherlich noch vorne dran, weil da eben diese Verfahren, auch die arthroskopischen Verfahren sehr gängig sind und inzwischen auch einer großen Erfahrung unterliegen. Am Ellenbogen wird das jetzt auch so sein.
Und die Ellenbogen Patienten, sage ich mal, nehmen stark zu. Also weil das eben dieser geschärfte Blick und die veränderten Therapiemöglichkeiten doch auch irgendwie Hoffnung geben. Also nicht nur uns, sondern auch den Patienten.
Und es gibt eben eine Reihe von Patienten, die ja, wenn sie so wollen, als chronische Schmerzpatienten gelten und auch so behandelt werden, die aber da dann doch auch Hilfe bekommen. Und deswegen wird das immer mehr. Also gerade auch die arthroskopischen Verfahren am Ellenbogen nehmen sehr stark zu.
Ich kann das jetzt gar nicht so ganz genau beziffern, aber das kommt auf ein ähnliches Niveau wie bei den Schultern inzwischen.
Julia Nogli: Ja, das ist interessant. Wie sind Sie denn eigentlich selbst dazu gekommen, sich auf die oberen Extremitäten zu konzentrieren?
Dr. Michael Berndsen: Ich habe im Grunde angefangen, in einer Orthopädie zu arbeiten und bin nach meinem Studium da gelandet. Und das war auch mein Wunsch, weil ich was Handwerkliches machen wollte, mich Orthopädie eigentlich schon immer interessiert hat. Und in diesem Rahmen war ich dann in einer, ja, in einem Team, das sich überwiegend mit oberer Extremität beschäftigt hat.
Das war ja früher schon so, dass das alles so, ja, nach Spezialitäten auch so ein bisschen sortiert war. Es gab die, die sich mehr um die Wirbelsäulen gekümmert haben, die, die sich um Knie und Hüften gekümmert haben. Und ich war halt mehr oder weniger durch Zufall anfänglich bei den oberen Extremitäten.
Das hat dann aber sich verselbstständigt. Also irgendwann war mir auch klar, ich finde das auch tatsächlich sehr spannend und habe das dann weiterverfolgt und habe mich über viele Zwischenstationen da eben weitergebildet.
Julia Nogli: Also ein Fachmann tatsächlich für die oberen Extremitäten, Hand- und Mikrochirurgie, Schulter- und Ellenbogen. Ganz vielen Dank an Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der entsprechenden Abteilung im Immanuel Krankenhaus. Mehr zu ihm und zu dieser Abteilung hier auch auf Paradiso.de. Ihnen einen schönen Dienstagabend mit Radio Paradiso.
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Vorsicht: Sturzgefahr
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über Verletzungen, die durch einen Sturz enstehen können.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Mein Name ist Julia Nogli. Ich spreche heute Abend mit Dr. Michael Berndsen. Er ist Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Schönen guten Abend.
Dr. Michael Berndsen: Guten Abend.
Julia Nogli: Ja, noch haben wir ja sehr milde Temperaturen, aber Schnee oder Glatteis werden ja irgendwann auch in diesem Winter kommen. Und da heißt es Vorsicht, Sturz Gefahr. Vielleicht gleich mal.
Man fällt ja meistens auf die Hände und eigentlich ist es ja eher richtig, dass man sich automatisch abstützt, oder?
Dr. Michael Berndsen: So eine Art Reflex eigentlich, dass man sich auf die Hände abstützt, dass man auf die Hände fällt oder auf die Arme. Aber das kann natürlich auch zu Verletzungen führen und dann Probleme mit sich bringen, gerade wenn der Winter eintritt, wenn der erste Frost da ist, wenn der erst das erste Eis da ist, dann ist das schon ein Problem.
Julia Nogli: Und was kann passieren? Also bis hin zu einem Bruch? Oder gibt es auch kleinere Dinge im Handgelenk?
Dr. Michael Berndsen: Genau, das kann unterschiedliche Folgen haben. Es geht los bei leichten Prellungen einfach überall am Körper eigentlich, je nachdem, wie man stürzt. Man kann sich aber natürlich auch Knochen brechen.
Also wenn man ordentlich drauffällt, kann man sich vorstellen aus einer normalen Stehhöhe auf die Hände, dann kann es da auch zu Frakturen kommen. Es kann zu Brüchen des Handgelenkes kommen. Es können Bänder im Bereich des Handgelenkes auch reißen.
Das muss man dann überprüfen, je nachdem, wie die Klinik dann ist, also wie die Symptome dann nach so einem Sturz sind, muss man ein Röntgenbild machen, gegebenenfalls auch noch weitere Diagnostik, um zu gucken. Aber es kann auch natürlich glimpflich abgehen. Es ist nicht immer so, dass in jedem Fall auch ein Bruch entsteht.
Julia Nogli: Was ist eigentlich schlimmer oder schmerzhafter, die Verstauchung oder die Prellung?
Dr. Michael Berndsen: Ja, letztendlich ist es fast dasselbe. Verstauchung ist ja so ein bisschen was, wo sich was verdreht hat. Also wenn man das mal im übertragenen Sinne betrachtet, dann tut das natürlich auch weh.
Es entstehen auch da Einblutungen. Prellung ist ja so eine Art Anprall, wo auch kleine Gefäße unterhalb der Haut kaputt gehen und wo dann es eben zu so Einblutungen kommt und wo dann das Gewebe anschwillt. Und das macht dann eben am Ende die Schmerzen.
Was mehr wehtut, schwer zu sagen. Ich glaube, es tut beides ungefähr gleich weh.
Julia Nogli: Und woran kann ich es erkennen, wenn ich jetzt nicht zur ersten Hilfe gehe? Viele warten ja erst mal ab und denken mal gucken, Knöchel tut irgendwie weh, ist dick.
Dr. Michael Berndsen: Genau. Also ein sicheres Zeichen dafür, ob es eine ernste Verletzung ist oder nicht, gibt es eigentlich so nicht. Also was in der Regel immer passiert, gerade weil sie sagten Knöchel, also am Sprunggelenk.
Das ist am Handgelenk eigentlich genauso. Es kommt immer zu Schwellungen, wenn man da drauf stürzt. Natürlich die Schwellungen können bei ernsteren Verletzungen etwas heftiger ausfallen.
Das kann der Laie aber in der Tat nur schwer beurteilen. Also bei einer Schwellung und bei ziemlich starken Schmerzen im Bereich des Gelenkes ist es doch schon sinnvoll, zeitnah auch einen Arzt aufzusuchen. Im Zweifel dann auch eine Rettungsstelle, wenn es am Wochenende ist oder in der Nacht.
Je nachdem. Also das ist schon wichtig, das auch mal zu überprüfen dann.
Julia Nogli: Ja, das lohnt sich also auf jeden Fall, auch wenn man da vielleicht ein bisschen warten muss. Aber besser als eine ganze Nacht womöglich zu warten.
Dr. Michael Berndsen: Ja, besser als das zu verschleppen, vor allem auch. Das kann ja dann auch zu ernsten Folgen führen, wenn man gewisse Dinge nicht erkennt. Dann hat das mittel- und langfristig schon auch Folgen.
Julia Nogli: Ja, mehr dazu hören wir gleich in der Sendung. Natürlich gesund geht um die Sturzgefahr jetzt im Winter mit Dr. Michael Berndsen vom Immanuel Krankenhaus Berlin.
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Knochenbrüche behandeln
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über die Behandlung von Knochenbrüchen im Handbereich.
Julia Nogli: Radio Paradiso Sturzgefahr jetzt im Winter. Das ist unser Thema heute Abend in Natürlich gesund mit Dr. Michael Berndsen, Orthopäde und Unfallchirurg und hat auch die Zusatzbezeichnung Handchirurgie ist Experte hier vom Immanuel Krankenhaus. Ja, wir haben eben schon gesprochen über die verschiedenen Verletzungen, die es gibt.
Die erfordern auch verschiedene Behandlungen. Gehen wir mal durch. Ganz klar ein Bruch.
Was passiert mit dem? Wie wird es modern behandelt? Gips, Schiene oder?
Dr. Michael Berndsen: Genau, also Gips und Schienenbehandlung ist nach wie vor eine gängige Behandlung. Wichtig ist, dass man zunächst mal guckt. Was ist es für ein Bruch?
Also da kommt es darauf an. Wie steht der Bruch? Ist das sehr verschoben?
Ist das sehr doll kaputt? Sind irgendwelche anderen Strukturen geschädigt? Und davon hängt die Behandlung ab, wenn es also ein Bruch ist, der sehr gut steht und der keiner Reposition sagen wir, also keinem, wo kein Richten erfolgen muss des Knochens.
Dann kann man das konservativ behandeln, also mit einer Schiene oder einem Gips. Dann gibt es natürlich inzwischen. Also klar, es gibt immer noch den gängigen, den wir alle kennen.
Weiß Gips. Es gibt aber auch inzwischen Kunststoffschienen, die man verwenden kann, die etwas leichter sind, auch etwas komfortabler. Wenn es sich um einen Bruch handelt, der verschoben ist oder droht, sozusagen in der Zukunft auch Schwierigkeiten zu machen, dann können das auch Brüche sein, die operativ behandelt werden müssen.
Das heißt also mit Platten, Schrauben, je nachdem, an welcher Stelle des Körpers sich der Bruch befindet, muss der dann gegebenenfalls stabilisiert werden und dann eben auch in der Folge ruhig gestellt werden. Also es ist auch dann so, auch wenn man einen Bruch mit einer Platte fixieren kann, vorübergehend ruhig stellen muss man das dann schon auch immer noch. Manchmal ist es so stabil, dass man sehr früh anfangen kann, wieder zu bewegen.
Aber das hängt von dem Bruch ab. Das ist wirklich sehr, sehr unterschiedlich.
Julia Nogli: Und diese Platten, die werden dann auch wieder entfernt irgendwann.
Dr. Michael Berndsen: Das sind Materialien, die nicht zwingend entfernt werden müssen. Also es sind jetzt keine Platten, die unbedingt raus müssen. Oft ist es aber so, dass sie irgendwann stören.
Und es gibt auch viele Patienten, die sagen dann, sie wollen sie irgendwann loswerden. Es ist einfach so ein Gefühl, was man dann hat, dass man das Metall irgendwie wieder loswerden will. Zwingend erforderlich ist das nicht, es sei denn, die Platte stört.
Julia Nogli: Wie ist es denn mit Rippenbrüchen? Da kann man ja kein Gips anlegen. Wie wird dann das behandelt?
Dr. Michael Berndsen: Genau, Rippenbrüche sind insofern ein Problem, als dass sie natürlich auch wehtun, insbesondere beim Atmen. Also wenn man da so draufstürzt und es sind wirklich einzelne oder auch mehrere Rippen gebrochen, dann ist das fürs Atmen sehr, sehr schwierig. Stimmt, man kann es nicht in der Form ruhigstellen wie andere Brüche an den Extremitäten.
Und es sind auch keine Brüche, die man zumindest nicht in der Regel operativ behandelt, weil das schien sich in der Regel selbst, also der Thorax ist in der Regel stabil genug. Wenn es sogenannte Rippenserienfrakturen sind, das bedeutet, dass wirklich mehrere Rippen auf einer Seite gebrochen sind oder auch auf beiden Seiten, ist das auf jeden Fall eine Indikation für eine stationäre Behandlung. Das muss also stationär überwacht werden.
Da geht es um Dinge wie, wie ist die Atmung, wie ist die Lunge auch beeinträchtigt? Da muss dann so Atemgymnastik gemacht werden. Man neigt natürlich dazu, wenn die Rippen gebrochen sind, nicht wirklich normal und tief einzuatmen.
Und das kann in der Folge wieder zu Lungenentzündungen etc. führen. Das heißt, das ist dann was, da muss man wirklich mit Atemtherapie, Atemgymnastik darauf hinarbeiten, dass die Lungen gut belüftet werden.
Wenn es nur eine einzelne Rippe ist, dann tut es weh, ist aber nicht so schlimm eigentlich.
Julia Nogli: Ja, zu weiteren Verletzungen hören wir gleich mehr hier in der Sendung Natürlich gesund. Es geht um das, was uns erwarten wird im Winter, wenn es dann mal kälter wird, man rutscht eben mal aus auf Glatteis oder auf Schnee. Hier in der Sendung Natürlich gesund bei Radio Paradiso.
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Schlüsselbeinbruch
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über die Behandlung von Schlüsselbeinbrüchen.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit Natürlich gesund am Dienstagabend. Ich bin Julia Nogli, bei mir ist Dr. Michael Berndsen. Er ist Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie beim Immanuel Krankenhaus Berlin.
Ja, wir haben schon über verschiedene Stürze und Unfälle gesprochen. Eine typische Radfahrerverletzung ist ja beim Sturz über den Lenker zu fliegen und dann einen Schlüsselbeinbruch zu erleiden. Was wird da gemacht?
Dr. Michael Berndsen: Schlüsselbein, Sie haben recht, also Radfahrstürze sind relativ typisch dafür, weil man da häufig auch wirklich direkt auf der Schulter landet und durch diese Stauchung das Schlüsselbein dann eben schon gebogen wird und wenn es dann zu arg wird, dann bricht es eben auch. Schlüsselbeinbrüche, da hängt es sehr stark davon ab, wo das Schlüsselbein bricht. Also es gibt ganz viele Brüche, zum Beispiel im mittleren Drittel des Schlüsselbeins, also wirklich in der Mitte des Knochens, die, wenn sie nicht so stark verschoben sind, auch konservativ behandelt werden können.
Das hat man früher mit einem sogenannten Rucksackverband gemacht, der wirklich angelegt war, wie ein Rucksack, also mit so einem Streifen, der über das Schlüsselbein rüberging und dann wurde das so festgezurrt. Das macht man heute in der Regel nicht mehr so. Man würde schon den Arm ein wenig ruhig stellen, aber das sind Brüche, die relativ gut auch konservativ aushalten.
Das muss also nicht operiert werden. Diese Rucksackverbände waren und sind ein bisschen unbequem, weil die natürlich auch wehtun vorübergehend. Das ist unkomfortabel, aber wenn man Operationen vermeiden kann, ist das hinzunehmen, denke ich.
An anderen Stellen und wenn es sehr stark verschoben ist, muss man das auch operieren. Also das sind an der Außenseite des Schlüsselbeines Brüche, die das Gelenk mit betreffen, sind häufig Brüche in dem Bereich, die operativ behandelt werden müssen oder wenn es eben sehr stark verschoben ist. In seltenen Fällen kann es da auch mal zu Durchspießungen durch die Haut kommen.
Das stellt man sich immer so ein bisschen eklig vor, aber das sind natürlich auch Sachen, die dann operativ behandelt werden müssen. Allerdings, weil Sie sagten, sehr kompliziert. Die Operationen von Schlüsselbeinbrüchen sind eigentlich nicht so kompliziert.
Ist ja ein langer Knochen, der relativ isoliert da liegt und man kommt ganz gut hin eigentlich. Das lässt sich ganz gut machen. Und die Studien zeigen eigentlich auch, dass die Ergebnisse nach operativer Versorgung der Brüche, die dann eben auch so behandelt werden müssen, sehr gut sind.
Also die Funktion ist danach sehr gut. Es muss nicht lange ruhig gestellt werden. Das geht eigentlich ganz gut.
Julia Nogli: Komplizierter ist da sicher Ihr Fachgebiet, das Handgelenk mit den vielen kleinen Knöpfen.
Dr. Michael Berndsen: Das kommt ein bisschen darauf an, was bricht. Genau. Aber da sind natürlich die Zugangswege oft etwas schwieriger.
Und natürlich ist die Behandlung auch etwas komplexer, je nachdem, was da bricht. Also der normale Speichenbruch, der so ganz typisch ist. Also wenn das der normale Handgelenksbruch, von dem man im Volksmund so spricht, dann bricht ja die Speiche vorne im Handgelenk.
Das können auch durchaus Brüche sein, wenn man sie operativ behandelt, die nicht so schwer zu versorgen sind. Oft kommt es aber auch zu Begleitverletzungen. Also wenn dann noch zusätzlich Bänder gerissen sind oder zusätzlich weitere Handwurzelknochen durchbrechen, dann ist das ein bisschen komplexer.
Lässt sich aber auch ganz gut machen. Wichtig ist auch da, da werde ich immer nicht müde darauf hinzuweisen, eine gute Diagnostik. Also es ist sehr, sehr wichtig, auch bei Speichenbrüchen, die ja mal auch so abgetan werden, nach Begleitverletzungen zu gucken und zu gucken, gibt es dort andere Pathologien, also andere Veränderungen im Handgelenk, die auch Probleme machen können?
Weil das ist für die Behandlung und auch für die Folgen sehr, sehr wichtig.
Julia Nogli: Sonst meldet sich da später was.
Dr. Michael Berndsen: Ja, sonst hat man mittel- und langfristig Probleme.
Julia Nogli: Mehr zu diesen Stürzen, Problemen und Lösungen vor allem, wenn es um Verletzungen nach Stürzen geht, hier in der Sendung Natürlich gesund, gleich bei Radio Paradiso, mehr auch im Internet auf paradiso.de.
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Selbstheilungskräfte bei Knochenbrüchen
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über die Selbstheilungskräfte der Knochen und Präventionsmaßnahmen um Stürze zu vermeiden.
Julia Nogli: Radio Paradies, somit natürlich gesund. Ich spreche heute mit Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Ja, wir haben schon über viele Brüche, verschiedene gesprochen, auch was man da machen kann.
Wie sehr hilft sich der Körper eigentlich selbst? Also der Knochen wächst da was nach?
Dr. Michael Berndsen: Der Körper hilft sich selbst. Das macht man sich ja auch bei der konservativen Behandlung zu nutzen, denn bei einer Ruhigstellung wird ja auch von außen so nichts eingebracht oder es wird auch nichts eingebaut oder operiert, was dem Knochen hilft. Der Knochen wächst einfach selbst wieder zusammen.
Dazu ist der Knochen in der Lage immer. Da kommt es im Wesentlichen nur darauf an, zu gucken, ob der Knochen dazu eine Gelegenheit hat, wirklich zusammen zu heilen. Damit meine ich, wenn es sehr stark verschoben ist oder sehr stark verkippt, dann erschwert das die Situation natürlich.
Und dann muss man eventuell dem Knochen ein bisschen Hilfestellung geben, indem man ihn wieder gerade rückt und die Flächen, die gebrochen sind, so aufeinander stellt, dass sie dann auch zusammenheilen können. Ansonsten schafft der Knochen das selbst. Also an vielen Stellen des Körpers ist es durchaus möglich und auch ist es möglich, dass der Knochen selbst wieder zusammenwächst.
Julia Nogli: Schwieriger wird vieles und eben gerade unser Thema hier bei alten Menschen. Erstens stürzen sie leichter, weil sie nicht mehr so mobil sind. Die Sinnesorgane nicht mehr so scharf.
Und dann sind Brüche unter Umständen eben schlimmer, weil die Knochen größer sind. Was ist da zu beachten und wie kann man das überhaupt vermeiden, dass ältere Leute stürzen, wovor sie ja auch Angst haben im Winter?
Dr. Michael Berndsen: Na klar. Also zum ersten Teil der Frage bei Veränderungen der Knochen, denen sind wir im Grunde alle ausgesetzt, wenn wir älter werden. Also die Knochendichte letztendlich nimmt bei uns allen so ein bisschen ab.
Natürlich spielen da auch Erkrankungen wie Osteoporose in Bezug auf Medikamenteneinnahmen von vielen Patienten oder auch generell eine Rolle. Das ist ein Problem, was oft dazu führt, dass eben auch größere Knochendefekte entstehen können bei diesen Brüchen, die dann bei solchen Stürzen auftreten. Und das hat eine Konsequenz in Bezug auf die operative Versorgung.
Das hat eine Auswirkung darauf, welche Strategie man wählt zum Beispiel, also wie man etwas operiert und zu welchem Zeitpunkt man es operiert und wie lange man es ruhig stellt etc. Also die Strategie ist da etwas anderes als bei einem jungen, sonst gesunden Patienten. Es macht es nicht unbedingt viel komplizierter, aber es macht es oft für die älteren Patienten etwas langwieriger.
Nichtsdestotrotz lässt sich sowas auch gut versorgen. Also das heißt nicht, dass ein Patient mit einer Osteoporose auch bei Brüchen nicht gut versorgt werden kann. Das heilt trotzdem.
Der Knochen hat auch trotzdem selbst die Gelegenheit zusammenzuwachsen und das tut er auch. Insofern ist das jetzt kein Manko, was der ältere Mensch da hat. Es verlängert nur manche Dinge ein bisschen.
Zum zweiten Teil der Frage. Richtig verhindern kann man natürlich Stürze nicht so richtig. Man kann natürlich Vorsichtsmaßnahmen anwenden.
Das heißt also, wenn man Wert legt auf die Wahrnehmung, also wenn man nach draußen geht zum Beispiel, dass man guckt, gerade bei Wintereinbruch, dass man mal prüft, wie ist der Boden eigentlich, ist da irgendwie, ist es ein bisschen rutschig, muss ich etwas langsamer gehen, mache ich vielleicht kleinere Schritte etc. Es gibt natürlich auch Möglichkeiten, sowohl die kognitiven Fähigkeiten, also das Erkennen von solchen Problemen, wie auch die motorischen Fähigkeiten, also die Fähigkeiten des Körpers zu schulen. Da gibt es, haben vielleicht alle schon mal gehört, es gibt so Sturzprophylaxe, auch so Kurse.
Es gibt bestimmte Sportarten, die auch bei älteren Menschen darauf hinarbeiten, gerade die Koordination zu verbessern, also die muskuläre Situation in einem ersten Schritt zu verbessern und dann die Koordination zu verbessern. Es gibt Studien über zum Beispiel Tai Chi, das kennt man ja so. Das ist eine Form des Sportes, in Anführungsstrichen, der klar nachweislich die kognitiven Fähigkeiten und auch die motorischen Fähigkeiten sehr stark verbessert.
Und das sind Dinge, die in so einer Sturzsituation hilfreich sein können. Tai Chi war nur ein Beispiel. Es gibt ganz viele Dinge und es gibt ja inzwischen auch bei Fitnessstudios und bei allen möglichen Sportvereinen die Tendenz, gerade bei älteren Leuten, die Muskelkraft zu stärken.
Damit meine ich jetzt kein Bodybuilding oder sowas, sondern einfach die muskuläre Situation zu verbessern, weil das eben die Koordination auch verbessert.
Julia Nogli: Und da sollte man ruhig auch mutig sein und auch mit 70 vielleicht so ein kurzer Anfang.
Dr. Michael Berndsen: Auf jeden Fall. Das ist also, es ist auf jeden Fall nie zu spät und ist für alles eigentlich hilfreich. Da hat auch das Gleichgewicht was damit zu tun, weil das der Sinn dafür wird natürlich dadurch auch geschult.
Und das macht in jedem Fall Sinn, auch mit 80 noch.
Julia Nogli: Gibt einem dann auch mehr Sicherheit.
Dr. Michael Berndsen: Ja, natürlich. Man fühlt sich dann auch besser und sicherer.
Julia Nogli: Vielen Dank, Dr. Michael Berndsen. Heute haben wir gesprochen über Sturzgefahren jetzt in der Winterzeit hier bei Natürlich gesund bei Radio Paradiso.
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Karpaltunnelsyndrom
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über das Karpaltunnelsyndrom.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit Natürlich gesund. Dr. Michael Berndsen für die Facharztbezeichnung Orthopädie und Unfallchirurgie und außerdem die Zusatzbezeichnung Handchirurgie und da ist mein Gast heute in Natürlich gesund. Wir sprechen über das ganze Spektrum der Handchirurgie, besonders der Rheuma-Handchirurgie und auch über das Karpaltunnel-Syndrom.
Das hört man immer mal. Was ist das eigentlich genau?
Dr. Michael Berndsen: Das Karpaltunnel-Syndrom ist eine sehr häufige Erkrankung, betrifft sehr viele Menschen. Man merkt das an sich selber ganz einfach, indem man feststellt, dass die ersten drei Finger der Hand, also vom Daumen angefangen, ab und zu mal einschlafen. Das kann beim Fahrradfahren passieren, das kann auch beim Arbeiten passieren.
Viele Patienten bemerken das nachts, also wachen nachts davon auf, dass die Hand einschläft. Das ist so ein erstes Anzeichen für ein beginnendes Karpaltunnel-Syndrom. Es handelt sich dabei eigentlich um ein Nervenengpass-Syndrom, wenn man das übersetzen will.
Das bedeutet, der sogenannte Mittelhandnerv, der da betroffen ist, zieht durch den Karpaltunnel in die Hand und dieser Karpaltunnel ist begrenzt von Knochen und Bändern. Und in diesem Karpaltunnel kann es zu eng werden, aufgrund von verschiedenen Ursachen, das würde jetzt zu weit führen, und dann wird der Nerv eingeengt und kann seine Arbeit nicht mehr richtig erfüllen. Das heißt, er kann weder die Muskulatur richtig versorgen, noch kann er das Gefühl richtig leiten.
Das ist tatsächlich auch ein Problem, was man nur sehr schwer von außen beheben kann, weil es ein mechanisches Problem ist, also für den Nerv ist es zu eng. Das muss man in der Folge, wenn man diese Beschwerden feststellt, irgendwann mit einem sogenannten EMG verifizieren, also nachweisen. Das ist eine Untersuchung, bei der man die Nervenleitgeschwindigkeit misst, dieses betroffenen Nerven und dann stellt man fest, dass es in dem Bereich des Karpaltunnels zu einer Verlangsamung kommt.
Wenn das so ist und man das so festgestellt hat, ist das etwas, was operativ behoben werden muss, denn dauerhafte Schädigungen des Nerven können auch zu einem bleibenden Schaden des Nerven führen, der dann nicht mehr behebbar ist. Insofern ist da unsere Empfehlung tatsächlich immer, auch wenn wir sonst eher zurückhaltend sind, dass man dem Nerven Platz machen muss. Der operative Eingriff, der da durchgeführt werden muss, ist glücklicherweise ein sehr kleiner Eingriff.
Das ist ein Eingriff, den man ambulant machen kann. Das heißt, die Patienten kommen morgens ins Krankenhaus, können am Nachmittag wieder nach Hause und es gibt keine größeren Einschränkungen, auch in der Zeit nach dem Eingriff nicht. Insofern besteht da kein sehr hohes Risiko.
Ist aber ein sehr gängiges Problem und man muss das durchaus auch ernst nehmen, wenn dieses Einschlafen auftritt.
Julia Nogli: Dr. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Mit ihm spreche ich heute Abend hier in der Sendung Natürlich gesund bei Radio Paradiso. Gleich geht's weiter.
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Ersatz des Handgelenks
Dr. med. Michael Berndsen, Chefarzt der Abteilung Obere Extremität, Hand und Mikrochirurgie am Immanuel Krankenhaus Berlin, über den Ersatz des Handgelenks.
Julia Nogli: Radio Paradiso mit Natürlich gesund am Dienstagabend. Ich bin Julia Nogli und spreche heute mit Dr. Michael Berndsen, seit September 2013 Chefarzt der Abteilung obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie im Immanuel Krankenhaus Berlin. Schönen guten Abend.
Dr. Michael Berndsen: Guten Abend.
Julia Nogli: Ja, was viele vielleicht nicht wissen, dass wir vom Knie oder der Hüfte ja kennen, nämlich dass man heute auch das ganze Handgelenk ersetzen kann. Ja, das gilt da auch. Sie haben sogar in diesem Bereich promoviert, wenn ich es richtig gelesen habe.
Wann kann das denn oder wird so etwas notwendig werden?
Dr. Michael Berndsen: Also bei meiner Promotion oder Dissertation ging es um den Ersatz der Fingergelenke, also um den Ersatz der Fingermittelgelenke und der Fingergrundgelenke. Damit habe ich mich ausführlich beschäftigt. Beim Handgelenk ist das Ganze etwas schwieriger.
Man hat lange in der Tat versucht, geeignete Prothesen-Modelle zu finden, mit denen man das Handgelenk ersetzen kann. Das Handgelenk ist in seiner Kinematik und Mechanik etwas problematischer als zum Beispiel das Hüftgelenk, insofern auch schwieriger zu ersetzen. Es gab eine Reihe von Modellen, das ist über viele Jahrzehnte aber fehlgeschlagen.
Und wir haben jetzt eine neue Generation von Handgelenksprothesen, die erst mal vielversprechend erscheinen. Es ist aber tatsächlich so, dass langfristige Ergebnisse noch fehlen und man im Moment mit der Empfehlung dazu eher noch zurückhaltend sein muss. Es gibt aber auch am Handgelenk, also bei schweren Arthrosen zum Beispiel, von der dann oft auch Teilbereiche des Handgelenks nur betroffen sind, durchaus sehr gute andere sogenannte Rettungsoperationen, mit denen man ebenfalls Beweglichkeit erhalten kann, ohne sofort auch dort ein künstliches Gelenk einsetzen zu müssen.
Julia Nogli: Wie oft kommt denn das so vor und ab welchem Lebensalter kann man so extreme Probleme bekommen mit den Handgelenken?
Dr. Michael Berndsen: Also die reine Verschleißerkrankung ist schon so sozusagen ein Problem des älteren Menschen. Allerdings ist es am Handgelenk häufig so, dass vorangegangene Verletzungen oft eine Rolle spielen, also zum Beispiel Brüche im Bereich des Handgelenkes. Auch der Handwurzelknochen, zum Beispiel das Kahnbein ist da oft betroffen.
Das sind auch oft Brüche, die anfänglich unbemerkt sind und die dann im Laufe der folgenden Jahre zu erheblichen Beschwerden führen können und dann auch Arthrosen auslösen. Gutes Beispiel dafür sind auch Bandverletzungen im Handgelenk. Das wird oft übersehen, auch in der Diagnostik, auch bei primären Verletzungen.
Und das sind auch Dinge, die dann im Verlauf zu sehr schwerwiegenden Arthrosen im Handgelenk führen können, die dann auch Operationen notwendig machen. Günstig für uns ist immer, wenn wir es sofort erkennen, also wenn die Patienten sofort bei einem Handchirurgen landen, weil dann kann man es auch sofort beheben, ohne dass eben Spätschäden entstehen. Aber wir sehen oft eben diese Spätschäden nach falscher Behandlung oder nicht erkennen von Problemen auch.
Julia Nogli: Mehr zu diesen Problemen und Lösungen, vor allem auch, wenn es um das Handgelenk geht und auch mehr zur neuen Praxis. Eins alles für die Gesundheit der Immanuel Medizin in Zehlendorf. Das gleich hier in Natürlich gesund auf Radio Paradiso.